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       # taz.de -- New Orleans 10 Jahre nach Katrina: Obama lobt und tadelt
       
       > Zehn Jahre nach dem Hurrikan lobt Präsident Obama den Wiederaufbau der
       > zerstörten Stadt. Die Kritik an seinem Vorgänger Georg W. Bush bleibt.
       
   IMG Bild: Zehn Jahre nach der Katastrophe: Präsidentenbesuch in New Orleans.
       
       New Orleans dpa | „Amerika hat versagt“, befand Senator Barack Obama,
       nachdem „Katrina“ New Orleans im Jahr 2005 niedergewalzt hatte. Zehn Jahre
       nach dem verheerenden Wirbelsturm „Katrina“ hat US-Präsident Barack Obama
       nun den Willen zum Wiederaufbau in New Orleans gelobt. „Wenn Katrina
       anfangs ein Beispiel für ein Versagen der Regierung war, ist der
       Wiederaufbau ein Beispiel dafür gewesen, was möglich ist, wenn die
       Regierung zusammenarbeitet“, sagte Obama beim Besuch der
       Südstaatenmetropole in Louisiana. „Wir werden arbeiten, bis jeder, der nach
       Hause kommen möchte, nach Hause kommt.“ Zuvor hatte er die Stadt mit
       Bürgermeister Mitch Landrieu besichtigt.
       
       Die Kritik an seinem Vorgänger George W. Bush, der für sein zögerliches
       Krisenmanagement scharf angegriffen wurde, ließ Obama mehrfach anklingen.
       Die Regierung habe bei der Aufgabe versagt, nach ihren eigenen Bürgern zu
       sehen. „Was als Naturkatastrophe begann, verwandelte sich in ein von
       Menschen verursachtes Desaster“, hatte Obama kurz zuvor bei einem Besuch im
       Lower Ninth Ward gesagt. Der Bezirk wurde von den starken Überschwemmungen
       am härtesten getroffen.
       
       „Wir hatten nichts vor dem Hurrikan, und nun haben wir noch weniger als
       nichts“, habe eine Frau zu ihm gesagt, als der damalige Senator Obama nach
       dem Wirbelsturm in die Region reiste. Umso bemerkenswerter seien die
       Fortschritt der Stadt aus heutiger Sicht, auch wenn Bewohner der
       betroffenen Gemeinden die Erholung noch nicht so sehr spürten. Dennoch
       seien Schulen, Krankenhäuser, Straßen wieder aufgebaut und auch der Schutz
       vor neuen Unwettern verbessert worden.
       
       Selbstgefälligkeit sei aber nicht angebracht, betonte der Präsident.
       „Natürlich gibt es in dieser Gemeinde noch immer sehr viel Armut. Es ist
       eine Gegend, in der junge Menschen noch immer häufig den falschen Weg
       wählen und keinen Schulabschluss machen“, sagte Obama. Aber die Tatsache,
       das nur zehn Jahre nach einer solchen Katastrophe so viele Fortschritte
       gemacht worden seien, zeuge von dem „Geist, den wir in dieser Stadt haben“.
       
       ## 40 Prozent der Kinder leben in Armut
       
       Als einer der schwersten Hurrikane der US-Geschichte hatte „Katrina“ am 29.
       August 2005 weite Teile der Stadt New Orleans zerstört. 1800 Menschen kamen
       ums Leben. 80 Prozent der Stadt wurden überflutet. Der Sturm soll einen
       Schaden von 125 Milliarden Dollar verursacht haben.
       
       Wie eine Reihe vorwiegend afroamerikanischer Gemeinden hat der Lower Ninth
       Ward sich von der Katastrophe auch ein Jahrzehnt später noch nicht
       vollständig erholt. Heute leben dort fast 40 Prozent der Kinder in Armut,
       das Einkommen in afroamerikanischen Haushalten entspricht immer noch
       weniger als der Hälfte der Einkommen weißer Haushalte.
       
       Bereits vor dem Hurrikan kämpfte die Stadt mit struktureller Ungleichheit,
       Arbeitslosigkeit und zu wenig bezahlbarer Gesundheitsversorgung sowie
       allgemeiner Armut. Wie bei einem bereits geschwächten, unterernährten
       Körper habe „Katrina“ New Orleans dann umso härter getroffen, sagte Obama.
       Schätzungen zufolge verließen 100 000 Schwarze die Stadt und kehrten nie
       zurück.
       
       28 Aug 2015
       
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