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       # taz.de -- Abdelhamid Abaaoud: Der Junge aus Molenbeek
       
       > Die französische Polizei sucht in Paris derzeit den mutmaßlichen
       > Drahtzieher der Pariser Attentate. Wer ist der 28-jährige Belgier?
       
   IMG Bild: Abdelhamid Abaaoud.
       
       Er schäme sich für seinen Sohn, sagte der Vater von Abdelhamid Abaaoud, als
       er die Nachricht hörte, dass sein Sohn zum Terroristen geworden sei.
       „Warum, im Namen Gottes, will er unschuldige Belgier töten? Unsere Familie
       verdankt diesem Land alles.“ Das war im Januar, die belgische Polizei hatte
       gerade eine Terrorzelle in Verviers an der Grenze zu Deutschland
       ausgehoben. Heute dürfte die Verzweiflung des aus Marokko eingewanderten
       Vaters noch größer sein. Denn Abaaoud wird verdächtigt, die Terrorangriffe
       von Paris geplant zu haben.
       
       Der 28-jährige Belgier aus dem Brüsseler Problemviertel Molenbeek ist mit
       Salah Abdeslam befreundet, der als einziger der mutmaßlichen Attentäter von
       Paris entkommen konnte. Bereits 2013 schloss sich Abaaoud dem sogenannten
       Islamischen Staat (IS) in Syrien an.
       
       Zu trauriger Berühmtheit gelangte er durch ein Video, das ihn grinsend am
       Steuer eines Geländewagens zeigt, mit dem er die Leichen ermordeter Gegner
       durch den Wüstensand schleift. Der Propagandafilm machte ihn mit einem
       Schlag zum „Helden“ der Islamisten.
       
       Wie wird ein junger Mann so? Der Vater kann es sich nicht erklären. „Wir
       hatten ein schönes Leben hier in Belgien. Abdelhamid war kein schwieriges
       Kind.“ Ähnlich äußern sich seine ehemaligen Klassenkameraden: Lustig und
       lebensfroh sei er gewesen, immer zu einem Scherz aufgelegt. Einer der
       Mitschüler schildert ihn zwar als „kleines Arschloch“. Doch radikal sei er
       nicht gewesen, nur ein wenig turbulent.
       
       Doch hinter der fröhlichen Fassade entwickelte sich Abaaoud erst zum
       Kleinkriminellen, dann zum Schwerverbrecher. 2010 und 2011 wurde er wegen
       Einbruchs-Delikten in Brüssel belangt. Kurz darauf setzte er sich nach
       Syrien ab – möglicherweise, um einer Haftstrafe zu entgehen. In der
       IS-Hochburg Rakka wurde er dann zum Propagandisten und Drahtzieher.
       
       Seine letzte Spur verliert sich in Griechenland, von wo aus er die
       mutmaßliche Terrorzelle von Verviers kommandiert haben soll. Er sei damals
       mit zwei Komplizen nach Europa gereist, „um die Kreuzzügler zu
       terrorisieren, die Krieg gegen die Muslime führen“, sagte Abaaoud in einem
       Interview. Das ging zwar schief, mehrere von Abaaoud geplante Attentate
       wurden vereitelt. Doch bei ihm liefen alle Fäden zusammen, wie die
       belgische Tageszeitung La Libre Belgique berichtet. Deshalb gilt er nun
       auch als das Mastermind des Terrors in Paris.
       
       18 Nov 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eric Bonse
       
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