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       # taz.de -- Modelle aus dem 3D-Drucker: Der Fötus fürs Wohnzimmer
       
       > Als Gimmick für ungeduldige Eltern bieten Firmen an, aus
       > Ultraschallbildern Modelle vom Fötus zu drucken. Eine
       > gewöhnungsbedürftige Idee.
       
   IMG Bild: Vielleicht der neue Chic im Wohnzimmer werdender Eltern: Modell eines Fötus.
       
       Ultraschallbilder zählen für werdende Eltern in den Schwangerschaftsmonaten
       zum unverzichtbaren Equipment. „Guck mal, wie süß“ und „Da zeigt es uns
       was“ sind häufig die Reaktionen – auch dann, wenn die Schwarz-Weiß-Bildchen
       eher an Wetterkarten als an ein sich entwickelndes Menschlein erinnern. Die
       Alternative ist der Fötus aus dem Drucker.
       
       Die Idee klingt bizarr? Ist sie auch. Firmen aus den USA und Japan bieten
       an, das Kind noch vor der Geburt per 3-D-Ausdruck nach Hause auf den
       Schreibtisch zu holen oder als Schlüsselanhänger mit sich rumzutragen.
       Einfach ab der 20. Schwangerschaftswoche eine oder mehrere
       Ultraschallbilder anfertigen und schon formt ein 3-D-Drucker Lage für Lage
       eine Skulptur aus Sandstein.
       
       Je nach Wunsch können Eltern zwischen vier Liegepositionen (vom Modell
       Monchichi mit Daumen im Mund bis zum meditierenden Buddha im
       Schneidersitz), drei Hautfarben (hell, mittel, dunkel) und zwei
       Geschlechtern wählen. Das Ergebnis kostet je nach Größe 250 bis 550 Dollar
       (223 bis 491 Euro) und erinnert an E.T. oder eine freundlichere Version von
       Gollum. Detailgetreue Abbildungen sind in der 20. Woche noch gar nicht
       möglich, weil sich noch zu viel Fruchtwasser in der Gebärmutter befinde und
       der Fötus sich ausgiebig bewege, sagen Ärzte.
       
       Nichtsdestotrotz hat auch eine Leipziger Firma das Schwangerschaftssouvenir
       entdeckt und bewirbt es mit blumigen Worten: „Gönnen Sie sich noch mehr
       Vorsorge und eine wunderschöne Nachricht aus dem Bauch“.
       
       Entgegen der US-Version druckt die deutsche Firma keine Ganzkörpermodelle.
       Stattdessen schaut das Baby-Gesicht hier wahlweise aus dem Gips wie die
       Präsidenten aus Mount Rushmore oder aus einem Glasquader, wie
       Italien-Touristen das vom Schiefen Turm von Pisa oder dem Kollosseum in Rom
       kennen. Bei beiden Versionen gehört schon guter Willen dazu, den eigenen
       Nachwuchs niedlich zu finden.
       
       Egal ob neuer Trend oder abgefahrene Spielerei: So richtig angekommen zu
       sein scheint die Idee noch nicht. Die US-Firma wollte ihr Projekt per
       Crowdfunding finanzieren. Die Kampagne scheiterte, weil nicht einmal ein
       Zehntel der Zielsumme von 15.000 Dollar zusammengekommen ist.
       
       1 Oct 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ronny Müller
       
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