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       # taz.de -- #piggate-Affäre in Großbritannien: Cameron hat Schwein gehabt
       
       > Eine neue Biografie über den britischen Premier enthält pikante Details.
       > Eines dreht sich um dessen Penis und einen Schweinekopf.
       
   IMG Bild: Nicht nur ein Schweineliebhaber ....? David Cameron.
       
       Dublin taz | Es gibt Dinge, die man eigentlich gar nicht wissen möchte,
       denn man bekommt die Bilder nicht mehr aus dem Kopf. „Call me Dave“, die
       inoffizielle Biografie des britischen Premierministers David Cameron,
       gehört dazu. Wie inoffiziell sie tatsächlich ist, lässt sich an den
       Behauptungen ablesen, die Lord Michael Ashcroft und seine Koautorin, die
       Sunday-Times-Journalistin Isabel Oakeshott, aufstellen.
       
       Das Buch erscheint im Oktober, aber die Daily Mail hat bereits [1][Auszüge
       abgedruckt]. Camerons Oxford-Kommilitone James Delingpole behauptet, er und
       Cameron gehörten dem „Flam Club“ an, dessen Aktivitäten hauptsächlich darin
       bestanden, Marihuana zu rauchen und dabei Supertramp zu hören. Später soll
       bei den Partys im Haus des Ehepaars Cameron Kokain herumgereicht worden
       sein.
       
       Peinlicher als ein Joint im „Flam Club“ ist allerdings Camerons
       Mitgliedschaft im berüchtigten Dining-Club „Piers Gaveston“, benannt nach
       dem Liebhaber von Edward II. Zum Aufnahmeritual gehörte es, dass Cameron
       seinen Penis einem Schweinekopf, der auf dem Schoß eines Clubmitglieds
       gelegen habe, ins Maul stecken musste. Es soll sogar ein Foto von der
       Aktion geben, das dankenswerterweise bisher nicht veröffentlicht worden
       ist.
       
       Auch ohne den fotografischen Beweis überschlagen sich die Kommentare auf
       Twitter. Einer taufte den Premierminister in „David Hameron“ um, ein
       anderer schrieb, man verstehe nun, warum der frühere Labour-Chef Ed
       Miliband eine solch unglückliche Figur beim Verspeisen eines
       Schinken-Sandwichs gemacht habe. Manche dichteten Cameron eine Affäre mit
       Miss Piggy aus der Muppet-Show an. Cameron bedauert vermutlich zutiefst,
       dass er sich vor Kurzem mit einem Ferkel auf dem Arm fotografieren ließ.
       
       Der Premier hatte während seiner Studentenzeit offenbar eine Vorliebe für
       Clubs. So trat er auch in den „Bullingdon Club“ ein, eine Vereinigung von
       Sprösslingen der Oberschicht, bei der allein die Uniform mehrere tausend
       Pfund kostete.
       
       Bei den Club-Treffen ging es darum, sich zügig zu betrinken und dann die
       Gaststätte zu zertrümmern. Ein Tory-Abgeordneter, der damals an einer
       Clubsitzung teilgenommen hatte, sagt, dass die Mitglieder ärmere Menschen
       verachteten und sich über sie lustig machten.
       
       Wenn man gnädig ist, was die britischen Boulevardblätter freilich nicht
       sind, kann man das als Jugendsünden abtun. Ashcroft und Oakeshott erheben
       aber auch aktuelle Vorwürfe, und die sind durchaus brisant. Ashcroft war
       früher Tory-Schatzmeister und stellvertretender Parteivorsitzender.
       
       ## „Bedeutender Posten“ gegen Geld?
       
       Er hat den Tories rund 8 Millionen Pfund gespendet und sie vor dem Bankrott
       bewahrt. Im Gegenzug soll ihm David Cameron im Falle des Wahlsiegs im Jahr
       2010 einen „bedeutenden Posten im Kabinett“ versprochen haben.
       
       Daraus wurde jedoch nichts. Cameron befürchtete wohl einen Skandal, weil
       der Multimillionär Ashcroft keine Steuern in Großbritannien zahlte, sondern
       sich in einem Steuerparadies angemeldet hatte.
       
       Cameron behauptete, davon bis zum Schluss nichts gewusst zu haben. Ashcroft
       versichert hingegen, dass Cameron bereits 2009 nicht nur darüber informiert
       war, sondern auch Wege gesucht habe, wie man die Steuerflucht bis nach den
       Wahlen geheim halten könne.
       
       ## Ein Racheakt?
       
       Ist die Biografie lediglich ein Racheakt eines ehemaligen Vertrauten des
       Premiers? Ashcroft beschreibt aber auch, wie rührend sich Cameron um seinen
       behinderten Sohn Ivan kümmert. Durch diese Beziehung sei er zu einem
       mitfühlenden Politiker geworden, lobt Ashcroft. Außerdem sei er äußerst
       effizient und habe schon vor der ersten Besprechung morgens um halb neun
       vieles erledigt.
       
       Im Gedächtnis bleiben wird die Biografie jedoch nicht wegen Ivan, sondern
       wegen des Schweins. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung könnte kaum
       ungünstiger sein: In zwei Wochen findet der Tory-Parteitag statt. Wer auf
       der Veranstaltung grunzt, werde umgehend aus der Partei geworfen, soll die
       Parteiführung angedroht haben.
       
       21 Sep 2015
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.dailymail.co.uk/news/article-3242504/Drugs-debauchery-making-extraordinary-Prime-Minister-years-rumours-dogged-truth-shockingly-decadent-Oxford-days-gifted-Bullingdon-boy.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ralf Sotscheck
       
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