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       # taz.de -- Flüchtlinge in Österreich: Polizei rettet Kinder aus Lastwagen
       
       > Insgesamt befanden sich 26 Flüchtlinge in dem Fahrzeug. Ein Mann wurde
       > festgenommen. Die mutmaßlichen Schlepper eines Lkw mit 71 Toten bleiben
       > in U-Haft.
       
   IMG Bild: Sie bleiben in Haft: zwei der Verdächtigen im Fall des Lkw mit 71 Toten.
       
       Kecskemét/Braunau dpa/afp | Die Polizei in Österreich hat drei entkräftete
       Kleinkinder aus einem Schlepper-Fahrzeug gerettet und damit möglicherweise
       vor dem Verdursten bewahrt. Der Lastwagen mit insgesamt 26 Flüchtlingen sei
       am Freitag auf der Bundesstraße 148 bei Braunau aufgegriffen worden,
       teilten die Behörden am Samstag mit. Die Kinder befanden sich demnach in
       äußerst schlechtem Gesundheitszustand.
       
       Die Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und Bangladesch kauerten demnach in
       dem stickigen Wagen auf engstem Raum zusammen. Die Kinder seien wegen
       Wassermangels benommen gewesen. Sie wurden mit ihren Eltern ins Krankenhaus
       Braunau gebracht. Ein 29 Jahre alter mutmaßlicher Schlepper wurde
       festgenommen.
       
       Unterdessen hat ein ungarisches Gericht für vier mutmaßliche Schlepper
       Untersuchungshaft bis zum 29. September angeordnet. Falls die
       Anklageschrift bis dahin nicht vorliege, könne die Dauer der
       Untersuchungshaft weiter verlängert werden, sagte ein Gerichtssprecher in
       Kecskemet am Samstag. Die Männer waren nach der Entdeckung von 71 toten
       Flüchtlingen am Donnerstag in einem Lkw in Österreich am Freitag im
       Nachbarland Ungarn gefasst worden.
       
       Mit der Anordnung der U-Haft für die drei Bulgaren und einen Afghanen kam
       das Gericht einer Forderung der Staatsanwaltschaft nach. Diese hatte auf
       die „außergewöhnliche Schwere des Verbrechens“ verwiesen, dem die
       Flüchtlinge zum Opfer gefallen seien, und hatte den Männern
       „geschäftsmäßig“ organisierten Menschenhandel vorgeworfen. Unter den
       Festgenommenen sind der Besitzer des Lastwagens und zwei Fahrer.
       
       Der Kühllastwagen mit ungarischem Kennzeichen und dem Logo eines
       slowakischen Geflügelhändlers war am Donnerstag in einer Pannenbucht an der
       Autobahn 4 im Burgenland entdeckt worden. In dem Fahrzeug wurden 71 Leichen
       gefunden. Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich um
       Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien handelt.
       
       Die vier festgenommenen Männer sind nach Einschätzung der Polizei
       Handlanger eines bulgarisch-ungarischen Schlepperrings. Die
       Staatsanwaltschaft im österreichischen Burgenland kündigte an, sie werde
       voraussichtlich eine Auslieferung der Verdächtigen beantragen. In
       Österreich könnte ihnen dann wegen Mords der Prozess gemacht werden.
       
       ## Beileidsbekundigung von Ban Ki Moon
       
       UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte eine „gemeinsame politische
       Antwort“ auf die Flüchtlingskrise. Er äußerte sich „entsetzt und
       tieftraurig“ über den Tod der Flüchtlinge in Österreich. Angesichts dieser
       Tragödie und eines neuerlichen Bootsunglücks im Mittelmeer forderte er die
       betroffenen Staaten auf, mehr für den Schutz von Flüchtlingen zu tun und
       „mit Menschlichkeit, Mitgefühl und im Einklang mit ihren internationalen
       Verpflichtungen“ zu handeln. Den Flüchtlingen müssten unter anderem
       „sichere und legale Wege“ der Einwanderung ermöglicht werden.
       
       Ban kündigte für den 30. September ein Sondertreffen zum Thema Flüchtlinge
       während der jährlichen Generaldebatte der UN-Vollversammlung in New York
       an. „Es ist eine Krise der Solidarität, nicht eine Krise der Zahlen“,
       erklärte der UN-Generalsekretär.
       
       Die sogenannte Balkanroute, die auch über Ungarn und Österreich führt,
       steht derzeit im Fokus der Flüchtlingsdebatte. Im Norden Griechenlands
       passierten am Samstag erneut zahlreiche Flüchtlinge die Grenze zu
       Mazedonien, um ihre Reise nach Nordeuropa fortzusetzen. Etwa 1.500
       Grenzübertritte pro Tag würden derzeit registriert, sagte eine Sprecherin
       des UN-Flüchtlingshilfswerks.
       
       Weiterhin versuchen auch täglich hunderte Menschen, über das Mittelmeer von
       Afrika nach Europa zu gelangen. Am Donnerstag war vor der libyschen Küste
       erneut ein Flüchtlingsboot gekentert. Bis zum Samstag seien 111 Leichen
       geborgen worden, sagte ein Sprecher der Hilfsorganisation Roter Halbmond
       der Nachrichtenagentur AFP. Es würden noch dutzende Menschen vermisst. Die
       Zahl der Geretteten lag unverändert bei 198.
       
       29 Aug 2015
       
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