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       # taz.de -- Kampf gegen den IS: Russische Kampfjets in Syrien
       
       > Zwischen Moskau und Washington herrscht Eiszeit – eigentlich. Der
       > gemeinsame Feind IS könnte beide Seiten wieder einander näher bringen.
       
   IMG Bild: US-Außenminister Kerry beharrt auf den Rücktritt Assads.
       
       Washington afp | Russland verstärkt seine Militärpräsenz in Syrien offenbar
       weiter: Im westsyrischen Latakia, wo Russland einen Luftwaffenstützpunkt
       errichte, seien vier russische Kampfflugzeuge gesichtet worden, sagte ein
       US-Regierungsvertreter, der anonym bleiben wollte, am Freitagabend in
       Washington. US-Außenminister John Kerry bekräftigte unterdessen die
       Forderung seiner Regierung nach einem Rücktritt des syrischen Präsidenten
       Baschar al-Assad.
       
       Die Entsendung von Kampfflugzeugen würde den Ausbau der russischen
       Militärpräsenz in Syrien auf eine neue Stufe bedeuten. Bisher war nur von
       Panzern, Artillerie und dutzenden Soldaten die Rede gewesen. Die westliche
       Provinz Latakia am Mittelmeer ist eine Hochburg von Anhängern Assads,
       dessen Vorfahren auch von dort stammen. Moskau ist einer der letzten
       Verbündeten der Assad-Regierung.
       
       Die Aussagen des US-Regierungsvertreters kamen nur wenige Stunden, nachdem
       US-Verteidigungsminister Ashton Carter mit seinem russischen Kollegen
       Sergej Schoigu telefoniert hatte. Wichtigstes Thema des Gesprächs sei die
       Lage in Syrien gewesen, teilten beide Seiten mit. Das Telefonat dauerte
       nach Angaben von Schoigus Sprecher Igor Konaschenkow eine Stunde. Carters
       Sprecher Peter Cook sagte, nach dieser „konstruktiven Unterhaltung“ wollten
       beide Seiten die Gespräche fortsetzen.
       
       Es war das erste Mal seit seinem Amtsantritt im Februar dieses Jahres, dass
       Carter direkten Kontakt mit Schoigu hatte. Die Initiative dafür hatte nach
       US-Angaben Russland ergriffen. Washington hatte den Militärdialog mit
       Moskau im März 2014 wegen der Ukraine-Krise eingefroren.
       
       ## Das Telefonat
       
       Hauptthemen bei dem Telefonat der beiden Verteidigungsminister waren nach
       Angaben des Pentagons der Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer
       Staat (IS) sowie Vorkehrungen, wie mögliche Zwischenfälle zwischen Truppen
       der USA und Russlands vor Ort vermieden werden könnten. Die USA fliegen mit
       internationalen Partnern Luftangriffe gegen den IS in Syrien und im Irak.
       
       In den vergangenen Wochen hatte Moskau seine Präsenz vor Ort Schritt für
       Schritt ausgebaut. Nach russischer Darstellung befindet sich die gesamte
       militärische Unterstützung Assads im Einklang bereits bestehenden Abkommen.
       
       Im Gegensatz zu Moskau dringt Washington auf eine Ablösung des syrischen
       Staatschefs, der von Russland militärisch unterstützt wird. Russland und
       die syrische Führung sind ebenfalls Gegner des IS.
       
       Kerry sagte am Samstag nach einem Gespräch mit seinem britischen Kollegen
       Philip Hammond, Assads Rücktritt müsse „nicht am Tag x oder im Monat y“
       erfolgen, aber es müsse geklärt werden, wie er „erreicht“ werde könne. Der
       US-Chefdiplomat sprach sich zur Überwindung des Konflikts in Syrien für
       Verhandlungen aus. Er hoffe, dass „Russland, der Iran und andere
       einflussreiche Länder“ in diese Verhandlungen einbezogen werden könnten.
       Der US-Außenminister begrüßte die Beteiligung Russlands am Kampf gegen den
       IS. Washington suche nach Möglichkeiten, den IS „schnell und effizient
       auszuschalten“.
       
       Der syrische Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida sowie verbündete
       Islamisten töteten nach Angaben von Aktivisten in Syrien 56
       Regierungssoldaten. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte
       am Samstag mitteilte, wurden die Streitkräfte auf dem Militärflughafen Abu
       Duhur in der nordwestlichen Provinz Idlib vor einigen Tagen hingerichtet.
       
       Sie wurden demnach zuvor dort gefangengehalten. Die Angaben der
       Beobachtungsstelle sind von unabhängiger Seite nur schwer überprüfbar. Die
       Organisation stützt sich auf ein Netzwerk vor Ort und bezieht ihre
       Informationen von Aktivisten und Ärzten in Syrien. Die Lage in dem
       Bürgerkriegsland ist äußerst unübersichtlich.
       
       19 Sep 2015
       
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