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       # taz.de -- Die „Bild“, die Bundesliga und Flüchtlinge: Engagement als gutes Geschäft
       
       > Die „Bild“ gibt sich mit ihrer „Wir helfen“-Kampagne siegesgewiss. Doch
       > immer mehr Klubs steigen aus. Und noch eine Aktion befremdet.
       
   IMG Bild: Nicht von Springer verordnet: Spieler vom FC St. Pauli laufen beim Testspiel gegen Borussia Dortmund am 8. September gemeinsam mit Flüchtlingskindern auf
       
       Am Mittwoch schien St. Pauli mit seiner Absage noch allein im Abseits zu
       stehen. Als einziger Verein hatte der Zweitligist verkündet, man werde am
       Wochenende nicht an der von der Deutschen Fußball Liga, Hermes Logistik und
       Bild-Zeitung initiierten Flüchtlingskampagne unter dem Motto „Wir helfen“
       teilnehmen.
       
       Die Hamburger werden also nicht mit dem Logo der Bild-Zeitung auf dem Ärmel
       auflaufen, welches das Kampagnenemblem von Springer mit dem Schriftzug „Wir
       helfen – #refugeeswelcome“ ziert. Für diese Aktion hat das
       Logistikunternehmen Hermes für den kommenden Spieltag seine erkaufte
       Werbefläche zur Verfügung gestellt.
       
       Im Stile eines jakobinischen Tugendwächters reagierte dann der
       Chefredakteur des Springer-Blatts auf die Nachricht aus Hamburg und stellte
       via Twitter den Verein an den Pranger: [1][“Kein Herz für Flüchtlinge:
       Schade eigentlich, @fcstpauli!“] Diekmann sprach gar von einem Boykott.
       Dabei hatte die DFL dem Verein auf Nachfrage erklärt, die Teilnahme an der
       Aktion sei freiwillig.
       
       Allen anderen Klubs wurde vor Augen geführt, was sie von der Bild zu
       erwarten haben, wenn sie nicht freiwillig mitmachen. Die zahlreichen
       erbosten Reaktionen daraufhin in den sozialen Netzwerken, die dem Hashtag
       „[2][#BILDnotwelcome]“ bei den Twittertrends eine Spitzenposition
       einbrachte, sowie die Statements der organisierten Fanszene haben aber
       offensichtlich einige Klubverantwortliche ins Grübeln gebracht.
       
       ## Ohne Freiburg, Bochum und Nürnberg
       
       Union Berlin kündigte am Donnerstag an, seine frisch erworbenen Immobilien
       diesen Winter als Unterbringungsmöglichkeit zur Verfügung zu stellen, und
       erklärte fast beiläufig im Schlusssatz, der Verein werde „an der für den
       kommenden Bundesligaspieltag geplanten Aktion einer Boulevardzeitung“ nicht
       teilnehmen. Auch bei Eintracht Frankfurt wurde offenkundig über eine
       derartige Entscheidung kontrovers debattiert. Gegenüber der taz erklärte
       der Verein, man könne den vorgegebenen Zeitrahmen (Donnerstagvormittag) für
       eine Antwort nicht einhalten. Es werde noch diskutiert.
       
       Entschiedener zeigten sich der SC Freiburg, der VfL Bochum und der 1. FC
       Nürnberg. Auch sie werden sich an der Bild-Aktion nicht beteiligen. Ihr
       Verein engagiere sich „bereits seit Jahren in der Flüchtlingshilfe“ und
       stehe bei seinem sozialen Engagement „für nachhaltige und langfristige
       Unterstützung vor Ort“, erklärten die Freiburger am Donnerstag auf ihrer
       Webseite. Wichtig seien vor allem die lokalen Initiativen. Deswegen habe
       man sich entschieden, am Freitag „ohne den veränderten Ärmel-Aufnäher ‚Wir
       helfen‘ gegen die Bielefelder Arminia auf den Platz zu gehen.“
       
       Vermutlich hat auch die sachliche Argumentation von St. Pauli Eindruck
       gemacht. Dessen Geschäftsführer Andreas Rettig meinte: „Der FC St. Pauli
       ist seit vielen Wochen auf verschiedenen Ebenen zu einem Thema, das seit
       Monaten alle emotional bewegt, aktiv, um den Menschen, die nach Deutschland
       geflohen sind, zu helfen. Daher sehen wir für uns nicht die Notwendigkeit,
       an der geplanten, für alle Klubs freiwilligen Aktion der DFL teilzunehmen.“
       Keinem Klub ist derzeit wohl schwerer mit der Moralkeule beizukommen als
       dem FC St. Pauli, der bereits 2013 mit seinem Engagement für
       Lampedusa-Flüchtlinge eine Vorreiterrolle auf diesem Gebiet einnahm.
       
       ## Undurchsichtiger Fan-Run
       
       Am Dienstag hatte die Bild noch siegesgewiss vermeldet, alle
       Bundesligaklubs würden sich ihre Trikots mit dem „Wir helfen“-Emblem
       beflocken und ein gemeinsames Zeichen für eine aktive Willkommenskultur in
       Deutschland setzen. Im Nachhinein eine Fehleinschätzung des
       Springer-Verlags, der dennoch wild entschlossen scheint, den Fußball als
       Marketingplattform zu nutzen.
       
       Befremdlich ist derzeit auch eine zweite Initiative von Bild. In
       Kooperation mit dem FC Bayern München soll am 10. Oktober ein
       [3][FC-Bayern-Fan-Run] veranstaltet werden. Mit der Teilnahmegebühr von
       knapp 30 Euro sollen die Hilfsorganisationen „Ein Herz für Kinder“ und „Wir
       helfen: #refugeeswelcome“ unterstützt werden. Über Twitter veröffentlichte
       der User Frank Helmschrott [4][eine bemerkenswerte Recherche], welche die
       [5][Intransparenz dieses Projekts] offenlegt. Demnach sei weder klar,
       welcher Anteil der Anmeldegebühr gespendet werden soll, noch wie seriös die
       Organisationsstrukturen aufgebaut sind. Die FanRun GmbH ist offenbar noch
       nicht einmal im Handelsregister eingetragen.
       
       Dass in der Startgebühr für den Lauf ein Bild-Plus-Abo mit Bundesligapaket
       enthalten ist, hat zudem einen merkwürdigen Beigeschmack. Aus dem neu
       entdeckten sozialen Engagement könnte für Bild ein gutes Geschäft
       erwachsen. Eine Hilfe zur Selbsthilfe der ganz anderen Art.
       
       17 Sep 2015
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://twitter.com/KaiDiekmann/status/644121151808122880
   DIR [2] http://twitter.com/search?q=%23BILDnotwelcome&src=tyah
   DIR [3] http://www.fcbayern.de/de/news/news/2015/fc-bayern-fanrun-in-der-allianz-arena-160915.php
   DIR [4] https://storify.com/Helmi74/der-fanrun-die-bild-und-der-fcbayern
   DIR [5] http://miasanrot.de/fanrun-fcbayern-fragezeichen/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Johannes Kopp
       
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