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       # taz.de -- Smogalarm wegen Brandrodung: Palmöl macht Atembeschwerden
       
       > In Sumatra und Kalimantan brennen die Wälder, die Region leidet unter
       > Smog. Brandrodung ist verboten, doch die Kontrollen sind lasch.
       
   IMG Bild: Hier sollen Palmölplantagen entstehen. Das pflanzliche Öl steckt mittlerweile in fast jedem zweiten Alltagsprodukt
       
       Bangkok taz | Eine Dunstglocke liegt über Teilen Indonesiens, Malaysias und
       dem Stadtstaat Singapur. Die Regierung ruft die Bevölkerung auf, ihre
       Häuser nicht zu verlassen. Wer sich doch ins Freie wagt, trägt
       Atemschutzmasken. Offiziellen Angaben zufolge mussten Zehntausende Menschen
       wegen massiver Atemwegsbeschwerden behandelt werden.
       
       Am Montag hatte Malaysia angeordnet, in und nahe der Hauptstadt Kuala
       Lumpur sowie drei weiteren Bundesstaaten Schulen zu schließen – schon zum
       zweiten Mal seit Mitte September. Auch im benachbarten Singapur wurden
       Schulen vorübergehend dichtgemacht.
       
       So schlimm wie jetzt war der Smogalarm zuletzt vor mehr als zwei Jahren.
       Ursache der Umweltverschmutzung sind illegale Brandrodungen in Indonesien,
       vor allem auf den Inseln Sumatra und Kalimantan, dem indonesischen Teil
       Borneos. Besitzer von Plantagen und Bauern brennen ihre Flächen jedes Jahr
       zur Trockenzeit ab, um auf diese Weise Raum für neue Anbaugebiete zu
       schaffen, unter anderem für Palmöl.
       
       Auch wenn diese Praxis seit 1999 verboten ist, wurde die Einhaltung der
       Gesetze bislang kaum kontrolliert. Wenn, dann blieben die Beschuldigungen
       an kleinen Landwirten hängen, denen keine andere erschwingliche Alternative
       bleibt, um ihre Böden zu bewirtschaften.
       
       ## Nachbarländer fordern strikteres Vorgehen
       
       Die bis dato schlimmsten durch illegale Brandrodungen verursachten
       Umweltverschmutzungen hatte es 1997 und 1998 gegeben – als die damalige
       asiatische Finanzkrise ihren Höhepunkt erreicht hatte. Die Rodungen hatten
       der Region damals umgerechnet 9 Milliarden US-Dollar an Verlusten beschert,
       weil viele Touristen diese gemieden hatten und gleichzeitig die Kosten für
       medizinische Behandlungen in die Höhe geschnellt waren.
       
       Zugleich sorgt der Smog auch politisch für dicke Luft: So hatten die
       Nachbarn wiederholt gefordert, Indonesien solle strikter gegen
       Brandrodungen vorgehen und mutmaßlich Verantwortliche belangen. Kürzlich
       wurden führende Köpfe von mindestens sieben Unternehmen verhaftet, die
       Jakarta für die illegalen Praktiken verantwortlich macht. Doch selbst diese
       Festnahmen dürften in dem Land, das für ausufernde Korruption berüchtigt
       ist, nur die Spitze des Eisbergs sein. Zumal unklar ist, ob die
       Betreffenden tatsächlich verurteilt werden.
       
       Ein Sprecher des Katastrophenschutzes räumte ein, dass trotz des Einsatzes
       von Militär viele Feuer aufs Neue entstanden oder weitere Brandherde
       entfacht worden seien. Allerdings monierte Indonesien seinerseits, die
       Nachbarn sollten sich nicht so aufs hohe Ross setzen: Singapur und Malaysia
       seien ebenfalls für den Smog verantwortlich. Denn auch Mitarbeiter von
       Palmölfirmen aus Singapur und Malaysia, die in Indonesien investierten,
       steckten hinter der umstrittenen Methode der Brandrodung.
       
       ## Kein Land holzt mehr Regenwald ab als Indonesien
       
       Doch nicht nur deswegen gerät das größte Land Südostasiens immer wieder in
       die Schlagzeilen: Ohnehin holzt kein anderes Land nach Ansicht von Experten
       mehr natürlichen Regenwald ab als Indonesien: Zwischen 2000 und 2012 seien
       es über 6 Millionen Hektar gewesen, so Wissenschaftler der Universität
       Maryland. Allein 2012 seien 840.000 Hektar vernichtet worden. Somit habe
       das im Mai 2011 verkündete Moratorium, auf bestimmten Flächen keine neuen
       Konzessionen für Abholzung zu erteilen, keinen Erfolg gebracht – im
       Gegenteil.
       
       So ist es auch äußerst fraglich, ob Indonesien sein jüngstes Versprechen
       einhalten kann: Im Hinblick auf die Ende November in Paris beginnende
       Klimakonferenz hatte es angekündigt, den Ausstoß an Emissionen bis 2030 um
       29 Prozent zu senken.
       
       30 Sep 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Nicola Glass
       
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