# taz.de -- Kommentar Milchmarkt: Ohne Quote gibt es Tote
> Weidegang? Ach, das würde zuviel Zeit und, durch die lange Strecke,
> zuviel Energie verbrauchen. Die sollen die Kühe gefälligst in die Milch
> stecken.
IMG Bild: War absehbar: Mit dem Ende der Quote setzt eine neue Überproduktion und folglich Preisverfall ein
BREMEN taz | Oh, wie ist sie verflucht worden, die Milchquote! Lange galt
sie als Inbegriff des bürokratischen Mutwillens der EU-Agrarpolitik. Und,
sicher, es war auch nicht alles gut an diesem starren Instrument der
Mengenregulierung. Aber es reagierte auf ein Bedürfnis, das eben nicht
weggefallen ist.
Es war absehbar, dass mit dem Ende der Quote ein neue Überproduktion und
folglich Preisverfall einsetzen würde – das ist nun mal ein Marktgesetz.
Darauf hatten die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und der
Bund deutscher Milchviehhalter schon lange hingewiesen. Sie hatten sogar
alternative Modelle entwickelt.
Dass die an kartellrechtlichen Bedenken, fehlender politischer
Unterstützung und einer geradezu irrwitzigen Außenhandelsfixierung der
Großmolkereien wie dem Bremer Deutschen Milchkontor bislang gescheitert
sind, ist arg für den durch Grünland - also Weidebetriebe geprägten Norden:
Wenn sich Milchproduktion nur noch in fabrikartigen Anlagen halbwegs
wirtschaftlich gestalten lässt, wächst auf den Flächen bald Biogas-Mais.
Weidegang? Ach, das würde zu viel Zeit und, durch die lange Strecke, zu
viel Energie verbrauchen. Die sollen die Kühe gefälligst in die Milch
stecken.
Ein solcher Konzentrationsprozess schadet den Tieren. Zugleich ist er für
die ländlichen Räume ein Debakel und fürs Klima ein Desaster: Gestaltet
sich die CO2-Bilanz von Rindern in Weidehaltung ausgeglichen, wird die Kuh
in reiner Stallhaltung, die auf – zudem importiertes – Kraftfutter
zurückgreift, zum Klimakiller. Zugleich verdrängt ein Stall mit 1.000 Kühen
zehn mittelständische Betriebe à 100 Tiere.
Wo diese alteingesessenen Familien-Unternehmen dicht machen, schwindet die
Nachfrage nach handwerklichen Dienstleistungen, nach Einzelhandel und
Infrastruktur. Die Dörfer veröden. Das lässt sich in Niedersachsen und
Schleswig-Holstein gut beobachten.
Die Entwicklung zu bremsen ist ein wichtiges politisches Ziel. Ein
Instrument zur Regulierung der Milchmengen wäre ein Schritt in die richtige
Richtung.
16 Sep 2015
## AUTOREN
DIR Benno Schirrmeister
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