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       # taz.de -- Kommentar von Larissa Robitzsch zur Kleiderordnung an Schulen: Es geht nicht nur um nackte Haut
       
       > Eine Schule, die ein Kleidungsverbot verhängt, enthebt Lehrer und Schüler
       > der Verantwortung, selbst zu entscheiden, welches Verhalten angemessen
       > ist.
       
   IMG Bild: Es muss um Sexismus gehen, nicht um Kleidung.
       
       Hotpants-Verbot an der Schule: Hat in dieser Debatte eigentlich noch
       niemand etwas gelernt? Es sind die immer gleichen Vorurteile, die in dieser
       Debatte gepflegt werden: Schülerinnen, die sich sommerlich kleiden,
       verursachen „ungute Gefühle“ bei Lehrern oder Schülern. Was ist damit
       gemeint? Dass Männer sich in Anwesenheit von jungen Frauen nicht mehr
       konzentrieren können, weil sie so triebgesteuert sind, dass sie ihr
       Verhalten nicht kontrollieren können? Und dass dann auch noch die Mädchen
       schuld sind , wenn es zu Übergriffen kommt?
       
       Die Vorschriften sollen unter dem Deckmantel des Respekts bestimmen, was
       der Frauenkörper in der Öffentlichkeit darf und was nicht. Frauen sollen
       sich „ordentlich“ kleiden, besonders in einer Bildungseinrichtung, wie der
       Schule. Dabei geht es nicht darum, was angemessen, sondern was
       gesellschaftlich erwünscht ist. Mit einer Kleiderordnung, wie an der
       Sophie-Barat-Schule, wird den Mädchen suggeriert, dass sie selbst dafür
       verantwortlich sind, wie sie in der Gesellschaft, insbesondere von Männern,
       wahrgenommen und von ihnen behandelt werden, anstatt den Männern zu
       signalisieren, dass Frauen keine verfügbaren Objekte sind, egal was sie
       tragen.
       
       Dabei geht es nicht darum, alle Männer unter einen Generalverdacht zu
       stellen, sondern zu zeigen, dass solche Verordnungen das gesellschaftliche
       Bild von anständigem Verhalten verzerren. Eine Schule, die ein
       Kleidungsverbot verhängt, enthebt Lehrer und Schüler der Verantwortung,
       selbst zu entscheiden, welches Verhalten angemessen ist und welches nicht.
       Es ist wichtig, ein Zeichen zu setzen, dass die Kleidung einer Frau in
       keiner Weise sexistisches Verhalten legitimiert, in der Schule oder
       anderswo.
       
       Viel sinnvoller als die Maßregelung der Schüler wäre es, diesen Anlass zu
       nutzen, um über Rape Culture, Schönheitsnormen und gesellschaftliche
       Machtverhältnisse zu diskutieren. Dann könnten sich die Schüler selbst eine
       Meinung darüber bilden, wie ein respektvoller Umgang miteinander aussehen
       könnte.
       
       1 Sep 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Larissa Robitzsch
       
       ## TAGS
       
   DIR katholisch
       
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