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       # taz.de -- Die Wahrheit: Testperson Maut-Man
       
       > Angesichts von Alexander Dobrindts neuem Outfit stellt sich eine
       > drängende Frage: Kann in diesem Anzug ein Verkehrsminister stecken?
       
   IMG Bild: „Wo haben sie diesen Anzug her?“, fragt der Amerikaner verblüfft.
       
       Müssen wir uns um Alexander Dobrindt Sorgen machen, seit er diese
       fahrlässig gemusterten Anzüge trägt? Also noch mehr als ohnehin? Während
       manche die modische Entwicklung des Verkehrsministers begrüßen oder als
       Stoffwechselveränderung einer Midlife-Crisis abtun, muss das zuletzt
       gesichtete Outfit des 44-Jährigen geschmackssichere Beobachter in
       Alarmbereitschaft versetzen.
       
       Im Kanzleramt führte er kürzlich einen Anzug vor, den selbst Nick
       Knatterton als „zu grafisch“ abgelehnt hätte. Ist das eine
       Shock-and-Awe-Strategie, die den politischen Gegner einschüchtern soll,
       oder steckt mehr hinter dem Zwirn im XXL-Karomuster?
       
       Natürlich kann man argumentieren, dass ein Mann, für den geltendes EU-Recht
       nur ein ärgerliches Hindernis beim Durchsetzen seiner „Visionen“ ist, nicht
       allzu kleinkariert daherkommen darf, aber bei Dobrindt sollte man das
       Gesamtbild betrachten. Man muss also mindestens 50 Schritte zurückgehen.
       
       ## Das Muster ist ein Koordiantensystem
       
       Denn das Muster im Zweiteiler ist in Wirklichkeit ein Koordinatensystem –
       die Nadelstreifen kreuzen sich an neuralgischen Punkten! Bei dem Textil
       handelt es sich also gar nicht um einen stylischen Schocker, sondern um
       einen Motion-Capture-Anzug, wie wir ihn aus teuren Computeranimationen in
       Hollywood-Filmen kennen. In diesen Sensor-Anzügen müssen Schauspieler nur
       ein bisschen herumhampeln und bekommen dann nach ein paar Klicks am Rechner
       eine ganz neue, fantastische Hülle übergestreift, wie etwa die des
       garstigen Smeagol in „Herr der Ringe“.
       
       Offenbar wurde das Prinzip perfektioniert und in tiefenscharfes 3-D
       übertragen. Erste Testperson der neuen Technik war Alexander Dobrindt, also
       der echte. Nicht das Hologramm im Killer-Karo, das jetzt herumläuft. Kann
       das sein? Ist gar nicht die Garderobe des Ministers, sondern er selbst
       ausgetauscht worden? Und wenn ja, gegen wen, wann, und vor allem: warum?
       
       Vermutlich hat Dobrindt die Katastrophe selbst ausgelöst, als er sich sein
       neues Brillengestell zulegte. Seitdem er das Modell „Supernerd“ trug, hielt
       sich Dobrindt für den Clark Kent der CSU und wollte als Maut-Man ganz groß
       herauskommen. Doch vergaß er darüber seine Schwachstelle: das Weißbier,
       eine Art umgekehrtes bayerisches Kryptonit. Wenn ein gebürtiger Bayer
       länger als zwei Tage hintereinander keines erhält, geht er jämmerlich ein
       oder entwickelt gar Selbstzweifel. Man munkelt, Dobrindt hätte zuletzt
       sogar zugegeben, dass seine Berechnungen völliger Murks waren.
       
       ## Killer-Karo für den Clark Kent der CSU
       
       Das konnte nicht sein, da war man sich in der Koalition einig. Der echte
       Dobrindt wurde in ein selbstfahrendes Auto gesetzt, das seit Wochen auf der
       B 45 vor Dortmund im Stau steckt. Man hofft, dass er in dieser entspannten
       Atmosphäre zumindest noch äußerlich enthipstert werden kann, bevor man ihm
       einen unbedeutenden Job in Brüssel anvertraut.
       
       Aber wer steckt nun in dem Anzug? Wer weiß. Auffällig ist aber schon, wie
       lange man nichts mehr von Ronald Pofalla aus dem Bahnwärterhäuschen gehört
       hat. Und der näselnde Niederrheiner hat ja schon mal sehr überzeugend den
       Bundesverkehrsminister gespielt, während er auf einen neuen Job wartete.
       
       25 Sep 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Katinka Buddenkotte
       
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