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       # taz.de -- VW Diesel-Skandal: Noch mehr Schummelsoftware?
       
       > Der Autokonzern Volkswagen prüft, ob weitere Motoren von dem Abgasskandal
       > betroffen sind. Im Verdacht steht der Nachfolger des Skandalmotoren
       > EA189.
       
   IMG Bild: Bisher ging es immer um diesen Motor: EA189
       
       Wolfsburg dpa | Die Krise um manipulierte Dieselfahrzeuge aus dem
       VW-Konzern könnte sich noch erheblich ausweiten. Bisher stand nur der
       Skandalmotor EA189 im Fokus der Rückrufe, also ein älterer Diesel, der nur
       bis zur Abgasnorm Euro-5 reichte. Doch am Donnerstag kam der Verdacht auf:
       Auch ein weiterer Motor könnte betroffen sein.
       
       Dabei geht es um den Nachfolger des EA189, namentlich EA288. Dessen frühe
       Version ist möglicherweise ebenfalls von der Abgas-Affäre betroffen.
       Derzeit untersuche Volkswagen auch die zunächst gebaute Variante des EA288
       mit der Abgasnorm Euro-5, die ab 2012 eingesetzt worden war. Das sagte ein
       Konzernsprecher der Deutschen Presse-Agentur.
       
       „Das schauen wir uns gerade genau an“, sagte der Sprecher wörtlich. Zur
       Größenordnung der zu untersuchenden Zahlen konnte er noch nichts sagen. „Da
       geht Gründlichkeit vor Schnelligkeit“, betonte er.
       
       Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) habe bisher nur ausgeschlossen, dass die
       jungen Euro-6-Versionen des EA288 von den Problemen und damit von den
       Rückrufen betroffen sind. Euro-6 ist eine striktere Norm als die vorherige
       Abgasvorgabe Euro-5 und gilt für Pkw seit diesem September.
       
       ## Abgasstufen werden weiter untersucht
       
       Der Sprecher teilte dazu am Donnerstag schriftlich mit: „In den Fahrzeugen
       mit EA288 Euro-6 ist keine Software verbaut, die eine unzulässige
       Abschalteinrichtung im Sinne der Gesetzgebung darstellt. Entsprechend
       erfüllen die in der Europäischen Union angebotenen Neuwagen mit
       Dieselantrieb nach EU-6-Norm aus dem Volkswagen-Konzern die gesetzlichen
       Anforderungen und Umweltnormen. Diesen Sachverhalt hat das KBA bestätigt.“
       
       Doch Europas größter Autobauer musste auch einräumen: „Die weiteren
       Abgasstufen des EA288 werden aktuell weiter untersucht.“ Der EA288 (die
       Buchstaben stehen VW-intern für Entwicklungsauftrag) kam den Angaben
       zufolge seit 2012 zunächst in Euro-5 zum Einsatz, und zwar auch in
       Deutschland – zum Beispiel im VW-Verkaufsschlager Golf. In einem
       „gleitenden Übergang“ sei dann schrittweise auf Euro-6 umgestellt worden,
       berichtete der Sprecher, ohne Details zu nennen. Damit waren Angaben zum
       Zeitraum der Umstellung zunächst ebenso unklar wie die Zahl der
       möglicherweise betroffenen Autofahrer.
       
       Seit diesem September stehen in den VW-Autohäusern nur noch Modelle mit der
       laut KBA nicht betroffenen Euro-6-Version, sagte der Sprecher. Europas
       größter Autobauer hatte bisher stets betont, dass die „aktuelle
       Dieselmotorengeneration EA288 nicht betroffen“ sei, sich dabei jedoch nicht
       eindeutig zu der Euro-5-Vorgängerversion des EA288 geäußert.
       
       VW hatte vor gut einem Monat eingeräumt, die Abgaswerte von Millionen
       Dieselwagen manipuliert zu haben. Ans Licht gebracht hatte den Fall die
       US-Umweltbehörde EPA. Der Konzern muss wegen des Abgas-Skandals allein in
       Deutschland bisher 2,4 Millionen Diesel in die Werkstatt rufen. Die Aktion
       soll im Januar beginnen. EU-weit sind rund 8,5 Millionen Fahrzeuge
       betroffen. Volkswagen hat bisher 6,5 Milliarden Euro für die Folgen
       zurückgestellt. Doch es drohen neben Rückrufen noch größere Kosten, etwa
       für Klagen und möglichen Schadenersatz.
       
       ## Keine Folgen für Mitarbeiter bisher
       
       Die VW-Mitarbeiter müssen nach Aussage des neuen Konzernchefs Matthias
       Müller derzeit keine Folgen fürchten. „Im Moment haben wir keinen Anlass,
       über Kurzarbeit auch nur nachzudenken“, hatte Müller am Mittwoch im
       Wolfsburger Stammwerk gesagt. Der Abgas-Skandal hat laut Betriebsrat zudem
       noch nicht auf die Verkäufe durchgeschlagen.
       
       Müllers Vorgänger Martin Winterkorn war wenige Tage nach Bekanntwerden des
       Skandals zurückgetreten. Mehrere Top-Führungskräfte sind nach
       dpa-Informationen im Zuge des Skandals beurlaubt worden.
       
       22 Oct 2015
       
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