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       # taz.de -- Landesparteitag AfD in Hamburg: Hauptsache, die „Asylindustrie“ bleibt
       
       > Der AfD-Landesverband in Hamburg gibt sich eine neue Spitze. Ansonsten
       > bleibt erst mal alles so, wie es war – Ressentiments inklusive.
       
   IMG Bild: Neuer Chef mit altbekannten Phrasen: Bernd Baumann
       
       Hamburg taz | Neuer Vorsitzender, alter Konflikte. Der Landesverband der
       Alternative für Deutschland in Hamburg wählte Bernd Baumann zum Nachfolger
       von Jörn Kruse. Vor der Wahl schürte Baumann Ressentiments gegen
       Flüchtlinge: „Im Orient und Afrika werden 100 Millionen Menschen durch die
       Grenzöffnung und Versprechen angelockt“. Die AfD sei „die einzige wirksame
       Kraft, die sich dem entgegenstellen kann“. Alexander Wolf wurde zum
       stellvertretenden Vorsitzenden bestimmt. Er versicherte, er werde die
       „Asylindustrie“ weiterhin „Asylindustrie“ nennen.
       
       Im Bürgerhaus Wilhelmsburg fand die Aussprache zur Situation des
       AfD-Landesverbandes unter Ausschluss der Presse statt. Nicht ohne Grund:
       Die 106 stimmberechtigten Mitglieder wollten am Wochenende lieber unter
       sich streiten. Seit vor gut drei Monaten die Bundespartei ihre Positionen
       noch weiter nach rechts verschob, schwelt im Landesverband der Konflikt
       weiter. Im Saal gingen sich zwei der Kontrahenten - der
       Fraktionsvorsitzende Jörn Kruse und der Abgeordnete Dirk Nockemann -
       demonstrativ aus dem Weg. In dem kleinen Saal war das jedoch nicht ganz so
       einfach.
       
       Zwischen den Stuhlreihen griffen sich Nockemann und Baumann schließlich
       verbal an. „Herr Nockemann ist sehr auf sein Thema Innere Sicherheit
       fokussiert“, sagte Baumann der taz. Wo aber liegt die inhaltliche
       Differenz? Der 57-Jährige Baumann selbst hatte doch erklärt, dass mehr
       Menschen abgeschoben werden müssten. Und viele Flüchtlinge „auch wegen der
       linken Ideologie der bunten Republik Deutschland“ kämen.
       
       „Es sind wohl persönliche Differenzen“ räumte Baumann schließlich ein. Um
       den Politikstil geht es wohl auch, stellte doch Nockemann den Antrag, die
       Journalisten von der Debatte um die Situation des Landesverbandes
       auszuschließen. Mehrere Redner forderten gar die Presse ganz auszuschließen
       – beides missfiel Baumann. Nach der Wahl des Vorsitzenden entlud sich der
       Konflikt. Der Parteitag stritt, ob die Wahl von Baumann, der sich mit 68
       Stimmen gegen Kay Gottschalk mit 49 Stimmen durchsetze, überhaupt zulässig
       war.
       
       ## Die große Kluft
       
       Dass der Parteitag nur wegen der angekündigten Rücktritte des
       Landesvorsitzenden Kruse, sowie des Schatzmeister Walter Strack und
       Schriftführers Detlef Ehlebracht aufgrund des Rechtsrucks in der Partei
       einberufen war, schien vergessen. Wie groß die Kluft zwischen den
       Kontrahenten ist, wurde deutlich, als Nockemann erklärte, für kein
       Vorstandsamt zur Verfügung zu stehen. Seine Bürgschaftsarbeit würde ihn
       völlig in Beschlag nehmen.
       
       Für Baumann und seinen neuen Vize Wolf sowie für den
       Bürgerschaftsabgeordneten Joachim Körner schien die Bürgerschaftsarbeit
       kein Grund zu sein, nicht im Landesvorstand mitzuwirken. Körner setzte sich
       gegen Jens Eckleben als weiteren Stellvertreter durch. Eckleben indes wurde
       zum Beisitzer benannt. Der warb dafür, für eine Veranstaltung den FPÖ-Chef
       Heinz-Christian Strache einzuladen. Schon vor den Wahlen sagte Kruse der
       taz, dass er unabhängig vom Parteitag Fraktionsvorsitzender bleiben will.
       
       Nach der Wahl appellierte Wolf, der zur extrem rechten Burschenschaft
       Danubia München gehört und früher Republikaner war, für mehr
       Geschlossenheit in den Reihen bei der AfD. Grund für den neuen Landeschef
       Baumann zu verkünden: „Ich spüre beide Flügel in mir. Das ist das, was die
       AfD braucht.“
       
       4 Oct 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Speit
       
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