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       # taz.de -- Effekte des Klimawandels in Deutschland: Nicht rauchen und Biermangel
       
       > 2015 könnte weltweit das nächste Rekordjahr in Sachen Hitze werden. Eine
       > Studie zeigt, was Deutschland künftig bevorsteht. Der Hopfen scheint
       > verloren.
       
   IMG Bild: Ein BMX-Fahrer schanzt in den Berliner Müggelsee, der hoffentlich noch nicht verdampft ist
       
       Berlin taz | Essen Sie gesund und bewegen Sie sich viel. Alkohol trinken
       Sie bitte eher wenig, aufs Rauchen verzichten Sie. Das ist ein Rat, diesmal
       nicht vom Hausarzt, sondern vom Deutschen Wetterdienst DWD und dem
       Umweltbundesamt.
       
       Es gehe darum, mit dem „zunehmend belastenden Wettergeschehen“
       klarzukommen. Schon der Sommer 2015 ist ungewöhnlich. Am 5. Juli und am 7.
       August stieg die Temperatur im bayerischen Kitzingen auf 40,3 Grad – der
       höchste Wert seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen. DWD-Vizepräsident
       Paul Becker erklärt: „In Zukunft erwarten wir bei fortschreitendem
       Klimawandel noch mehr, längere und intensivere Hitzewellen in Deutschland.“
       Global waren fünf der ersten sieben Monate 2015 die heißesten seit Beginn
       der Wettermessungen.
       
       Deutschland muss sich also auf den Klimawandel einstellen. Das zeigt die
       neue Studie „Brennpunkte des Klimawandels in Deutschland“, die der taz
       vorliegt. Im Auftrag der grünen Bundestagsfraktion hat darin die
       Wissenschaftsautorin Stefanie Groll zusammengestellt, was auf welche
       Regionen bis zur Mitte oder spätestens Ende des Jahrhunderts zukommt. Sie
       nimmt dabei an, dass die Weltgemeinschaft unvermindert weiter Treibhausgase
       ausstößt – trotz des geplanten Klimaschutzabkommens, das im Dezember in
       Paris verabschiedet werden soll.
       
       Groll hat verschiedene Studien durchforstet. Ihre Grundlage sind Daten des
       Potsdam-Instituts für Klimafolgenfoschung. Deutschland hat sich demnach
       schon heute um 1,2 Grad im Vergleich zum Jahr 1901 erwärmt. Bis 2040 ist
       noch mal mit 0,9 Grad zu rechnen. Zwar gebe es Unsicherheiten, etwa
       bezüglich der Sonnenstrahlung, aber die Forscher könnten „wahrscheinliche
       Entwicklungen aufzeigen“.
       
       Hierzulande werde es zwar nicht die Katastrophen in anderen Teilen der Welt
       geben, dennoch habe der Klimawandel „gravierende Folgen“. Ihre Beispiele:
       Den Alpen wird es an Schnee mangeln, steigt die Temperatur um 2 Grad. Ski
       fahren wäre nur noch auf der Zugspitze oder dem Nebelhorn möglich, nicht
       mehr in Gebieten wie Bad Tölz oder Füssen. Im bayerischen Hallertau, wo ein
       Drittel des Hopfens für die Bierbrauer weltweit wächst, verhagelt die
       Ernte. In den letzten fünf Jahren gab es bereits fünf schwere Unwetter,
       eins hätte dem langjährigen Schnitt entsprochen. Höhere Bierpreise sind
       nicht ausgeschlossen.
       
       ## Mehr Zeckenwarnungen und längere Pollenflugsaison
       
       In Baden-Württemberg fallen Kraftwerke aus, weil Kühlwasser fehlt, wenn die
       Flüsse im Sommer zu warm werden. Hagel und Orkane können obendrein die
       Stromautobahnen zerstören, die künftig den Windstrom von Nord nach Süd
       leiten sollen.
       
       Im Thüringer Wald fressen Borkenkäfer und andere Insekten immer häufiger
       die Bäume kahl, außerdem steigt dort das Waldbrandrisiko. In
       Nordrhein-Westfalen wird es wie in anderen Bundesländern mehr
       Zeckenwarnungen geben. Dazu kommt: Allergiker müssen sich darauf
       einstellen, dass die Pollenflugsaison länger dauert, schon in den letzten
       30 Jahren sind bis zu 12 Tage hinzugekommen.
       
       Hiesige Bauern werden mit Trockenheit und Extremwetter kämpfen, sie
       erproben bereits Sorten, die mit dürren Zeiten besser zurechtkommen. „Das
       kann ein sehr teures und unangenehmes Wetterchaos werden, wenn wir nicht
       deutlicher umsteuern“, sagte die grüne Vorsitzende des Umweltausschusses im
       Bundestag, Bärbel Höhn – und ruft zum Beispiel dazu auf, Kohlekraftwerke
       abzuschalten.
       
       21 Aug 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hanna Gersmann
       
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