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       # taz.de -- Jäger in Neuseeland: Blaugrün? Blauschwarz?
       
       > Sie sollten bedrohte Vögel schützen und eine räuberische Art dezimieren.
       > Doch Jäger in Auckland schossen den seltensten Vogel gleich mit ab.
       
   IMG Bild: Ziemlich schräg und ganz schön selten: die neuseeländische Takahe (Porphyrio hochstetteri).
       
       Berlin taz | Jäger sind offenbar eine sehr spezielle Spezies mit nicht
       immer besonders viel Wissen über die Tiere, die sie da schießen. Wie sonst
       ist es zu erklären, dass neuseeländische Schützen, die Anfang der Woche
       Jagd auf den weitverbreiteten Pukeko, eine Unterart des Purpurhuhns, machen
       sollten, gleich vier Takahes aus der Familie der Rallenvögel erwischten,
       die zu den seltensten Tieren der Welt gehören? Nun tobt auf Neuseeland eine
       große Diskussion, das Umweltministerium hat eine Untersuchung eingeleitet.
       
       Die Takahe ist so groß wie eine Hausgans, bis zu drei Kilogramm schwer,
       dunkelblaugrün befiedert, mit einem auffallend hohen und schmalen roten
       Schnabel - und mangels Fressfeinden vollkommen flugunfähig. Gerade einmal
       263 Exemplare leben überhaupt noch, nicht einmal 80 davon in Freiheit.
       Damit ist sie eine der bedrohtesten Tierarten überhaupt.
       
       Der Pukeko dagegen ist eine wahre Plage, irgendwann mal nach Neuseeland
       eingeschleppt und nun in Massen vorhanden. Sein Gefieder ist schwarzblau,
       der Schnabel ebenfalls rot, aber viel flacher als der der Takahe. Überhaupt
       ist der Pukeko nur etwa so groß wie ein Haushuhn und wiegt nicht mehr als
       ein Kilogramm. Fliegen kann er auch - und er räubert gern die Nester von
       selteneren Arten, weshalb er als Bedrohung für die Biodiversität
       Neuseelands gilt.
       
       „Schießt nur auf fliegende Vögel“ 
       
       Das Umweltministerium ruft deshalb regelmäßig über den Jägerverband
       Deerstalkers‘ Association zu Jagden auf ihn auf. So auch Anfang dieser
       Woche auf der Insel Motutapu im Norden von Auckland. Und offenbar traut die
       Behörde den Jägern dabei nicht so recht, seitdem dabei vor Jahren einmal
       versehentlich eine Takahe erlegt wurde.
       
       Ohnehin ist man aufgeschreckt, weil auch private Schützen immer mal wieder
       seltene Vogelarten abschießen - was oft erst auffällt, wenn die Bilder dann
       auf Youtube erscheinen. Das Ministerium hat deshalb extra eine Broschüre
       erstellt, die an die Jäger verteilt wird und die Unterschiede erklärt.
       Zusätzlich gab es die Devise aus, „nur auf fliegende Vögel zu schießen“.
       
       Die vier toten Exemplare machen fünf Prozent des noch in der freien
       Wildbahn lebenden Takahe-Bestands aus - damit wäre der Vorfall
       gleichzusetzen mit dem Verlust von 93 Pandas oder 160 Tigern.
       Umweltministerin Maggie Barry erklärte, sie sei „enttäuscht und
       tieftraurig“. Der Präsident des Jägerverbandes, Bill O‘Leary sagte, die
       Ermittler müssten nun klären, ob tatsächlich Mitglieder der Association für
       den Tod der Vögel verantwortlich seien. Schließlich gebe es auch Wilderer.
       Auf den Abschuss geschützter Vogelarten stehen in Neuseeland 100.000 Dollar
       Geldstrafe, auch Haftstrafen sind möglich.
       
       Im Umweltministerium interessiert man sich jetzt vor allem dafür, welchen
       Einfluss der Verlust der Tiere auf das Arterhaltungsprogramm hat. Takahen
       hatten bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts als ausgestorben gegolten. Erst
       1948 wurden einzelne Exemplare entdeckt. Vor elf Jahren hat das Ministerium
       das gemeinsam vom Staat und dem Haus- und Gartenbedarfshändler Mitre 10
       finanzierte Programm aufgelegt, insgesamt hat es bislang rund 450.000
       Dollar verschlungen. Ziel des Programms ist es, bis 2020 125 Brutpaare zu
       etablieren.
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Beate Willms
       
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