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       # taz.de -- Kommentar Wahl in Guatemala: Komiker, aber nicht lustig
       
       > Hinter Wahlgewinner Morales stehen ultrakonservative Militärveteranen.
       > Wie groß ihr Einfluss sein wird, lässt sich noch nicht sagen.
       
   IMG Bild: Auch wenn er lacht: Hinter Wahlgewinner Jimmy Morales stehen weniger nette Kräfte.
       
       Wenn sich nach den gestrigen Parlamentswahlen die derzeitige Tendenz
       bestätigt und sich die drittplatzierte Präsidentschaftskandidatin bei der
       Stichwahl Ende Oktober auf die Seite des Wahlgewinners Jimmy Morales
       schlägt, wird voraussichtlich ein Komiker und Schauspieler Präsident
       Guatemalas werden.
       
       Komisch ist das aber nur auf den ersten Blick. Blickt man auf die
       Hintermänner des bisher nur aus TV-Shows bekannten Kandidaten, könnte aus
       Spaß schnell Ernst werden. Es sind ultrakonservative Veteranen des
       Militärs, die seit dem Völkermordprozess gegen den ehemaligen General Rios
       Montt mit antikommunistischen Verlautbarungen auffallen und
       Menschenrechtsorganisationen pauschal des Terrorismus bezichtigten.
       Außerdem ist Morales eine Allianz mit der Partei des in Untersuchungshaft
       sitzenden Exgenerals und Expräsidenten Otto Perez Molina eingegangen.
       
       Noch aber ist nicht klar, welchen Einfluss diese Kräfte in einer künftigen
       Regierung tatsächlich ausüben könnten, denn das hängt noch wesentlich von
       der Positionierung des mächtigen Unternehmerverbandes und der noch
       mächtigeren US-Regierung ab. Alle voreiligen Analysen greifen da zu kurz.
       
       Das eigentlich Wichtige spielte sich in den letzten Monaten [1][auf den
       Straßen des Landes] ab. Nachdem die UN-Kommission einen millionenschweren
       Korruptionsskandal öffentlich machte, in der eine unheilvolle Allianz aus
       Regierung, Armee und Unternehmerverband verstrickt ist, fand das
       jahrzehntelange Schweigen in Guatemala endlich ein Ende.
       
       Hunderttausende gingen gegen das politische Establishment auf die Straße.
       Neben einer tiefgreifenden Reform der Wahlgesetzgebung und ein Ende der
       institutionalisierten Korruption stehen die Menschen für eine gewaltfreie
       Revolution: die Mobilisierung des Bewusstseins. So stand es jedenfalls auf
       ihren Plakaten. Das ist nicht komisch. Das macht Hoffnung.
       
       8 Sep 2015
       
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