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       # taz.de -- UN-Mission im Kongo: Keine Milizen mehr füttern
       
       > Die UN-Mission will die Versorgung demobilisierter Rebellen beenden. Das
       > sei Aufgabe der Regierung. Die Hutu-Miliz FDLR ist empört.
       
   IMG Bild: Blauhelme entwaffnen FDLR-Kämpfer im Juni 2014 in Kateku.
       
       Kampala taz | Die UNO im Kongo will der ruandischen Hutu-Miliz FDLR den
       Geldhahn zudrehen. Martin Kobler, der deutsche Chef der UN-Mission im Kongo
       (MONUSCO), verkündete am Mittwoch den Stopp aller Lebensmittellieferungen
       an demobilisierte Kämpfer der Miliz ab Ende September. „Wir müssen andere
       Lösungen für die Nahrungsmittellieferungen finden“, sagte er.
       
       Der UN-Chef äußerte sich nach einem Besuch in der Stadt Kisangani. Dort
       sind 200 entwaffnete Kämpfer der FDLR (Demokratischen Kräfte zur Befreiung
       Ruandas) und 600 ihrer Frauen und Kinder in einer ehemaligen Kaserne
       untergebracht. Viele sitzen seit fast einem Jahr dort fest, Überreste einer
       festgefahrenen Strategie Koblers, sich mit der FDLR-Führung auf
       Verhandlungen einzulassen, um sie zum Ende ihres jahrzehntelangen Krieges
       zu bewegen.
       
       Die FDLR-Führung hatte Hunderte müde Krieger in von der UN eingerichtete
       Transitlager geschickt. Die MONUSCO wollte sie nach Ruanda zurückbringen.
       Doch die FDLR-Kämpfer weigern sich, solange die Bedingungen nicht erfüllt
       sind: internationaler Druck auf Ruanda um einen Dialog mit der FDLR zu
       führen.
       
       Ruandas Regierung lehnt dies ab. Unter den FDLRlern sind Täter des
       Völkermordes in Ruanda 1994. Sie hatten sich nach ihrer Flucht in den
       Ostkongo neu formiert und führen seitdem von dort aus Krieg.
       
       ## Zwei Millionen Dollar monatlich für Essen und Medikamente
       
       Das Problem der UNO geht über die FDLR hinaus: Die UN versorgen in Kongo
       fünf Lager mit 6.800 entwaffneten Exkämpfern verschiedener Milizen: Die
       Kasernen in Kamina, Kitona und Kisangani stehen unter Aufsicht von Kongos
       Regierung. Walungu und Kanyabayonga sind UN-Lager. Die MONUSCO steckt zwei
       Millionen Dollar pro Monat in Lebensmittel und Medikamente, um diese Männer
       und ihre Familien zu versorgen.
       
       Damit soll Schluss sein. So will Kobler Kongos Regierung unter Druck
       setzen. Die UN-Mission im Kongo hat das Mandat, mit der Regierung Kämpfer
       zu demobilisieren und in die Gesellschaft zu reintegrieren. Ausländische
       Kämpfer, wie die der ruandischen FDLR, sollen in ihre Heimatländer
       zurückgebracht werden.
       
       Dieses Demobilisierungsprogramm wird von Regierungsseite blockiert. Manche
       kongolesischen Exrebellen sitzen seit Jahren in Lagern fest und werden von
       der UN durchgefüttert.
       
       Die MONUSCO steckt besonders im Fall der FDLR in einem Dilemma: Sie darf
       die Hutu-Kämpfer nicht unter Zwang nach Ruanda abschieben. Kobler will aber
       wohl erwirken, dass Kongos Regierung das macht Die FDLR klagt die MONUSCO
       an, in den Lagern „Massaker“ zu begehen. In einer Pressemitteilung erklärt
       FDLR-Sprecher Laforge Fils Bazeye, ein Exkämpfers im Lager in Kisangani sei
       gestorben. Es gebe eine Strategie von Kongos Regierung und der UN, die
       Hutu-Rebellen in den Lagern zu töten. Es handle sich um einen „taktisch
       durchgeführten Völkermord“.
       
       Jüngst veröffentlichte die FDLR Fotos von Kobler mit einem Hakenkreuz und
       dem Bild eines deutschen Konzentrationslagers: „Kisangani ist ein KZ für
       Hutu“ steht darunter.
       
       27 Aug 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schlindwein
       
       ## TAGS
       
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