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       # taz.de -- Wettbewerb mit Hindernissen: Telekom erschwert Wechsel
       
       > Stadtwerke Neumünster beklagen Verunsicherung wechselwilliger
       > Telekomkunden. Verbraucherzentrale findet Wechselbonus okay.
       
   IMG Bild: Die öffentliche Telefonzelle: deren Kundschaft behält die Telekom auf jeden Fall
       
       Hamburg taz | Die Stadtwerke Neumünster (SNW) haben der Deutschen Telekom
       vorgeworfen, wechselwillige Kunden zu verunsichern. Ihnen würde einerseits
       mit dem Kappen ihres Anschlusses gedroht, andererseits würde ihnen ein
       50-Euro-Bonus fürs Bleiben angeboten. „Wir halten das für unlauteren
       Wettbewerb“, sagt Frank Wede vom Privatkundenvertrieb der SNW.
       
       Die Vorwürfe könnten „ohne nähere Angaben nicht nachvollzogen und schon gar
       nicht bestätigt werden“, teilte die Telekom mit. Man wundere sich, dass
       sich die Stadtwerke an die Presse wenden und nicht an die Rechtsabteilung
       der Telekom.
       
       Die Stadtwerke Neumünster liefern im nördlichen Schleswig Strom, Gas, Wärme
       und Wasser. Seit 2009 bietet das kommunale Unternehmen auch
       Telekommunikationsdienstleistungen an. Mit seinem großen Glasfasernetz und
       17.000 Kunden bezeichnet es sich selbst als der „größte Flächenversorger
       für das schnelle Internet in Schleswig-Holstein“.
       
       „Wir haben derzeit vermehrt Anrufe von Kunden, denen telefonisch mitgeteilt
       wurde, ihr Anschluss würde in wenigen Tagen abgestellt“, sagt Vertriebschef
       Wede. Die Telekom mache den Kunden weis, die SNW kündigten zu früh; die
       Telekom könne eine solche Kündigung nicht zwei Monate im Voraus entgegen
       nehmen.
       
       Kunden, die wechseln wollen, schließen einen Vertrag mit dem neuen
       Anbieter, der dann beim alten Anbieter kündigt. Die Kündigungsfrist betrage
       in der Regel vier Wochen, sagt SNW-Pressesprecher Nikolaus Schmidt. Es
       könne aber auch schon mehrere Monate vor Vertragsende gekündigt werden.
       
       „In der Regel ist das kein Problem“, sagt Schmidt. Allein in den
       vergangenen vier Jahren hätten die SNW rund 8.000 Telekommunikationskunden
       hinzu gewonnen. In einer ersten Welle hätten sich einige Dutzend Kunden
       beklagt. In diesen Fällen hätten die Stadtwerke versucht, mit der Telekom
       zu sprechen.
       
       Jetzt hätten sich wieder zehn Kunden mit ähnlichen Vorwürfen gemeldet. „Wir
       waren nicht amüsiert, dass das jetzt mehrfach passiert ist“, sagt Schmidt.
       Deshalb habe sein Unternehmen die Vorwürfe öffentlich gemacht. „Als
       kommunales Unternehmen müssen wir zusehen, dass wir nicht aus der
       Wirtschaftlichkeit rausfallen“, gibt Schmidt zu bedenken.
       
       „Der übliche Weg wäre, dass sich SNW schriftlich und unter Mitteilung von
       näheren Angaben an die Rechtsabteilung der Telekom wendet“, teilt deren
       Pressestelle mit. Für sämtliche Kundenkontakte der Telekom gebe es klare
       Vorgaben, deren „sehr hohes Niveau“ durch regelmäßige unangekündigte
       Qualitätsprüfungen sichergestellt werde.
       
       Die Stadtwerke haben nach den Hinweisen ihrer Kunden Beschwerde bei der
       Bundesnetzagentur eingelegt, die den Eingang bestätigt. „Beschwerden dieser
       Art habe ich schon lange nicht mehr gehört“, sagt deren Sprecher Michael
       Reifenberg. Im vergangenen Jahr hätten die Agentur 129.000 Anfragen zum
       Verbraucherschutz in der Telekommunikation erreicht. 28.000 davon seien zum
       Thema Anbieterwechsel eingegangen, etwa bei Fehlschlägen oder
       Fristverletzungen. An die Bundesnetzagentur können sich auch Endverbraucher
       wenden.
       
       Ein Anbieterwechsel sei „technisch nicht trivial“, räumt Reifenberg ein.
       Dabei müsse viel ineinander greifen. Schon das Transferieren der
       37-stelligen Portierungsnummer sei eine Fehlerquelle. Dagegen gestalte sich
       der juristische Ablauf in der Regel unproblematisch.
       
       Eine Kündigung beziehe sich stets auf das Vertragsende, ganz gleich, wann
       gekündigt werde, sagt Anneke Voß von der Verbraucherzentrale Hamburg. Dass
       Kunden abgeklemmt würden, könne eigentlich nicht vorkommen. Das Angebot
       eines Bonusses fürs Bleiben sei nicht überraschend. „Im Prinzip spricht
       nichts dagegen“, sagt Voß.
       
       22 Sep 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gernot Knödler
       
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