# taz.de -- Schneller bauen: Die Bezirke sollen‘s richten
> Das Ziel sind 5.600 zusätzliche Wohnungen – nun sucht die Stadt nach
> großen freien Flächen. Die Mitsprache von Anwohnern könnte leiden.
IMG Bild: Um Flüchtlinge besser unterzubringen, will Hamburg den Wohnungsbau offenbar drastisch beschleunigen.
Hamburg taz | Angesichts der hohen Zahl von unterzubringenden Flüchtlingen
will der Senat den Wohnungsbau offenbar drastisch beschleunigen. Wie
Politiker der Grünen bestätigen, hat die rot-grüne Landesregierung alle
Bezirke damit beauftragt, große Flächen für den Wohnungsbau auszuwählen.
Die Rede ist davon, dass jeder Bezirk Platz für 800 zusätzliche Wohnungen
anbieten soll. Über manche der Flächen hat es in der Vergangenheit Streit
gegeben.
So liegt der taz ein Kartensatz für Wandsbek vor, in dem 29 Gebiete
markiert sind, aus denen der Bezirk wählen soll. Sie reichen von einer zehn
Hektar großen Fläche an der Rahlstedter Kirche bis zu 125 Hektar am
Wohldorfer Wald. Darunter sind aber auch Flächen, deren Bebauung die
Anwohner in der Vergangenheit verhindern konnten –auch mit Hilfe der
Grünen.
Es gehe darum, die Flüchtlinge so schnell wie möglich aus den Zelten
herauszuholen, sagt Dennis Paustian-Döscher, Chef der Grünen-Fraktion im
Bezirk Wandsbek, wo ebenfalls Rot-Grün regiert. Die nötigen Planverfahren
sollen deshalb rascher durchgezogen werden als üblich, sagt
Paustian-Döscher – möglicherweise sogar nach dem Gesetz zum Schutz der
öffentlichen Sicherheit und Ordnung.
Dass es dabei auch weniger Bürgerbeteiligung geben wird als üblich, hält
Paustian-Döscher für einen Zielkonflikt, den es auszuhalten gelte. „Wenn
man sich die Zahlen anguckt, die untergebracht werden müssen, halten wir
das für vertretbar.“
Es handele sich um eine riesige Herausforderung für die Stadt, sagt auch
Parteifreund Michael Werner-Boelz aus dem Bezirk Nord: „Wir werden lieb
gewordene Positionen nicht mehr einhalten können.“ Es sei aber richtig,
dass der Senat den Bezirken hier eine Aufgabe zuweise.
Auch sei klar, „dass es enorm schnell gehen muss“, sagt Werner-Boelz. Weder
er noch Paustian-Döscher können jedoch etwas über den Zeitrahmen sagen.
Beide erwarten, dass der übliche Drittel-Mix umgekehrt wird, also
mindestens zwei Drittel der Wohnungen im Rahmen sozialen Wohnungsbaus
entstehen.
Die Stadtentwicklungsbehörde schweigt sich zur Sache aus. Eine solche Liste
sei ihm nicht bekannt, sagt Sprecher Magnus Kutz. Grundsätzlich prüfe die
Behörde, „welche Möglichkeiten es gibt, Unterkünfte für die Belegung mit
Flüchtlingen und Asylbegehrenden bezugsfertig zur Verfügung zu stellen“.
Das sei nicht abgeschlossen.
Wandsbek ist da weiter: „Wir werden am Donnerstag in der Bezirksversammlung
einen Vorschlag unterbreiten“, kündigt Paustian-Döscher an. Vorgesehen sind
Flächen in Hummelsbüttel: an der Glashütter Landstraße und am Rehagen.
16 Sep 2015
## AUTOREN
DIR Gernot Knödler
## TAGS
DIR Hamburg
DIR Grüne Hamburg
DIR Rot-Grün Hamburg
DIR Sozialer Wohnungsbau
DIR Wohnungsbau
DIR Flüchtlinge
DIR SPD Hamburg
DIR Migration
DIR Flüchtlinge
DIR Schwerpunkt Flucht
DIR Rot-Grün Hamburg
DIR Immobilienbranche
DIR Hamburger Senat
DIR Grüne
DIR Olaf Scholz
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Alternativvorschlag für Wohnungsbau: Weniger Flüchtlinge sollen nach Rissen
Die Altonaer SPD will entgegen einem Senatsbeschluss Flüchtlinge auf
Standorte aufteilen. Je 200 Wohnungen sollen in Othmarschen und Ottensen
entstehen.
DIR Siedlungsbau im Schnellverfahren: Flüchtlingen droht die grüne Wiese
Senat will auf der Basis von Ausnahmegenehmigungen in allen Bezirken
„Flüchtlingsunterkünfte mit der Perspektive Wohnen“ errichten
DIR Flüchtlinge am Hamburger Hauptbahnhof: Das organisierte Chaos
Täglich kommen 2.500 Flüchtlinge in die Hansestadt, die meisten wollen nach
Schweden. Ehrenamtliche helfen, Behörden halten sich raus.
DIR Architekt über Flüchtlingswohnungen: „Integrieren, nicht abschotten“
Parkhäuser und Lastkähne: Architekturprofessor Jörg Friedrich plant
Unterkünfte, in denen etwa Flüchtlinge und Studenten zusammen leben
könnten.
DIR Rot-grüner Senat: „Wir haben einen Dissens“
Von den Grünen ist in der Koalition wenig zu hören. Das täuscht, sagt
Fraktionschef Anjes Tjarks. Vor allem in der Flüchtlingspolitik wird
gestritten.
DIR Streit über hohe Mietpreise: Die Eigentümerbremse
Die Mietpreisbremse ist bundesweit beschlossen. Aber in Hamburg sperrt sich
die Immobilienbranche gegen eine flächendeckende Einführung.
DIR Koalitionsvertrag steht: Scholz wird etwas grüner
Unter Rot-Grün soll sich die Senats-Politik kaum verändern. Es gibt nur
einige wenige Öko-Projekte.
DIR Koalitionsverhandlungen: Der rot-grüne Vertrag
Am Montag beginnen im Rathaus die Koalitionsverhandlungen von SPD und
Grünen. Die wichtigsten Themen und wahrscheinliche Lösungen im Überblick.
DIR Gentrifizierung in Hamburg: Bauen gegen die Wohnungsnot
Die Mieten steigen, es fehlt bezahlbarer Wohnraum. Im Wahlkampf ist
Wohnungspolitik eines der Lieblingsthemen von Bürgermeister Olaf Scholz.