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       # taz.de -- Unterkunft für Flüchtlinge in Berlin: Flughafen Tempelhof startbereit
       
       > Der Hangar 1 ist seit dem Wochenende eine Notunterkunft für 500 Menschen.
       > Das Dach ist undicht, die Duschen fehlen – und bisher auch die
       > Flüchtlinge selbst.
       
   IMG Bild: Hier sollen sie hin: Notunterkunft im Hangar 1 des Flughafens Tempelhof.
       
       Das Essen ist schon fertig: Reis, dazu Gemüse, dampft am Sonntagmittag auf
       den Warmhalteständern in einem Nebenraum des Hangars 1 vor sich hin, genug
       für 100 Portionen. Drei Mitarbeiterinnen des Heimbetreibers Tamaja GmbH
       warten hinter der Theke auf hungrige Flüchtlinge. „Wir sind bereit“, sagt
       eine von ihnen. Doch wann jemand kommen wird – an diesem Nachmittag, tags
       darauf, noch später – ist völlig unklar.
       
       Sicher ist indes: Auch der Flughafen Tempelhof, genauer dessen Hangar 1 am
       Columbiadamm, ist seit Samstagabend eine Notunterkunft für Flüchtlinge mit
       rund 500 Plätzen. Schon seit Wochen hatte der Senat davon gesprochen,
       offenbar wollte man sich die Riesenräume aber für wirklich drängende
       Situationen vorbehalten. Am Donnerstag hatte es geheißen, es könne noch
       einige Wochen dauern, bis die Platznot so groß wäre. Dass es keine 48
       Stunden später bereits so weit ist, zeigt einmal mehr, wie unübersichtlich,
       wie unplanbar die Lage zu sein scheint.
       
       Michael Elias, Geschäftsführer der Tamaja GmbH, spricht von „wilden
       Zeiten“. Elias ist am Sonntag seit morgens vor Ort, spricht mit
       Mitarbeitern und der Security letzte Details ab. Auch er hat keine Ahnung,
       wann die ersten Flüchtlinge eintreffen. Die Aussagen der Bahn, die die
       Flüchtlinge mit Bussen und Zügen nach Berlin bringe, seien nicht immer
       belastbar. Die Sprecherin der Senatsverwaltung für Soziales nennt das
       fehlende „zielgenaue Angaben“; die Lage in Bayern sei derzeit sehr
       unübersichtlich, erklärt Regina Kneiding am Sonntag. Am späten Nachmittag
       sagt sie, dass auch am Abend niemand in den Hangar 1 einziehen werde.
       
       Einige Flüchtlinge, rund 100, seien am Sonntagmorgen zum Frühstücken da
       gewesen, berichtet die Mitarbeiterin an der Essenstheke. Danach seien sie
       wieder verschwunden. Wohin, wisse sie nicht. Es gebe eine Reihe von
       Flüchtlingen, die in der Stadt unterwegs sind, sagt Elias. Die Zahl will er
       nicht bestätigen.
       
       Der Hangar 1 des 2008 geschlossenen Flughafen ist tatsächlich eine
       Notlösung: Das Dach der mehr als zehn Meter hohen Halle ist an mehreren
       Stellen undicht und notdürftig abgedichtet mit Planen. 72
       Bundeswehrsoldaten bauen darin seit Samstag rund 80 Zelte auf, die bis vor
       wenigen Tagen noch Flüchtlingen vor der Schmidt-Knobelsdorf-Kaserne in
       Spandau Schutz boten. Unterstützt von Mitarbeitern der Feuerwehr schrauben
       die Soldaten auch am Sonntag Hunderte Ikea-Holzbetten zusammen und belegen
       sie mit Matratzen. Die Zelte sollen einen Hauch von Privatsphäre
       gewährleisten, vor allem für Familien, die hier ebenfalls unterkommen
       sollen.
       
       Wie lange Hangar 1 in Betrieb sein wird, ist offen. Die Senatsverwaltung
       für Soziales geht von „einigen Wochen“ aus, so Sprecherin Kneiding; der
       Betreiber selbst plant nach eigener Aussage inzwischen immer nur noch für
       eine Woche im Voraus.
       
       Und Holger Lippmann, Chef der Tempelhof Projekt GmbH, die die
       Flughafen-Immobilie verwaltet, geht von „höchstens zwei Wochen“ aus;
       schließlich dürfe es nicht stark regnen, auch gebe es bisher keine
       Duschen.Als Ersatz sollen in Hangar 3, wo derzeit die letzten Bauarbeiten
       laufen, Container in zwei Etagen aufgestellt werden – eine Art festere
       Notunterkunft, die auf mehrere Monate, vielleicht sogar Jahre angelegt ist.
       Eigentlich, so Lippmann, sei deren Eröffnung erst für Dezember vorgesehen
       gewesen. Aber nun müsse wohl alles schneller gehen.
       
       25 Oct 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bert Schulz
       
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