URI: 
       # taz.de -- Wohnraum: Mit gebremster Wirkung
       
       > Laut einem Immobilienportal sind die Mieten gesunken. Das liege am
       > Preisrückgang bei teuren Wohnungen, sagt der Mieterverein.
       
   IMG Bild: Der Senat hat sie schon gezogen: die Mietpreisbremse.
       
       Hamburg taz | Die Mietpreisbremse wirkt – zumindest ein bisschen. Das hat
       die Analyse eines Immobilienportals im Internet ergeben. Allerdings
       profitieren bisher vor allem die Mieter teurer Wohnungen.
       
       Seit dem 1. Juli setzt Hamburg die umstrittene Mietpreisbremse um. Sie ist
       die Antwort der Politik auf die extremen Preisanstiege in der Stadt und
       soll dem Mietenwahnsinn ein Ende setzen. Höchstens zehn Prozent über der
       ortsüblichen Durchschnittsmiete darf der Mietpreis bei Vertragsabschluss
       demnach liegen, Neubauten und sanierte Objekte ausgenommen.
       
       Das Portal Immobilienscout 24 hat seit der Einführung der Mietpreisbremse
       alle Angebote auf seiner Seite analysiert, die keine Neubauten und nicht
       teurer als 25 Euro pro Quadratmeter sind. Insgesamt waren das 5.500
       Mietobjekte. Ergebnis: Im Mittelwert waren die Hamburger
       Neuvermietungsmieten im Juli 3,44 Prozent geringer als im Vormonat. 10,48
       Euro pro Quadratmeter waren es im Juni, im Juli nur noch 10,12 Euro.
       
       Jan Hebecker, verantwortlich für Märkte und Daten bei Immobilienscout 24,
       ist von der Analyse überzeugt: „Der Zusammenhang ist nach unserer
       Einschätzung zu 90 Prozent signifikant auf die Einführung der
       Mietpreisbremse zurückzuführen“, sagt er.
       
       Stefan Schmidt vom Mieterverein sieht das Ergebnis skeptisch. „Wir sehen
       die Mietpreisbremse eher als ‚Bremschen‘“, sagt der Chef der
       Rechtsabteilung des Mietervereins. „Es mag sein, dass die Spitzenmieten
       leicht sinken, dem Durchschnittsmieter hilft es aber nicht, wenn eine
       Wohnung statt 15 Euro nur noch 14 Euro pro Quadratmeter kostet. Das sind
       Mieten, die ohnehin speziell sind.“
       
       Schmidts These bestätigen Analysen des Beratungsunternehmens „Analyse und
       Konzepte“, das nur bei hochpreisigen Wohnungen Mietrückgänge verzeichnen
       konnte.
       
       Der Mieterverein beobachtet zudem immer noch Neuvermietungsangebote, die
       deutlich über der Zehn-Prozent-Grenze liegen. „Dafür gibt es nicht mal
       Strafen“, sagt Schmidt. „Vermieter haben nichts zu befürchten.“ Er
       empfiehlt, die Miete bei Vertragsabschluss genau prüfen. Später könne man
       sie nur bis zu dem Zeitpunkt zurückverlangen, zu dem der Betrug
       festgestellt wurde.
       
       Sylvia Sonnemann von Mieter helfen Mietern ist vom Immoscout-Ergebnis nicht
       überrascht. „Ich hätte sogar mit noch mehr Rückgang gerechnet“, sagt sie.
       Sonnemann glaubt, dass sich die Vermieter auch ohne Bestrafung größtenteils
       an die Mietpreisbremse halten. Die Bremse hält sie für den richtigen Weg,
       weil es in naher Zukunft „keine Entspannung auf dem Wohnungsmarkt geben
       wird und Vermieter jetzt nicht mehr so viel nehmen können, wie sie wollen“.
       Auch von einer positiven langfristigen Wirkung ist sie überzeugt.
       
       Wegen der anhaltenden Nachfrage wird es dauern, bis alle Mieter von der
       Mietpreisbremse profitieren. Licht und Schatten sieht auch Matthias Klupp
       von Analyse & Konzepte: „Zwar werden die Mieten in den unteren
       Preissegmenten mittelfristig nicht mehr steigen, sinkende Mieten sind
       allerdings vorerst auch nicht zu erwarten. Hierfür müssen die
       Baufertigstellungszahlen dauerhaft auf einem hohen Niveau bleiben.“
       
       3 Sep 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Robin Grützmacher
       
       ## TAGS
       
   DIR Mieten
   DIR Mieten
   DIR Mieten
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Unvollkommene Stadtentwicklung: Die Mietpreisbremse quietscht
       
       Seit knapp einem Jahr gilt in Hamburg die Mietpreisbremse. Laut einer neuen
       Untersuchung sind die Mieten trotzdem kräftig gestiegen
       
   DIR Urteil vom Bundesgerichtshof: Mieterschutz komplett
       
       Mieterhöhungen dürfen im ganzen Stadtgebiet begrenzt werden, nicht nur in
       den besonders begehrten Vierteln. Das hat jetzt der BGH entschieden.
       
   DIR Kappungsgrenze für Mieten: Mietspiegel auch in kleineren Städten
       
       Die Mietpreisbremse ist ohne Vergleich unwirksam. Der Mieterbund fordert
       deshalb Mietspiegel auch in kleineren Städten.