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       # taz.de -- Neue Kita-Streiks rücken näher: Nicht sofort, aber Mitte Oktober
       
       > Die Gewerkschaft Verdi will die Friedenspflicht beenden. Die Arbeitgeber
       > sind zu keinen weiteren Zugeständnissen bereit.
       
   IMG Bild: Die Kinder müssen demnächst wieder einmal auf die Kita verzichten.
       
       Berlin/Düsseldorf dpa | Neue Streiks in den Kindertagesstätten rücken immer
       näher. Im Konflikt um die Gehälter der 240.000 Erzieher will die
       Gewerkschaft Verdi die Schlichtung für gescheitert erklären und die
       Friedenspflicht beenden. Das kündigte Verdi-Chef Frank Bsirske am Montag
       an. Einen entsprechenden Beschluss soll die Bundestarifkommission an diesem
       Dienstag treffen. Damit werden die Weichen für neue Kita-Streiks gestellt.
       
       Dabei setzt Bsirske auf unberechenbarere und noch „spürbar einschneidendere
       Streikformen“. Das kündigte der Gewerkschaftschef am Montag in Düsseldorf
       an. Falls es dazu komme, würden die Streiks voraussichtlich in der zweiten
       Oktoberhälfte fortgesetzt, sagte Bsirske. „Aber nicht einfach mit
       Dauerstreiks.“ Wenn die Arbeitgeber nicht einlenkten, müsse es „mehr
       Stress“ geben.
       
       Nach der Ablehnung des Schlichtungsergebnisses durch rund 70 Prozent der
       betroffenen Verdi-Mitglieder sagte Bsirske, der Schlichterspruch von Ende
       Juni reiche für die überfällige Aufwertung der Arbeit von Erziehern und
       Sozialarbeitern nicht aus. Die Schlichter hatten zwischen 2 und 4,5 Prozent
       mehr Geld vorgeschlagen; die Gewerkschaften hatten etwa 10 Prozent
       gefordert.
       
       Der Verdi-Chef räumte ein, dass die Gewerkschaftsvertreter bei den
       Schlichtungsgesprächen der Empfehlung zunächst mit großer Mehrheit
       zugestimmt hatten. „Wir haben das Ergebnis für abschlussfähiger gehalten,
       als es das dann tatsächlich war“, sagte er. Für die nächsten Verhandlungen
       an diesem Donnerstag in Offenbach hatte Bsirske ein verbessertes Angebot
       der Arbeitgeber gefordert. Das lehnten die Arbeitgeber ab.
       
       Der Präsident der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA),
       Thomas Böhle, nannte weitere Streiks „nicht akzeptabel“. Die Gewerkschaften
       hätten den Schlichterspruch akzeptiert. „Nun wollen die Gewerkschaften
       diesen Schlichterspruch, dem sie selbst zugestimmt haben, als Anlass für
       neue Streiks neben. Das ist absurd.“
       
       Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd
       Landsberg, warnte in der „Rheinischen Post“ (Montag), mehr als
       durchschnittlich plus drei Prozent Gehalt könnten sich die Kommunen nicht
       leisten. „Noch mehr Geld würde auch das Gehaltsgefüge im öffentlichen
       Dienst der Kommunen sprengen.“ Dann wollten etwa auch die Feuerwehrleute
       mehr Geld.
       
       ## Kein Verständnis mehr
       
       Der Deutsche Städtetag appelliert an die Gewerkschaften, auf erneute
       Streiks in den Kitas zu verzichten. Der stellvertretende
       Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy erklärte am Montag in Berlin, die Städte
       hätten kein Verständnis dafür, wenn es erneut zu Streiks kommen sollte.
       Eltern und Kinder seien die Leidtragenden.
       
       Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) betonte, Verdi sei nun
       keinesfalls gezwungen, den Arbeitskampf wieder aufzunehmen. Zwingend sei
       ein Streik nur, wenn sich mehr als 75 Prozent gegen ein
       Verhandlungsergebnis aussprächen. Es ist nun die Aufgabe der
       Gewerkschaftsführung, das Ergebnis der Schlichtung „den Mitgliedern
       angemessen zu vermitteln“.
       
       Linken-Chef Bernd Riexinger forderte die Arbeitgeber zu einem „vernünftigen
       Angebot“ auf. Er sagte am Montag in Berlin: „Natürlich wissen wir auch,
       dass viele Kommunen überfordert sind.“ Deshalb müsse sich der Bund an der
       Finanzierung beteiligen, etwa mit den Mitteln, die durch den Wegfall des
       Betreuungsgeldes frei werden.
       
       10 Aug 2015
       
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