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       # taz.de -- Ohne Mampf kein Kampf: Die Suppenküchen-Aktivistin
       
       > Johanna Jung ist eine von vier AktivistInnen vom Weißekreuzplatz in
       > Hannover, die nach Slowenien fahren wollen um an der Grenze zu kochen.
       
   IMG Bild: Will für Durchreisende der Balkan-Route kochen: Johanna Jung
       
       Hamburg taz | Ein Hilfeschrei aus Slowenien hat sie vor knapp drei Wochen
       erreicht. Die E-Mail ging an die UnterstützerInnen vom Weißekreuzplatz in
       Hannover, wo Flüchtlinge zelten, um gegen die europäische Asylgesetzgebung
       zu protestieren. Der Hilferuf kam von AktivistInnen, die seit mehreren
       Wochen an der slowenisch-kroatischen Grenze eine mobile Suppenküche
       betreiben, um die Durchreisenden der Balkanroute zumindest mit einer warmen
       Mahlzeit zu versorgen.
       
       „Die großen Hilfsorganisationen vor Ort sind völlig überfordert“, sagt
       Johanna Jung. „Und die AktivistInnen, die teilweise seit mehreren Wochen da
       sind, können auch nicht mehr.“
       
       Die 25-jährige Studentin hat sich daher kurzerhand entschlossen, selbst
       nach Slowenien zu fahren. Zusammen mit einer weiteren Studentin, einem
       Krankenpfleger und einem Fotojournalisten, die Jung alle am Weißekreuzplatz
       kennengelernt hat, wollen sie die erschöpften AktivistInnen an der Grenze
       ablösen.
       
       „Grenzenlos Kochen“ nennt sich die Suppenküche, die die vier AktivistInnen
       vergangene Woche zu diesem Zweck gegründet haben. Auf einem [1][Blog]
       werben sie um Spenden und wollen das Erlebte dokumentieren. Am 13. November
       wollen sie aufbrechen, mit einem VW-Bus.
       
       Aber warum auf den Balkan fahren, wo es doch auch hier viel zu tun gibt?
       „Weil es notwendig ist“, sagt Jung. „Die Zustände an der Grenze sind
       katastrophal. Menschen verbrennen Plastik, um sich zu wärmen. Es fehlt an
       allem und es gibt keine staatlich organisierte Hilfe.“ Außerdem sei das ja
       nicht das Einzige, was sie machten, fügt die Aktivistin hinzu.
       
       Seit der Weißekreuzplatz im Mai 2014 besetzt wurde, ist sie dabei,
       begleitet Geflüchtete aufs Amt, organisiert Medikamente. Dabei hat sie
       gemerkt, dass das, was sie damals studierte, nichts für sie ist:
       Grundschullehramt, „zu unpolitisch“, sagt Jung, die außerdem gelernte
       Buchbinderin ist. Sie hat den Studiengang gewechselt und macht jetzt
       Soziale Arbeit.
       
       Dass sie die Situation der Flüchtlinge nicht grundsätzlich ändern kann, ist
       Jung klar. „Wir werden da jetzt nicht alles reißen“, sagt sie. „Aber eine
       kleine Hilfe leisten wir schon. Wenn das mehr Leute machen – umso besser.“
       
       4 Nov 2015
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://grenzenloskochenhannover.blogsport.de/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Katharina Schipkowski
       
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