# taz.de -- Flüchtlingsboot im Mittelmeer: Offenbar Hunderte ertrunken
> Ein völlig überladenes Fischerboot ist vor Libyens Küste gekentert.
> Mehrere hundert Menschen wurden gerettet, ebensoviele werden noch
> vermisst.
IMG Bild: Victoryzeichen für das Überleben – schon am Dienstag waren Hunderte von der italienischen Marine gerettet worden.
Rom afp | Vor der Küste Libyens hat sich am Mittwoch erneut eine
Flüchtlingstragödie mit möglicherweise mehreren hundert Toten ereignet.
Nach Angaben der italienischen Küstenwache kenterte ein völlig überladenes
Flüchtlingsboot vor der libyschen Küste. Bis zum Nachmittag wurden bis zu
400 Menschen gerettet und 25 Flüchtlinge tot geborgen. An Bord des Bootes
könnten jedoch 700 Menschen gewesen sein.
Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) erklärte, an Bord des Bootes hätten
sich mehr als 600 Menschen befunden, die Organisation Ärzte ohne Grenzen
ging von bis zu 700 Geflohenen aus. Das Boot hatte am Morgen einen Hilferuf
abgesetzt, der im sizilianischen Catania entgegengenommen wurde. Zwei in
der Nähe des Bootes patrouillierende Rettungsschiffe wurden entsandt, das
irische Marineschiff „Lé Niamh“ sowie die von der Organisation Ärzte ohne
Grenzen gecharterte „Dignity 1“, später kamen drei weitere Boote dazu.
Beim Eintreffen des irischen Rettungsschiffs kenterte das Flüchtlingsboot.
Oftmals sind die Schiffe derart überladen, dass es zum Kentern kommt, wenn
nur einige Menschen gleichzeitig aufstehen, sagte ein Vertreter der
Küstenwache. Das war nun offenbar bei den Flüchtlingen in Erwartung ihrer
baldigen Rettung der Fall.
Das UNHCR sei um das Leben der noch vermissten Flüchtlinge „besorgt“,
erklärte das Hilfswerk. Demnach war das Meer relativ ruhig, das Boot sank
jedoch schnell, weil es aus Metall war. Offenbar steckten dabei zahlreiche
Menschen noch in dem Schiffswrack fest. Ärzte ohne Grenzen sprach vor Ort
von „vielen Toten“.
## 2000 Tote seit Jahresbeginn
Die Internationale Organisation für Migration (IOM) hatte am Dienstag in
Genf mitgeteilt, dass seit Jahresbeginn bereits mehr als 2000 Menschen bei
der Flucht über das Mittelmeer ums Leben kamen. Insgesamt unternahmen
demnach seit Januar rund 188.000 Flüchtlinge und Migranten die gefährliche
Reise über das Mittelmeer nach Europa. Die meisten Flüchtlinge kamen in
Griechenland und in Italien an.
Libyen ist ein Haupttransitland für Flüchtlinge aus dem Nahen Osten, Asien
und Afrika auf dem Weg nach Europa. Bei einer der bisher schlimmsten
Tragödien vor der libyschen Küste starben Mitte April etwa 800 Menschen.
5 Aug 2015
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