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       # taz.de -- Nach dem Rücktritt von Alexis Tsipras: Vorwärts und nicht vergessen
       
       > 25 Syriza-Abgeordnete bilden eine eigene Partei. Führende Sozialisten
       > warnen davor, den Reformkurs zu beenden. Die Neubildung der Regierung
       > steht an.
       
   IMG Bild: Da geht er hin. Wer kommt als nächstes?
       
       Athen/Berlin dpa | Nach dem Rücktritt des griechischen Regierungschefs
       Alexis Tsipras werden 25 Abgeordnete der in Griechenland regierenden
       Syriza-Partei nach den Worten eines der stellvertretenden
       Parlamentspräsidenten die Fraktion verlassen und sich an der Gründung einer
       neuen Partei beteiligen. Diese werde den Namen „Volkseinheit“ tragen,
       Vorsitzender solle der frühere Energieminister Panagiotis Lafazanis werden.
       Die Gruppe der 25 ehemaligen Syriza-Abgeordneten werde die drittstärkste
       Kraft im 300 Sitze umfassenden Parlament bilden.
       
       Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos hatte das Rücktrittsgesuch von Tsipras
       am Donnerstagabend angenommen. Wahrscheinlicher Wahltermin ist der 20.
       September, wie Regierungskreise mitteilten. Tsipras hat seit Januar in
       einer Koalition mit der rechtspopulistischen Anel-Partei die Regierung
       geführt.
       
       Gemäß der Verfassung übernimmt nun eine Interimsregierung unter Leitung
       eines der höchsten Richter die Amtsgeschäfte bis zu den Wahlen. Pavlopoulos
       erteilte zudem dem Chef der zweitstärksten Fraktion im Parlament, der
       konservativen Nea Dimokratia (ND), ein Sondierungsmandat zur Bildung einer
       neuen Regierung.
       
       Der ND-Fraktion gehören 76 der insgesamt 300 Abgeordneten im Athener
       Parlament an. Um eine Regierungsmehrheit zu bilden, wäre Meimarakis auf
       eine breite Koalition inklusive Kommunisten und Rechtsextremen angewiesen –
       eine unwahrscheinliche Konstellation.
       
       Tsipras strebt bei den Neuwahlen nach eigenen Worten ein neues, „starkes“
       Regierungsmandat an: Jetzt, wo das neue milliardenschwere Hilfspaket unter
       Dach und Fach sei, wolle er gestärkt mit den internationalen Geldgebern
       über eine Umstrukturierung des Schuldenbergs verhandeln.
       
       ## Warnung vor den Gläubigern
       
       Führende Politiker den Sozialisten warnen davor, nach den angestrebten
       Neuwahlen den zugesagten Reformkurs zu verlassen. Die Chefin der
       CSU-Abgeordneten im Bundestag, Gerda Hasselfeldt, betonte, auch eine neue
       Regierung müsse alle Vereinbarungen mit den Geldgebern einhalten.
       „Andernfalls werden die Kredite nicht ausbezahlt.“ An der engmaschigen
       Kontrolle ändere sich nichts. Der Chef der EVP-Fraktion im EU-Parlament,
       Manfred Weber (CSU) sagte der Bild-Zeitung, alle Verträge seien
       selbstverständlich auch nach Neuwahlen gültig.
       
       Die Eurostaaten hatten monatelang über die neuen Griechenland-Hilfen
       gestritten. Im Juli war dabei auch ein zeitweiliger Austritt Griechenlands
       aus der Eurozone debattiert worden.
       
       Mit der vorgezogenen Wahl verfolgt Tsipras aus Sicht von Beobachtern auch
       das Ziel, mit den rund 40 linken Abweichlern in seiner Syriza-Fraktion
       abzurechnen, die sich bei Parlamentsabstimmungen über Spar- und
       Reformauflagen mehrfach gegen seinen Kurs gestellt hatten.
       
       Erst am Donnerstag hatte Griechenland die ersten 13 Milliarden Euro aus dem
       dritten Hilfsprogramm der Euro-Partner erhalten und damit Schulden in Höhe
       von 3,4 Milliarden Euro bei der Europäischen Zentralbank (EZB) beglichen.
       Das Gesamtvolumen des Pakets beträgt bis 86 Milliarden Euro
       
       FDP-Chef Christian Lindner sagte, die innenpolitische Situation in
       Griechenland sei fragiler als von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und der
       Bundesregierung kalkuliert. „Wer weiß, ob sich eine nächste Regierung in
       Athen an die Zusagen der alten erinnert. Wenn Europa dennoch Geld
       überweist, ist die Währungsunion in der Liga des politischen Glücksspiels
       angekommen.“
       
       21 Aug 2015
       
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