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       # taz.de -- „Compact“-Jahreskonferenz in Berlin: Hochhuth ist dabei, Coca-Cola nicht
       
       > Das rechtspopulistische Magazin „Compact“ hat zum Kongress geladen.
       > Chefredakteur Elsässer ruft zum Widerstand gegen Flüchtlinge auf.
       
   IMG Bild: Keine „Imperialistenbrause“: Coca-Cola wollten die Rechtspopulisten auf ihrer Konferenz nicht sehen.
       
       BERLIN taz | Schon bei der Verpflegung machten die Veranstalter deutlich,
       worum es ihnen ging. „Wir haben mit dem Hotel ausgehandelt, dass heute
       keine Getränke von Coca-Cola verkauft werden“, erklärte Kai Homilius,
       Geschäftsführer des rechtspopulistischen Compact-Magazins, bei der
       Eröffnung der Konferenz „Freiheit für Deutschland“. „Diese
       Imperialistenbrause wollen wir hier nicht. Damit nehmen wir uns ein Stück
       Souveränität zurück.“ Dafür gab es den ersten lauten Applaus.
       
       Zur vierten Jahreskonferenz der Zeitschrift kamen am Samstag rund 1.000
       Teilnehmer ins Best Western Hotel im Berliner Stadtteil Moabit. Ein
       Sicherheitsdienst kontrollierte am Eingang die Taschen und fragte nach
       „Messern, Gaspistolen und Pfefferspray“. Pressevertreter waren offiziell
       nicht zugelassen.
       
       Compact-Chefredakteur Jürgen Elsässer bezeichnete die Flüchtlinge als
       „Angriff auf Deutschland“. Er forderte eine „Willkommenskultur für den
       eigenen Nachwuchs“ und lobte, wie die Menschen in Einsiedel die Zufahrt zu
       einer Flüchtlingsunterkunft blockiert hätten. Das sei ein „Schritt von der
       Meinungsäußerung zum wichtigen Widerstand“ gewesen. Mit seiner Rede wolle
       er Mut machen, sich zur Wehr zu setzen.
       
       Elsässer, der Publizist Götz Kubitscheck und der Staatsrechtler Karl
       Albrecht Schachtschneider riefen dazu auf, an den Pegida- und
       AfD-Kundgebungen teilzunehmen. „Widerstand und Meinungsäußerungen finden
       auf Demonstrationen statt. Und die schlagen auch mal über die Stränge, das
       ist ja keine wissenschaftliche Konferenz“, sagte Schachtschneider.
       
       Man solle sich daher nicht zu sehr über den Ton dort erregen, fügte er mit
       Blick auf den in Dresden präsentierten Galgen und die Äußerungen des Autors
       Akif Pirinçishinzu. „Ich wäre der Letzte, der zu Gewalt aufruft. Das wäre
       auch nicht rechtens“, sagte Schachtschneider. Er betonte, dass
       Gewaltlosigkeit wichtig sei, „auch, um die sogenannte bürgerliche Mitte zu
       gewinnen“.
       
       ## „Krank-religiöser Fremdenhass“
       
       Gegen die Anschläge auf Flüchtlingsheime positionierte sich keiner der
       Redner. Nach der Mittagspause präsentierte Elsässer Rolf Hochhuth als den
       „größten deutschen Schriftsteller“. Er begrüßte seine Teilnahme, „obwohl
       eine gewisse Journaille“ Hochhuth massiv unter Druck gesetzt habe, nicht zu
       kommen.
       
       Hochhuth schickte seinem Vortrag eine kurze Erklärung voraus. Hier sei ab
       und an auch Fremdenhass angeklungen, sagte er, er wolle zu bedenken geben:
       „Was wäre ohne Zuwanderung aus Bayern geworden, was wäre aus Preußen
       geworden ohne die Zuwanderung der Protestanten unter Friedrich Wilhelm I.?“
       
       Besonders in der CSU mache sich derzeit ein „krank-religiöser Fremdenhass“
       breit, fügte Hochhuth hinzu, bevor er einen offenen Brief an Angela Merkel
       und Joachim Gauck vorlas, in dem er vor den Aktivitäten der Nato warnte.
       
       Der AfD-Politker Björn Höcke nahm nicht an der Konferenz teil. André
       Poggenburg, AfD-Landeschef in Sachsen-Anhalt, bedauerte dies. Er wolle sich
       um Einigkeit in der Partei bemühen, sagte er mit Blick auf
       Meinungsverschiedenheiten zwischen Höcke und Parteichefin Frauke Petry.
       
       26 Oct 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Uta Schleiermacher
       
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