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       # taz.de -- Nach Kompromiss der Regierung: „Auf Teufel komm raus“ abschieben
       
       > Nach der Einigung der Großen Koalition auf einen neuen Umgang mit
       > Flüchtlingen ist die Opposition unzufrieden. Sie sieht die Asylverfahren
       > bedroht.
       
   IMG Bild: Zentrales Instrument der Asyleinigung sind spezielle Aufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge mit geringen Bleibechancen an drei bis fünf Standorten in Deutschland.
       
       Berlin dpa | Die Opposition aus Linkspartei und Grünen hat den
       Asylkompromiss der schwarz-roten Koalition zur Bewältigung des
       Flüchtlingsandrangs als unzureichend kritisiert. „Auf Teufel komm raus soll
       abgeschoben werden, damit wird das Asylrecht weiter geschliffen“, sagte
       Linksparteichef Bernd Riexinger. „Es besteht die Gefahr, dass den Menschen
       kein faires Asylverfahren nach rechtsstaatlichen Prinzipien gewährt wird.“
       Aus Sicht des Grünen-Politikers Robert Habeck helfen die Beschlüsse „weder
       Deutschland, noch den Menschen, sondern nur der großen Koalition“. Führende
       Vertreter von Union und SPD äußerten sich dagegen zufrieden.
       
       Die Spitzen der schwarz-roten Koalition hatten sich am Donnerstag nach
       wochenlangem Streit auf ein umfassendes Asylpaket geeinigt. Es sieht unter
       anderem vor, dass die Verfahren insgesamt beschleunigt werden sollen, wie
       Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nach einem Treffen mit SPD-Chef Sigmar
       Gabriel und dem CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer in Berlin ankündigte.
       Zentrales Instrument sind spezielle Aufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge
       mit geringen Bleibechancen an drei bis fünf Standorten in Deutschland. Dort
       sollen die Verfahren höchstens drei Wochen dauern.
       
       Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) äußerte sich zufrieden, dass die
       Union die Idee von Transitzonen an den Grenzen aufgegeben hat. „Ich bin
       froh, dass die Union ihren Vorschlag nicht weiter verfolgt hat, die
       Flüchtlinge direkt an der Grenze in Haft zu nehmen“, sagte er der Deutschen
       Presse-Agentur. Transitzonen hätten nicht funktioniert, weil sich kein
       Flüchtling freiwillig in Haft begeben hätte. „Stattdessen wären dann alle
       über die grüne Grenze gekommen.“
       
       CDU-Generalsekretär Peter Tauber erwartet von dem Kompromiss eine bessere
       Steuerung der Flüchtlingsbewegungen. „Die Einigung ist ein weiterer
       wichtiger Baustein, um Asylverfahren beschleunigen und Abschiebungen
       schneller und effektiver durchführen zu können“, sagte er der dpa. „Wir
       müssen unsere Hilfsbereitschaft auf die Menschen konzentrieren, die
       wirklich vor Krieg und Gewalt flüchten.“
       
       ## Habeck zweifelt schnelle Verfahren an
       
       Habeck, der Spitzenkandidat der Grünen für die Bundestagswahl 2017 werden
       will, forderte die Bundesregierung auf, ihre Zusage für eine Verkürzung der
       Asylverfahren umzusetzen. „In den Ländern warten die Menschen ein halbes
       Jahr darauf, bis sie ihren Asylantrag überhaupt stellen können. Es ist
       völlig schleierhaft, wie der Bund vor diesem Hintergrund in den besonderen
       Aufnahmeeinrichtungen innerhalb von wenigen Wochen Verfahren abschließen
       will“, sagte er der dpa.
       
       Merkel hatte am Donnerstagabend mit den Ministerpräsidenten über weitere
       Schritte zur Bewältigung der Flüchtlingskrise gesprochen. Als wichtige
       Themen zwischen Bund und Ländern gelten unter anderem Fragen der
       Registrierung und Abschiebungen abgelehnter Asylbewerber.
       
       Auch Ministerpräsidenten aus den Reihen von SPD und CDU zeigten sich
       zufrieden mit dem Kompromiss. Schleswig-Holsteins Regierungschef Torsten
       Albig (SPD) lobte den Ansatz, diejenigen, „die ohne Bleibeperspektive neu
       zu uns kommen“, zügig in ihre Länder zurückführen zu können. Die
       saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU)
       bezeichnete das Asylpaket als wichtigen Schritt, um die Flüchtlingszahlen
       dauerhaft besser steuern zu können. „Nur wer konsequent abschiebt, kann
       auch die wirklich Schutzbedürftigen aufnehmen und ihre Integration in die
       deutsche Gesellschaft erleichtern“, sagte sie.
       
       6 Nov 2015
       
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