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       # taz.de -- Krimi „Dorf der Mörder“ im ZDF: Das Monster füttern
       
       > „Das Dorf der Mörder“ glänzt mit guten Schauspielern. Abgesehen davon ist
       > der TV-Krimi im ZDF gut gemachte Standardware.
       
   IMG Bild: Gut gemacht: Anna Brüggemann und Alina Levshin bei der Premiere in Berlin.
       
       Niki Stein ist ein vielbeschäftigter Fernsehmann, nicht nur beim „Tatort“.
       Auf das Außergewöhnliche – „Öl“, am vergangenen Mittwoch in der ARD – folgt
       das Gewöhnliche, heute im ZDF. Und was ist anno 2015 das Gewöhnlichste
       überhaupt? Der TV-Krimi. „Das Dorf der Mörder“ füttert also das
       Krimimonster mit gut gemachter Standardware – die guten Schauspieler
       spielen das problemlos weg.
       
       Alina Levshin, die sich als zunächst Einzige bei der Polizei und gegen alle
       Widerstände nicht damit zufriedengibt, dass Anna Loos den Mord doch bereits
       gestanden hat ( „Ich hab’s getan und fertig!“); Anna Brüggemann als Loos’
       kleine Schwester, die Benjamin Sadler als skrupulösen Gerichtspsychiater
       mit ihren anzüglichen Bemerkungen irritiert ( „Spritzen Sie mal!“).
       
       Am interessantesten ist da noch die Rolle von Jürgen Tarrach, der seinen
       leicht verwahrlosten, etwas schmierigen, ziemlich unsympathischen Bullen
       mit Hinkefuß ( „Seid ihr auf dem Balkan eigentlich alle Zocker?“) als
       Light-Version jenes schillernden Captain Hank Quinlan aus dem
       Noir-Klassiker „Touch of Evil“ anlegt.
       
       Der wurde freilich vom großen Orson Welles gespielt, der damals auch die
       Regie und das Drehbuchschreiben besorgt hatte. Buch und Regie aus (s)einer
       Hand – auch Niki Stein praktiziert das meistens so, so auch hier,
       allerdings „nach“ einem Roman von Elisabeth Herrmann.
       
       Highlight ist die Szene, in der dem aufgeschnittenen Verdauungsapparat
       eines narkotisierten Pekaris eine Jahreskarte vom Berliner Tierpark
       entnommen und so die Identität des Mordopfers geklärt wird.
       
       Genrestandard wiederum sind die Dämonen einer arg überkonstruierten
       Vergangenheit, die bald in das für den Spoiler-Titel maßgebliche
       brandenburgische Dorf der – wie sich herausstellt: mehrfachen – Mörder
       führen. Und zu der entscheidenden Frage: „Wo sind denn die ganzen Männer
       hier?“
       
       26 Oct 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jens Müller
       
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