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       # taz.de -- Rassistische Gewalt in den USA: Schütze prahlt mit Bild der Leiche
       
       > Vor drei Jahren erschoss George Zimmerman in Florida den jungen
       > Afro-Amerikaner Trayvon Martin. Nun twitterte er ein Bild der Leiche.
       
   IMG Bild: Ein freier Mann: George Zimmerman im September 2015
       
       Berlin taz | George Zimmerman ist ein guter Amerikaner. Ein aufrechter
       Bürger, Christ, von den Medien völlig falsch verstanden und immer zu einem
       Scherz aufgelegt. Am Montag [1][twitterte] er ein Bild – in der Hand eine
       Zigarre, die Beine stecken in Shorts, im Hintergrund das Meer – mit den
       Worten: „So sehr ich es auch liebe, dass ich euch Trolle alle habe, ich
       muss arbeiten .... an meiner Bräune. Sagt ‚Karma“, es ist nutzlos, denn
       Gott beschützt mich.“
       
       Gott hat Zimmerman offensichtlich schon vor Einigem beschützt. In der Nacht
       des 26. Februar 2012 erschoss Zimmerman, als er auf
       Nachbarschaftspatrouille unterwegs war, den 17-jährigen Afroamerikaner
       Trayvon Martin. Aus Notwehr, wie Zimmerman stets sagt. Der Junge, der einen
       Kapuzenpullover trug, war von einem Kiosk gekommen und hatte lediglich eine
       Tüte Skittles und eine Dose Eistee dabei. Zimmerman schoss ihm aus nächster
       Nähe in die Brust. Der Fall löste eine landesweite Debatte über Rassismus
       in den USA aus. Zimmerman wurde schließlich der Prozess gemacht, im Jahr
       2013 wurde der damals 29-Jährige von einer Jury freigesprochen.
       
       Wer Gottes schützende Hand so über sich spürt, der kann munter
       drauflostwittern, auch Leichenbilder. Ebenfalls am Montag retweetete
       Zimmerman einen Tweet mit dem Bild der Leiche von Trayvon Martin. Warum
       auch nicht, aus Zimmermans Sicht war es schließlich „Gottes Plan“, dass der
       Junge sterben musste. [2][So formuliert er es in einem Video im März dieses
       Jahres.]
       
       Der Eintrag auf Twitter ist mitterweile nicht mehr zu sehen, das US-Magazin
       Mother Jones [3][zeigt noch einen Screenshot auf seiner Seite]. Ganz
       offensichtlich waren es nicht plötzliche Skrupel oder gar Reue, die
       Zimmerman umtrieben, das Bild zu löschen. Twitter hat den Beitrag
       anscheinend offline genommen, bestätigte das gegegenüber Mother Jones
       jedoch nicht, sondern verwies lediglich auf die Richtlinien des
       Unternehmens.
       
       George Zimmermans Account ist aufschlussreich genug. Der freigesprochene
       Täter twitterte kurz nach dem Vorfall: [4][“Ich frage mich, wann Twitter
       diese Bilder von der Seite nimmt?“] Darunter Bilder von Steckbriefen mit
       dem Konterfei von Zimmerman. Der Mann ist schmerzfrei, sein Twitterprofil
       zeugt davon. Er hat 14.000 Follower.
       
       Sie können verfolgen, wie Zimmerman wahlweise gegen die voreingenommenen
       linken Medien hetzt oder Rassismen von sich gibt: „Die Leben von Polizisten
       zählen, schwarzer Schleim nicht.“ Sein Profilbild ist eine
       Konföderiertenflagge mit dem Schriftzug „The 2nd protects your 1st“. Es
       spielt auf den zweiten Zusatz der Verfassung an, in dem das Recht verankert
       ist, eine Waffe tragen zu dürfen. Dieses Recht ist es, das in George
       Zimmermans Welt den ersten Zusatz der Verfassung schützt, die
       Meinungsfreiheit.
       
       Einfache kausale Zusammenhänge gibt es auch in der Bibel und bei Gott – und
       daran glaubt Zimmerman genauso wie an Waffen und weiße Übermacht: gut und
       Böse, Himmel und Hölle. Nach dieser Logik wird George Zimmermans Weg ein
       sehr direkter sein.
       
       29 Sep 2015
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://twitter.com/TherealGeorgeZ
   DIR [2] http://www.youtube.com/watch?v=AB_iRe0f7Bk&feature=youtu.be
   DIR [3] http://www.motherjones.com/mojo/2015/09/george-zimmerman-retweeted-trayvon-martin-corpse
   DIR [4] http://twitter.com/TherealGeorgeZ/status/648523420653780992
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rieke Havertz
       
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