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       # taz.de -- Weitere Eskalation in der Südosttürkei: Mindestens 16 Tote bei PKK-Angriff
       
       > Zunächst schwiegen Armee und Regierung über die Zahl der Opfer eines
       > Bombenanschlags der PKK vom Sonntag. 400 Kilo Sprengstoff sollen
       > verwendet worden sein.
       
   IMG Bild: Türkische Militärhelikopter suchen in der Nähe von Yuksekova nach PKK-Stellungen.
       
       Ankara afp | | Beim schwersten Angriff der kurdischen PKK-Rebellen seit dem
       Ende der Waffenruhe im Juli sind im Südosten der Türkei nach Militärangaben
       16 Soldaten getötet worden. Zudem seien sechs Soldaten verletzt worden,
       erklärten die Streitkräfte am Montag, während die PKK von 31 Toten sprach.
       Die Luftwaffe flog als Reaktion zahlreiche Angriffe auf PKK-Stellungen.
       Regierungschef Ahmet Davutoglu kündigte Härte gegen die PKK an.
       
       Rebellen der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) verübten am Sonntag
       bei Daglica in der Nähe der irakischen Grenze einen Bombenanschlag auf
       einen Militärkonvoi. Die PKK gab die Zahl der Opfer zunächst mit 15 an,
       später jedoch mit 31 Toten und sechs Verletzten. Unter den Getöteten
       befinde sich ein türkischer Oberstleutnant, sagte Rebellensprecher Bakhtiar
       Dogan.
       
       Militär und Regierung schwiegen mehr als 24 Stunden lang zur Opferzahl.
       Zunächst erklärte das Militär lediglich, „zwei gepanzerte Fahrzeuge“ des
       Konvois seien durch einen Sprengsatz „schwer beschädigt“ worden. Der
       Fraktionsvorsitzende der nationalistischen Partei MHP im Parlament, Devlet
       Bahcli, drängte die Regierung am Montag, die Opferzahlen zu nennen. Er warf
       ihr vor, den Vorfall zu verschleiern.
       
       Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte am Sonntagabend dem privaten
       Fernsehsender A Haber, der Anschlag sei während eines Einsatzes der Armee
       gegen PKK-Stellungen erfolgt. Die Antwort werde „sehr gezielt und
       entschlossen“ ausfallen.
       
       ## Davutoglu will PKK „auslöschen“
       
       Davutoglu eilte am Sonntagabend zu einer Krisensitzung mit den Spitzen von
       Behörden und Militär in Ankara. Der Chef der im türkischen Parlament
       vertretenen Kurdenpartei HDP, Selahattin Demirtas, brach einen Besuch in
       Berlin ab. Er verurteilte den Angriff.
       
       Davutoglu versprach am Montag, die PKK „auszulöschen“. „Ganz gleich, was
       geschieht, wir müssen diese Berge von diesen Terroristen reinigen“, sagte
       er vor Journalisten. „Die Berge dieses Landes werden nicht den Terroristen
       überlassen, wir werden alles tun, um das zu verhindern.“
       
       Laut einem Bericht der Zeitung Hürriyet wurden für den Anschlag 400
       Kilogramm Sprengstoff verwendet. 150 PKK-Kämpfer seien beteiligt gewesen.
       „Die Türkei trauert“, titelte das Blatt.
       
       ## Luftwaffe greift 23 PKK-Stellungen an
       
       Laut Militär griff die Luftwaffe nach dem Anschlag 23 PKK-Stellungen an.
       Sieben Kampfflugzeuge seien im Einsatz gewesen. Dabei seien viele
       „Terroristen“ getötet worden, berichtete die Nachrichtenagentur Anadolu.
       
       Seit dem Ende der Waffenruhe zwischen der Regierung und der PKK Ende Juli
       liefern sich Sicherheitskräfte und Anhänger der Rebellenbewegung täglich
       Gefechte. Aber der Angriff vom Sonntag war der mit Abstand folgenschwerste
       und vermutlich der schwerste PKK-Angriff seit Mai 1993, als 33 unbewaffnete
       Soldaten getötet worden waren.
       
       Seit Ende Juli wurden laut amtlichen Medien bereits etwa tausend
       PKK-Kämpfer getötet. Fast 70 Polizisten und Soldaten starben bei
       PKK-Anschlägen oder bei Gefechten. Die Hoffnungen auf ein Ende des drei
       Jahrzehnte andauernden Konflikts rückten wieder in weite Ferne.
       
       Die neue Gewalt verschärft zudem das innenpolitische Klima in der Türkei
       weniger als zwei Monate vor der Neuwahl des Parlaments am 1. November.
       Anhänger von Erdogans Partei AKP bewarfen am Sonntagabend das
       Redaktionsgebäude der Zeitung „Hürriyet“ in Istanbul mit Steinen. Die
       Hürriyet und der Dogan-Medienkonzern, zu dem das Blatt gehört, hatten in
       jüngster Zeit mit regierungskritischen Berichten den Zorn von AKP-Anhängern
       auf sich gezogen.
       
       7 Sep 2015
       
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