URI: 
       # taz.de -- Journalisten in den USA erschossen: „Wir sind nicht sicher, was passiert ist“
       
       > Zwei Journalisten sind in den USA vor laufender Kamera erschossen worden.
       > Ausgerechnet in dem Bundesstaat, in dem die NRA ihren Sitz hat.
       
   IMG Bild: Propagandamaterial der Waffenlobby NRA.
       
       NEW YORK taz | Die Schüsse fallen vor laufender Kamera, mitten im
       Frühmorgenprogramm des TV-Senders WDBJ7. Reporterin Alison Parker
       interviewt eine Frau in einem weißen Jackett. Plötzlich beginnt die
       Reporterin laut und wiederholt zu schreien und sinkt zu Boden. Auch die
       Kamera rutscht weg.
       
       Auf dem Bildschirm ist eine Treppe zu sehen, die nach unten führt. Dann
       geht es zurück ins Studio, wo eine Moderatorin mit vor Entsetzen weit
       aufgesperrtem Mund sitzt. Sie sagt: „Wir sind nicht sicher, was da passiert
       ist“.
       
       Wenig später erscheint der Manager des Senders im Studio. Jeffrey Marks
       gibt bekannt, dass sowohl seine Reporterin, die 24-jährige Alison Parker,
       als auch der 27-jährige Kameramann Adam Ward tot sind. In einem Tweet
       schreibt WDBJ7: „We love you, Alison and Adam“. Der Schütze, der sechs bis
       sieben Schüsse abgefeuert haben soll, ist flüchtig.
       
       Die Erschießung im TV fand nicht in einem Kriegsgebiet, sondern mitten in
       den USA statt. Am Dienstagfrüh, um 6.45 Uhr, führt die Reporterin des
       Lokalsenders WEBJ7 ein Interview über den Tourismus in der ländlichen
       Region rund um Roanoke, Virginia, knapp vier Autostunden südlich der
       US-Hauptstadt.
       
       Sie hält ihrer Gesprächspartnerin lächelnd das Mikrofon vor den Mund. Deren
       letzte Worte in der Live-Sendung sind: „Wir wollen, dass die Leute
       hierherkommen“. [1][Dann beginnt Alison Parker zu schreien.]
       
       ## Sitz der „National Rifles Association“
       
       Über den Todesschützen ist bis Redaktionsschluss lediglich bekannt, dass es
       ein Mann sein soll. Seine Motive liegen im Dunkeln. Klar ist auch, dass
       sich der Tatort in dem Bundesstaat mit der stärksten Schusswaffenlobby
       weltweit befindet. Virginia hat eine der liberalsten
       Schusswaffengesetzgebungen der USA.
       
       Und der Bundesstaat beherbergt den Sitz der größten Schusswaffenlobby der
       Welt. Die „National Rifles Association“ mit Sitz in einem großen Glashaus
       in Fairfax, Virginia, behauptet von sich selbst, dass sie fünf Millionen
       Mitglieder hat. Die NRA prüft bei jedem Wahlkampf in den USA, ob die
       KandidatInnen (beider Parteien) das Verfassungsprinzip des Rechts auf
       Schusswaffen für jedeN BürgerIn verteidigen.
       
       Sie arbeitet in sämtlichen Bundesstaaten – in der Politik und vor den
       Gerichten – daran, die Freiräume für den Verkauf, den Besitz und das Tragen
       von Schusswaffen auszuweiten. Und sie nutzt früher oder später jede
       tödliche Schießerei in den USA als Argument: die Opfer lebten noch, wären
       sie bewaffnet gewesen.
       
       26 Aug 2015
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.youtube.com/watch?t=24&v=CXNhYCJVvGc
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dorothea Hahn
       
       ## TAGS
       
   DIR NRA
   DIR Waffenlobby
   DIR Schwerpunkt Waffen in den USA
   DIR USA
   DIR Schwerpunkt Waffen in den USA
   DIR Schwerpunkt Waffen in den USA
   DIR Schwerpunkt Waffen in den USA
   DIR Schwerpunkt Pressefreiheit
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Amoklauf an US-College: Zehn Tote nach Schießerei in Oregon
       
       Bei einem Attentat im College von Roseburg starben mindestens zehn Menschen
       – auch der Schütze selbst. Obama reagiert resigniert: „Die USA stumpfen
       ab.“
       
   DIR Kommentar Waffengewalt in den USA: Den Horror liken
       
       Mit jeder Schießerei stumpft die Gesellschaft weiter ab, Sensationslust
       wird normal, ein Video ist schnell geteilt. Über Waffengesetze reden? Warum
       denn.
       
   DIR Journalisten in den USA erschossen: Täter tötet sich selbst
       
       Der Mörder von zwei Journalisten hat sich auf der Flucht selbst umgebracht.
       Sein Motiv bleibt unklar: War er über eine Entlassung verärgert oder doch
       geistig verwirrt?
       
   DIR Kommentar Bespitzelung von Reportern: Im Namen der Waffenlobby
       
       Das Verteidigungsministerium bittet den Geheimdienst MAD, Journalisten zu
       bespitzeln. Das sagt viel über den Geist, der im Ministerium herrscht.