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       # taz.de -- Geflüchtete in Sachsen: Ausschreitungen vor Unterkunft
       
       > Böller, Tränengas und Barrikaden: Nach schweren Ausschreitungen von
       > Rechtsradikalen und Anwohnern beziehen Flüchtlinge eine Notunterkunft.
       
   IMG Bild: Im Laufe des Abends gab es mehrfach Angriffe mit Feuerwerkskörpern und Flaschen.
       
       Heidenau dpa/afp | Nur unter dem Schutz der Polizei konnten Dutzende
       Flüchtlinge ihre Notunterkunft im sächsischen Heidenau nahe Dresden
       beziehen. „Nach Ausschreitungen in der Nacht ist die Lage jetzt ruhig“,
       sagte ein Polizeisprecher am Samstagmorgen.
       
       Eine aufgeheizte Menge hatte vor der Unterkunft – einem früheren Baumarkt –
       Beamte mit Steinen, Flaschen und Böllern beworfen. Die Polizisten gingen
       mit Reizgas gegen die teils betrunkenen Demonstranten vor. „Wie viele
       Verletzte und Festnahmen es gab, steht noch nicht fest“, erklärte der
       Sprecher. Laut verschiedener Quellen gab es dutzende Verletzte, darunter 31
       Beamte.
       
       Nach Mitternacht erreichte ein erster Bus mit Asylsuchenden das Gebäude, in
       dem bis zum Morgen etwa 250 Flüchtlinge untergebracht werden sollten. Zuvor
       hatte die Polizei eine Blockade auf einer Bundesstraße aufgelöst, mit der
       Demonstranten den Einzug der Asylbewerber verhindern wollten.
       
       Am frühen Abend hatten mehrere Hundert Menschen gegen die Aufnahme von
       Flüchtlingen demonstriert. Sie folgten einem Aufruf der rechtsextremen NPD.
       Nach Angaben der Polizei soll auf dem Gelände des Baumarkts ein Wachdienst
       für Sicherheit sorgen. Außerhalb werde das Terrain von der Polizei
       überwacht.
       
       ## Maas spricht von „null Toleranz“
       
       Insgesamt waren am Freitag 136 Polizisten im Einsatz. Es seien Ermittlungen
       wegen Landfriedensbruchs eingeleitet worden. Berichte über Festnahmen
       wurden von der Polizei jedoch dementiert. Im Vordergrund habe für die
       Beamten gestanden, die Lage unter Kontrolle zu bringen und Angriffe zu
       unterbinden, sagte eine Polizeisprecherin auf Anfrage am Samstagmittag. Sie
       sprach von einer „Gefahr für Leib und Leben“.
       
       „Wir dürfen niemals tolerieren, dass Menschen in unserem Land bedroht oder
       angegriffen werden“, erklärte Maas dazu in Berlin. „Dagegen müssen wir mit
       aller Härte des Rechtsstaats vorgehen.“ Gegenüber Fremdenfeindlichkeit und
       Rassismus „gilt null Toleranz“, hob der Justizminister weiter hervor.
       
       Kritik an dem Polizeieinsatz übten die sächsischen Grünen. „Es waren aus
       meiner Sicht zu wenig Beamte vor Ort und diese waren zum Teil nicht
       hinreichend ausgestattet“, sagte der Politiker Hannes Merz vor Ort dem MDR.
       Beamte hätten sich etwa über das Fehlen von Schutzausrüstung beklagt. Der
       innenpolitische Sprecher der Grünen im sächsischen Landtag, Valentin
       Lippmann, nannte es in Dresden „unbegreiflich“, dass die Polizei nicht in
       hinreichender Stärke vor Ort war. Er forderte personelle Konsequenzen und
       den Einsatz von Bundespolizei.
       
       Nach einem Bericht der „Sächsischen Zeitung“ zogen einige der
       rechtsgerichteten Demonstranten auch vor das Haus des Heidenauer
       Bürgermeisters Jürgen Opitz (CDU). Dieser sei als „Volksverräter“
       beschimpft worden.
       
       22 Aug 2015
       
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