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       # taz.de -- Kommentar Attentat auf Henriette Reker: Einer hat zugestochen
       
       > Das Messer geführt haben viele. Der Mordversuch auf die parteilose Kölner
       > OB-Kandidatin Henriette Reker sollte ein Fanal sein.
       
   IMG Bild: Rosen hängen am Tatort auf dem Wochenmarkt in Köln.
       
       Das Attentat auf Henriette Reker ist ein Angriff auf die Demokratie in
       Deutschland. Der Täter mag ein Einzeltäter sein. Aber seine Tat kommt nicht
       aus heiterem Himmel. Sie ist die Folge einer immer lauter und widerwärtiger
       werdenden fremdenfeindlichen Hetze. Der Galgen auf der letzten
       Pegida-Demonstration wirkt heute wie ein Menetekel. Die Grenze zwischen
       Rechtspopulismus und Rechtsterrorismus ist allzu offen.
       
       An die nahezu täglichen Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte scheint sich
       die Republik in erschreckender Weise gewöhnt zu haben. [1][Der Mordversuch
       auf die parteilose Kölner OB-Kandidatin] und Sozialdezernentin sollte ein
       Fanal sein, jetzt endlich mit aller Macht und Entschlossenheit den Feinden
       eines friedlichen Zusammenlebens entschlossen entgegenzutreten.
       
       Zugestochen hat ein Mann, der nach den bisherigen Erkenntnissen in den
       neunziger Jahren – wie auch schon die Killer des NSU – in der
       faschistischen Parallelgesellschaft Deutschlands politisch sozialisiert
       worden ist. Doch seine Tat einen Tag, nachdem der Bundesrat mit großer
       Mehrheit der Verschärfung des deutschen Asylrechts zugestimmt hat, ist
       nicht nur ein Produkt der militanten Neonaziszene.
       
       Das Messer geführt haben auch jene „besorgten Bürger“, die Menschen, die
       aus größter Not und Elend nach Europa fliehen, als „Invasoren“, „illegale
       Siedler“ und „Asylbetrüger“ beschimpfen. Das Messer geführt haben jene, die
       die Aufnahme von Geflüchteten als „Asylwahnsinn“ diffamieren. Das Messer
       geführt haben jene, die lautstark über eine angebliche „Überfremdung“,
       „Umvolkung“ oder „Islamisierung des Abendlands“ klagen. Das Messer geführt
       haben jene, die Menschen, die sich für eine Willkommenskultur einsetzen,
       als „Multikultiideologen“ und „Deutschlandabschaffer“ verhöhnen.
       
       ## Klare Mitverantwortung
       
       Die Brandstifter lassen sich benennen. Mitverantwortung für die Kölner Tat
       tragen Politiker wie der Thüringer AfD-Fraktionsvorsitzende Björn Höcke,
       die mit ihren Hetzreden systematisch das Klima in diesem Land vergiften.
       Mitverantwortung tragen Publizisten wie Thilo Sarrazin, Udo Ulfkotte oder
       Jürgen Elsässer, die mit ihren Schriften und öffentlichen Auftritten den
       geistigen Nährboden bereitet haben. Mitverantwortung tragen Blogs wie
       „Politically Incorrect“, die ihren Rassismus immer aggressiver propagieren.
       Mitverantwortung tragen schließlich jene fremdenfeindlichen „Patrioten“,
       die zu Tausenden allwöchentlich in Dresden und anderswo in Ostdeutschland
       aufmarschieren.
       
       Der Anschlag auf Henriette Reker hat Köln tief erschüttert. Denn die
       Messerattacke hat dramatisch vor Augen geführt, dass diese lebensfrohe,
       liberale und weltoffene Stadt auch eine dunkle Seite hat. Es ist gut, dass
       die Oberbürgermeisterwahl trotz des Mordversuchs am heutigen Sonntag
       stattfindet. Alles andere wäre ein Triumph für den Gewalttäter und seine
       ideologischen Helfershelfer.
       
       Die furchtbare Tat weist jedoch weit über die Grenzen Kölns hinaus. Wenn
       aus ihr eine Lehre zu ziehen ist, dann die: Der Rechtsstaat und die
       Zivilgesellschaft sind gefordert, endlich entschlossener den Kampf gegen
       die rechten Menschen- und Demokratiehasser aufzunehmen. Auf allen Ebenen
       und mit allen in einer Demokratie zur Verfügung stehenden Mitteln.
       
       18 Oct 2015
       
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