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       # taz.de -- Neubau: Wohnungsbau bald auch in light
       
       > Angesichts steigender Flüchtlingszahlen will das Land im kommenden Jahr
       > bis zu 30.000 Wohnungen in Leichtbauweise errichten. Die Ausrufung des
       > Katastrophenzustands lehnt der Senat bislang ab.
       
   IMG Bild: Der Berliner Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD)
       
       Der Senat geht neue Wege im Wohnungsbau. Das kündigte
       Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) am Freitag an. Auf dem
       Sommerfest anlässlich des 30. Jubiläums der Architektenkammer und der
       Baukammer sagte Geisel in der Akademie der Künste, 2016 sollen 25.000 bis
       30.000 Wohnungen an 60 Standorten entstehen. Die neuen Wohnungen werden „in
       Leichtbauweise“ errichtet werden, so der Senator.
       
       Angesichts steigender Flüchtlingszahlen sei die Zahl der Neubauten, die
       gerade fertig würden, „völlig unzureichend“, so Geisel. Es müsse deshalb
       über Standards und Planungsrecht nachgedacht werden, „um beschleunigt zu
       bauen“.
       
       Berlin erwartet laut Geisel im kommenden Jahr 50.000 bis 60.000 neue
       Flüchtlinge. Schon jetzt gibt es kaum mehr preiswerte Wohnungen. Vergangene
       Woche hatte der Senat einen Gesetzesentwurf beschlossen, demzufolge im Jahr
       2016 55 Prozent der frei gewordenen Wohnungen landeseigener
       Wohnungsunternehmen an MieterInnen mit Wohnberechtigungsscheinen vergeben
       werden sollen. Jede fünfte davon soll an Obdachlose oder Flüchtlinge
       vermietet werden. Diese Zahl geht auf eine Einigung des Senats mit den
       Initiatoren des Mietenvolksentscheids zurück. Das Parlament soll das Gesetz
       noch in diesem Herbst beschließen. Insgesamt sollen in den kommenden fünf
       Jahren 900 Millionen Euro in die Neubauförderung investiert werden.
       
       Der Senat habe in seiner wöchentlichen Sitzung am Dienstag auch darüber
       debattiert, angesichts täglich mehrerer Hundert neu eintreffender
       Flüchtlinge den Katastrophenzustand auszurufen, berichtete Geisel am
       Freitag weiter. Aber man habe sich dagegen entschieden: „So weit sind wir
       noch nicht“, so der Bausenator. Die Maßnahme, die dem Bevölkerungsschutz
       vor oder während Katastrophen wie etwa Unwettern, Terroranschlägen oder
       Chemieunfällen dienen sollen, würde bedeuten, dass freiwillige
       MitarbeiterInnen von Hilfsorganisationen bezahlt und von ihrer
       Erwerbsarbeit freigestellt würden. Darüber hinaus könnten Behörden unter
       einer zentralen Einsatzleitung effektiver zusammenarbeiten und
       Verwaltungsabläufe durch Notfallpläne beschleunigt werden.
       
       „Schadensereignisse, die die Schwelle zur Katastrophe überschreiten, sind
       in Berlin bisher zwar nicht eingetreten, können aber nicht ausgeschlossen
       werden“, heißt es auf der Internetseite der zuständigen Senatsverwaltung
       für Inneres. Angesichts der großen Probleme bei der Versorgung und
       Unterbringung neu ankommender Flüchtlinge in Berlin hatte kürzlich bereits
       der Bezirksbürgermeister von Mitte, Christian Hanke, angeregt,
       Arbeitsabläufe aus dem Katastrophenschutz einzuleiten. Den Katastrophenfall
       auszurufen lehnte der Sozialdemokrat jedoch ab: „Flüchtlinge sind keine
       Katastrophe“, so Hanke Ende August im taz-Interview.
       
       13 Sep 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Alke Wierth
   DIR Uwe Rada
       
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