# taz.de -- Grüner Islam auf dem Vormarsch: Klimaschutz im Namen Allahs
> Muslimische Wissenschaftler und Politiker rufen zum Umweltschutz auf. Die
> Natur sei Gottes Werk und dürfe vom Menschen nicht zerstört werden.
IMG Bild: In der „Islamischen Erklärung zum Klimawandel“ rufen Geistliche, Politiker und Wissenschaftler nicht nur gläubige Muslime zum Klimaschutz auf
Berlin taz | Im Koran gibt es für die Begriffe Umwelt und Schöpfung das
selbe Wort: Khalq. „Laut islamischer Lehre sollen sich die Menschen die
Erde nicht untertan machen, sondern den harmonischen Kreislauf bewahren“,
sagt Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland,
der taz.
So denken auch die Wissenschaftler, Geistliche und Politiker aus 20
Ländern, die diese Woche auf dem „Internationalen islamischen Symposium zum
Klimaschutz“ in Istanbul tagten.
Der Tenor ihrer „Islamischen Erklärung zum Klimawandel“: Der Mensch lebt
über seine Verhältnisse. Wenn er so weitermacht, werden die Folgen
gravierend sein. Was die Erklärung von den zahlreichen Absichtserklärungen
unterscheidet, ist die religiöse Herleitung. Nicht nur die Konsequenzen des
Klimawandels sind demnach wichtig, sondern es ist auch der göttliche
Auftrag des Menschen, die Natur zu schützen.
Die geforderten Konsequenzen ähnelt dem, was auch viele Umweltgruppen
fordern: Die Autoren zeigen sich enttäuscht über den langsamen Fortschritt
beim Klimaschutz und fordert verbindliche Beschlüsse für den UN-Klimagipfel
in Paris, der im Dezember stattfindet. Außerdem werden die Verantwortlichen
der Wirtschaft aufgefordert, sich der Konsequenzen ihres Profitstrebens
bewusst zu sein.
## Öko-Dschihad
Auch die Politik wird in die Verantwortung genommen: So sollen die reichen
Länder und Öl exportierenden Staaten ihren Ausstoß von Treibhausgasen
schnellstmöglich auf null senken. Diese Länder müssten auch den
wirtschaftlich schwachen Nationen bei der Entwicklung einer nachhaltigen
und umweltverträglichen Wirtschaft helfen.
Die Erklärung richtet sich an jeden einzelnen Menschen, Muslim oder nicht.
Jeder muss, so heißt es, durch umweltbewusstes Leben seinen Teil zur
Rettung der Schöpfung beitragen.
Der Schutz von Natur und Umwelt hat im Islam eine lange Tradition. Schon im
Koran gibt es eine Geschichte, in der der Prophet Salih sein Volk anweist,
trotz einer Hungersnot die Kamele nicht zu schlachten. Als die Menschen
sich darüber hinwegsetzen, werden sie von Allah bestraft. „Zur
Gemeinschaft, der Umma, gehören nicht nur die Menschen, auch die Tiere und
die ganze Schöpfung“, sagt Aiman Mazyek.
Auch in der modernen Welt ist Umweltschutz ein immer wichtigeres Thema im
Islam: Etwa 2013, am Tag der offenen Moschee in Deutschland, 2014 wurde die
erste Solaranlage auf dem Dach einer deutschen Moschee angebracht. Diesen
Trend hin zum ökologischen Islam gibt es weltweit.
Aus den USA stammt für diese Bemühungen der Begriff des Öko-Dschihad – so
missverständlich wie zutreffend. Denn immerhin heißt das Wort Dschihad, das
von radikalen Muslimen missbraucht wird, auch Anstrengung. Und diese
Anstrengung fordere der Islam von seinen Gläubigen auch für die Umwelt,
sagt Aiman Mazyek.
20 Aug 2015
## AUTOREN
DIR Dominik Schneider
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