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       # taz.de -- Sängerkrieg im Grand-Prix: Par odre du moufti
       
       > Der NDR nominiert Xavier Naidoo - und bringt die eigenen MitarbeiterInnen
       > gegen sich auf. Die Sehnsucht nach starken Männern ist groß.
       
   IMG Bild: Der Sänger Xavier Naidoo bedient Erlöser-Fantasien.
       
       Bremen taz | Ein Sturm der Entrüstung brach los, als am Donnerstag der NDR
       seine Entscheidung bekannt gegeben hatte, den Popsänger Xavier Naidoo für
       den Eurovision Song Contest zu nominieren. Angeblich gibt es interne
       Protestschreiben von MitarbeiterInnen, die Website der NDR-Sendung
       „Panorama“ veröffentlichte einen schlüssigen Kommentar, warum Naidoo
       Deutschland nicht vertreten könne.
       
       Dafür, dass ihn die Empörung nicht überrascht haben kann, ist die
       Vorwegverteidigung von NDR-Unterhaltungschef Thomas Schreiber streckenweise
       erschreckend dünn, um nicht zu sagen – aber warum eigentlich nicht? –
       geradezu bizarr dümmlich. So könne der Sänger kein Antisemit sein, weil
       sein Vater doch „nur durch die Hilfe eines jüdischen Onkels überhaupt nach
       Deutschland gekommen“ wäre; das habe Naidoo ihm erzählt, sagt Schreiber.
       
       Nun sind Naidoos Lieder ja nicht als politische Kommuniqués zu lesen. Und
       sicher: Gewalt und ihre Verherrlichung sind abscheulich, aber künstlerisch
       kein Ausschlussgrund. Und ESC-Songs haben grundsätzlich keine ernst zu
       nehmende Botschaft. Sonst müsste man mal Lenas Aufruf zur
       Selbst-Entmündigung – „Where you go, I’ll follow“ – oder Nicoles
       unterwürfiges Sich-Fügen in die Rolle der Regierten, die nur auf Frieden
       hoffen kann, problematisieren.
       
       Wirklich schlimm ist, dass dem NDR als Antwort auf die Krise – Germany Zero
       Points – das Ersetzen einer demokratischen durch eine diktatorische
       Entscheidung scheint: Statt eines für alle offenen Tele-Votings wird par
       ordre de moufti, präsidial, jemand eingesetzt. Dass dann am Ende einer vorn
       steht, der diese Sehnsucht nach starken Männern und Führern teilt und
       publik macht und sich für dafür geeignet hält, das kann nicht überraschen.
       Das hat in Deutschland Tradition.
       
       21 Nov 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Benno Schirrmeister
       
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