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       # taz.de -- Umbau der PLO-Führung: Abbas tritt zurück
       
       > Mahmud Abbas bereitet eine geordnete Nachfolge vor. Der Chefunterhändler
       > mit Israel soll neuer Chef des Exekutivkomitees der PLO werden.
       
   IMG Bild: Der 80-jährige Mahmud Abbas bereitet seine Nachfolge vor.
       
       Jerusalem/Ramallah afp | Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat den
       Vorsitz des Exekutivkomitees der Palästinensischen Befreiungsorganisation
       (PLO) niedergelegt. Mit Abbas traten bei einer Zusammenkunft des Gremiums
       am Samstagabend zehn weitere der 18 Komitee-Mitglieder zurück, wie der
       Sitzungsteilnehmer Wassel Abu Jussef mitteilte.
       
       Damit solle eine Umbildung der Palästinenserführung ermöglicht werden. Als
       künftiger PLO-Chef ist der neue Generalsekretär Sajeb Erakat im Gespräch,
       während Abbas Präsident der Autonomiebehörde bleibt.
       
       Obwohl alle Zurückgetretenen bis zu einer Neuwahl im Amt bleiben, sei ein
       „juristisches Vakuum“ entstanden, sagte Jussef weiter. Aus diesem Grund
       müsse der Palästinensische Nationalrat (PNC) binnen eines Monats
       zusammenkommen, um ein neues Exekutivkomitee zu wählen. Der 740 Mitglieder
       zählende PNC ist das Parlament der PLO und vertritt neben den
       Palästinensern im Westjordanland und Gazastreifen auch diejenigen im Exil
       im arabischen Raum oder in Übersee. Wegen der palästinensischen
       Zerstrittenheit und aufgrund von Visaproblemen fand die letzte reguläre
       Sitzung 1996 statt.
       
       Der PLO gehören alle politischen Strömungen der Palästinenser an mit
       Ausnahme der islamistischen Hamas und des Islamischen Dschihad. Im
       Nationalrat sind diese beiden Fraktionen aber vertreten durch Abgeordnete
       des 2006 gewählten Palästinensischen Legislativrats – der Volksvertretung
       der Palästinensergebiete – und durch Gewerkschaftsvertreter, die der Hamas
       nahestehen.
       
       ## Chefunterhändler designierter Nachfolger
       
       Das Exekutivkomitee ist die höchste Instanz der PLO, die 1974 von der UNO
       als einzige „Repräsentantin des palästinensischen Volkes“ anerkannt wurde.
       So hatte dieses Organ die Oslo-Abkommen von 1993 unterzeichnet, welche die
       erste Stufe einer Zwei-Staaten-Lösung bilden sollten.
       
       Sajeb Erakat, Chefunterhändler der Palästinenser in Friedensgesprächen mit
       Israel, wurde am Samstag zum kommissarischen Generalsekretär der PLO
       gewählt. Der langjährige Amtsinhaber Jasser Abed Rabbo war kürzlich von
       Abbas abgesetzt worden, ohne dass die Gründe öffentlich bekannt wurden.
       
       In Ramallah heißt es, der 80-jährige Abbas bereite durch diese Manöver
       seine Amtsnachfolge vor und wolle die Zusammensetzung der Führungsgremien
       zugunsten seiner eher gemäßigten, engsten Gefolgsleute beeinflussen.
       Beobachter erwarten, dass Erakat schon bei der angekündigten PNC-Sitzung
       zum neuen PLO-Vorsitzenden gekürt oder als klarer Nachfolger von Abbas
       nominiert wird.
       
       ## Konkurrenz mit der Hamas
       
       Den Hintergrund der Vorgänge bilden die seit März 2014 anhaltende völlige
       Blockade der Verhandlungen über eine endgültige Lösung des Nahostkonflikts
       und das jüngste Scheitern des Aussöhnungsabkommens zwischen der säkularen
       Fatah-Partei von Abbas, welche die Autonomiebehörde dominiert, und der
       radikalislamischen Hamas, die den Gazastreifen kontrolliert. Unmittelbarer
       Anlass ist die Befürchtung der Autonomiebehörde, dass die Hamas mit Israel
       einen Separatfrieden aushandeln könnte, der die dauerhafte Trennung von
       Westjordanland und Gazastreifen besiegeln und die Schaffung eines
       Palästinenserstaates mit beiden Gebieten torpedieren würde.
       
       Hamas-Führer Chaled Maschaal hatte am Freitag erstmals indirekte Kontakte
       mit Israel bestätigt. Die israelische Regierung hatte sich häufende
       Berichte über Verhandlungen mit der als Terrorgruppe eingestuften Hamas vor
       einer Woche kategorisch abgestritten.
       
       Allerdings ist bekannt, dass der frühere britische Premierminister Tony
       Blair sich in jüngster Zeit mehrfach mit Maschaal getroffen hat. Dabei
       sondierte er die Aussichten für eine Lösung, bei der die Aufhebung der
       Blockade des Küstenstreifens mit einem dauerhaften Waffenstillstand
       verknüpft wird. Blair, bis Juni Sondergesandter des Nahost-Quartetts,
       stimmt sich auch eng mit Israel ab.
       
       23 Aug 2015
       
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