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       # taz.de -- Nach dem Anschlag in Ankara: Attentäter sind identifiziert
       
       > Die Täter sollen aus dem IS-Umfeld stammen, einer soll der Bruder des
       > Suruç-Attentäters gewesen sein. Die Opposition sagt alle Kundgebungen ab.
       
   IMG Bild: Gedenken an die Opfer des Anschlags in Ankara.
       
       BERLIN taz | Die Identität der Selbstmordattentäter von Ankara steht fest.
       Wie die Zeitung Hürriyet aus Sicherheitskreisen erfuhr, konnten die
       Attentäter anhand der Aufnahmen von Überwachungskameras und DNA-Analysen
       zweifelsfrei identifiziert werden. Danach handelt es sich um die beiden
       Männer Yunus Emre Alagöz und Ömer Deniz Dündar.
       
       Alagöz ist der ältere Bruder des [1][Selbstmordattentäters von Suruç], der
       am 20. Juli 33 überwiegend junge Menschen in einem Kulturzentrum in der
       Grenzstadt gegenüber von Kobani getötet hatte. Alagöz und Dündar kamen laut
       Hürriyet am Vortag des Attentats, also am vergangenen Freitag, in zwei
       Autos von Gaziantep nach Ankara. Ein Komplize machte sie dort mit den
       Örtlichkeiten vertraut.
       
       Dieser Komplize und die beiden Fahrzeughalter, deren Autos die Attentäter
       benutzt hatten, sind inzwischen verhaftet worden. Die beiden mutmaßlichen
       Attentäter sollen zuvor illegal aus Syrien in die Türkei eingereist sein.
       
       Alagöz war ein bekannter Islamist und IS-Anhänger. Er gründete vor längerer
       Zeit in seinem Heimatort Adıyaman im Südosten der Türkei eine
       IS-Sympathisantengruppe, zu der auch sein jüngerer Bruder gehört hatte und
       wohl auch Dündar, der zweite Attentäter von Ankara. Die Adıyaman-Gruppe ist
       seit Langem polizeibekannt.
       
       ## Versäumnisse der Geheimdienste
       
       Angeblich wurde schon seit dem Attentat von Suruçnach Alagöz gefahndet. Er
       soll sich nach dem Suruç-Anschlag seines Bruders aber nach Syrien abgesetzt
       haben. Beide Brüder und andere Mitglieder der Adıyaman-Gruppe wurden in
       Syrien vom IS an Waffen ausgebildet und offenbar auch als
       Selbstmordattentäter trainiert.
       
       All das war der Polizei und dem Geheimdienst bekannt. Aufgrund der massiven
       Kritik an den Sicherheitskräften sind deshalb jetzt der Polizeichef von
       Ankara und zwei Leiter des polizeilichen Staatsschutzes von Ankara [2][vom
       Dienst suspendiert worden]. Selbst Präsident Recep Tayyip Erdoğan räumte am
       Dienstagnachmittag während einer Pressekonferenz mit seinem finnischen
       Kollegen ein, dass es offensichtlich Versäumnisse bei Polizei und
       Geheimdiensten gegeben habe.
       
       Am Mittwochvormittag legte Erdoğan Nelken am Ort des Attentats nieder,
       nachdem in den Tagen zuvor schon sein Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu wie
       auch alle EU-Botschafter gemeinsam bereits am Tatort kondoliert hatten.
       
       ## Angst vor Anschlägen
       
       Während die Opposition und allen voran die kurdisch-linke HDP der
       [3][Regierung eine Mitschuld an dem Attentat] gibt, weil diese viel zu
       wenig gegen IS-Terroristen in der Türkei getan habe, versucht die Regierung
       trotz der Täterschaft des IS immer noch hartnäckig, auch der PKK eine
       Mitschuld anzuhängen.
       
       Am Mittwoch wurde ein Mann verhaftet, der angeblich Mitglied der PKK sein
       soll und einen Tag vor dem blutigsten Anschlag in der türkischen Geschichte
       unter dem Pseudonym „Dr. Bereday“ einen Tweet ins Netz gestellt hatte:
       „Morgen wird eine Bombe in Ankara hochgehen“. Über seine IP-Adresse wurde
       der Mann mit dem Namen Mehmet Serhat Polatsoy identifiziert und
       festgenommen. Zwei weitere Tweets von ihm deuten allerdings darauf hin,
       dass er nur die Befürchtung artikulieren wollte, dass der IS die
       Friedenskundgebung in Ankara angreifen könnte.
       
       Die Opposition hat unterdessen angekündigt, als Konsequenz aus dem
       Terroranschlag alle Großkundgebungen im Wahlkampf abzusagen. CHP-Chef Kemal
       Kılıçdaroğlu und der Ko-Chef der HDP, Selahattin Demirtaş, sagten, sie
       könnten ihre Anhänger nicht noch einmal dem Risiko eines Attentats
       aussetzen, da die Polizei ja offenkundig nicht für die nötige Sicherheit
       sorgen könnte.
       
       14 Oct 2015
       
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