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       # taz.de -- Karneval der Kulturen: Der Streit geht weiter
       
       > Eine Anhörung zur Zukunft des Karnevals der Kulturen bringt zutage, wie
       > uneins sich die Akteure sind. Gruppen drohen mit Ausstieg.
       
   IMG Bild: Den Karneval-Newcomern ist der Streit ums Geld natürlich völlig schnuppe.
       
       Der Karneval der Kulturen 2016 ist immer noch nicht in trockenen Tüchern.
       So viel lässt sich nach einer Anhörung des Integrationsausschusses am
       Donnerstag festhalten. Für die Oppositionsparteien Grüne und Piraten sowie
       für Vertreter der Karnevalsgruppen stellt es sich so dar, dass der
       rot-schwarze Senat dem Karneval gegen dessen Willen einen Träger aufdrücken
       will, die landeseigene Kulturprojekte GmbH, und deswegen die Zuschüsse für
       den Umzug 2017 drastisch gekürzt hat. „Auf der Straße nennt man das
       Erpressung“, sagte der Piraten-Abgeordnete Fabio Reinhardt.
       
       Vor Kurzem war bekannt geworden, dass für den Karneval im Haushalt 2017 nur
       rund 270.000 Euro Zuschüsse vorgesehen sind. Viel zu wenig, sagen
       Opposition und Karnevalsbüro. Dessen Chefin Nadja Mau, die im Ausschuss am
       Donnerstag angehört wurde, erklärte, um den Karneval fortzusetzen, benötige
       man – wie für 2016 eingeplant – etwa 800.000 Euro Zuschüsse.
       
       Der zweite Streitpunkt: die Trägerschaft für den Karneval. In diesem Jahr
       hatte das erstmals die Kulturprojekte GmbH gemacht, doch diese
       professionelle Eventagentur passt nach Auffassung von Mau und den Gruppen
       nicht zum Karneval als basisdemokratische und vielstimmige Veranstaltung.
       „Kulturprojekte hat eine technokratische Kultur, die machen alles nach
       Schema F. Da passen wir nicht rein“, sagte Oerry Ottmüller, Mitglied im
       Beirat und der Karnevalsgruppe Reggae in Berlin, der taz nach der Sitzung.
       
       Die Gruppen forderten langfristig die Gründung eines unabhängigen
       Trägervereins, erklärte Mau den Abgeordneten. Für sie ist das ein zentrales
       Ergebnis des Konzeptdialogs, den man in den vergangenen Monaten mit der
       Integrationsverwaltung über die Zukunft des Karnevals geführt hatte.
       Übergangsweise und einmalig solle im kommenden Jahr die Piranha Arts AG die
       Trägerschaft übernehmen, verkündete sie – darauf hätten sich die Gruppen
       verständigt.
       
       ## „Extremer Zeitdruck“
       
       Während die Oppositionsparteien diese Pläne unterstützen und erklärten, der
       Konzeptdialog sei nun abgeschlossen, erklärten Vertreter der
       Regierungsfraktionen, dass es weiterhin offene Fragen gebe, über die man im
       Dialog bleiben müsse – allen voran über Finanzierung und Trägerschaft. Eine
       Äußerung von Staatssekretärin Barbara Loth ließ dennoch erkennen, dass die
       Befürchtungen von Opposition und Karneval nicht an den Haaren herbeigezogen
       sind: Sie wolle dem weiteren Dialog zwar nicht vorgreifen, aber „wir haben
       gute Erfahrungen mit Kulturprojekte gemacht“.
       
       Mau erklärte ebenso, es gebe weiteren Gesprächsbedarf, aber auch, man
       stünde unter „extremem Zeitdruck“. Zum Ende des Jahres liefen die
       Mietverträge für das gesamte Karnevalslager, in Tegel und Moabit, aus. Ohne
       neuen Träger aber könne man keinen Vertrag für neue Räumlichkeiten
       abschließen. Beirat Ottmüller sagte nach der Sitzung sogar: „Eine große
       Mehrheit der Gruppen, die beim Dialog dabei waren, werden keinen Umzug mit
       Kulturprojekte mehr machen.“
       
       5 Nov 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Memarnia
       
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