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       # taz.de -- Förderung auf der Kippe: Kein Geld für Jugendliche
       
       > Jugendverbände wollen Zusage des Bremer Senats, dass die Gelder wie
       > geplant um 3,5 Prozent erhöht werden. Laut Linksfraktion wird aber sogar
       > eine Kürzung diskutiert.
       
   IMG Bild: Wenig Förderung: Jugendliche in Bremen
       
       BREMEN taz | Die zwanzig Jugendverbände, die sich im Bremer Jugendring
       zusammengeschlossen haben, fordern zehn Prozent mehr Geld vom Senat. In den
       letzten Jahren seien zwar Personal-, Energie- und Betriebskosten der
       Einrichtungen gestiegen, die öffentliche Finanzierung aber nicht an diese
       Bedarfe angepasst worden, sagt Nikolai Goldschmidt, Geschäftsführer des
       Jugendrings.
       
       „Wir sind seit vielen Jahren völlig unterfinanziert“, sagt Goldschmidt. In
       der Folge gebe es in der Stadt weniger Angebote für Kinder und Jugendliche.
       „Die sind aber wichtiger denn je – für die Integration von Flüchtlingen,
       die außerschulische Jugendbildung und die Kompensation von Armut in den
       Stadtteilen.“
       
       Ebenso wie den Jugendverbänden gehe es den Jugendfreizeitheimen. „Da sind
       die Auswirkungen dramatisch“, sagt Goldschmidt. Er wisse von einem Heim,
       das wegen der finanziellen Situation vor dem Aus stehe. Viele Einrichtungen
       schränkten ihre Öffnungszeiten ein, weil sie die Personalkosten nicht mehr
       zahlen könnten. Ein schleichender Prozess: „Sie können weniger für die
       Jugendlichen da sein“, sagt der Jugendringsprecher.
       
       Dabei hatte die Deputation für Soziales, Kinder und Jugend Ende vergangenen
       Jahres ein neues Konzept für die offene Kinder- und Jugendarbeit
       beschlossen. Darin steht, dass der Jugendhilfeausschuss eine Aufstockung
       aller Stadtteilbudgets um jährlich 3,5 Prozent ab 2016 für erforderlich
       hält. Für die vereinbarten Verbesserungen in der Jugendarbeit sollte es
       also ein größeres Budget geben. Insgesamt gibt das Land bisher rund 7,2
       Millionen Euro jährlich für die offene Kinder- und Jugendarbeit aus.
       
       „Bisher gibt es noch keine öffentliche Ansage, dass es das zusätzliche Geld
       tatsächlich gibt“, sagt Goldschmidt. Die Einrichtungen müssten aber jetzt
       ihre Anträge zur Finanzierung des nächsten Jahres einreichen. Unter so
       ungewissen Bedingungen könnten sie aber nicht, wie geplant, das neue,
       teurere Konzept umsetzen.
       
       Bei der letzten Sitzung des Jugendhilfeausschusses Anfang November seien
       sogar Kürzungen in der Jugendförderung diskutiert worden, kritisieren Sofia
       Leonidakis und Cindi Tuncel, die Kinder- und Jugendpolitischen Sprecher der
       Linksfraktion. So sollten den Zuwendungsempfängern fünf Prozent weniger
       ausgezahlt werden. Das entspricht der sogenannten Planungsreserve, die
       Einrichtungen immer von den ausgezahlten Mitteln zurückbehalten müssen –
       als Spielraum für schlechte Zeiten. „Das können sie bei der chronischen
       Unterfinanzierung aber gar nicht schaffen“, sagt Leonidakis.
       
       Tuncel pflichtet ihr bei: „Selbst die 3,5 Prozent waren dürftig.“ Wenn nun
       die Mittel faktisch gekürzt würden, sei das für viele Einrichtungen
       existenzbedrohend – insbesondere, da sich diese vermehrt um jugendliche
       Flüchtlinge kümmerten. „Das Jugendhaus Hemelingen liegt direkt neben einer
       Flüchtlingsunterkunft“, sagt Tuncel. Die Zahl der Jugendlichen, die in die
       Einrichtungen kämen, hätte sich verdoppelt. Der Personalschlüssel aber sei
       der gleiche geblieben. „Die brauchen mehr Personal.“
       
       Bisher gebe es noch keine Entscheidung darüber, ob die Mittel gekürzt
       würden, sagt Bernd Schneider, Sprecher der Sozialbehörde. Vor Abschluss der
       Haushaltsberatungen sei das schwierig zu sagen. Für die 3,5 Prozent mehr
       wolle sich seine Behörde bei den Verhandlungen mit dem Haushaltsgesetzgeber
       einsetzen. „Die Entscheidung trifft aber das Parlament.“
       
       19 Nov 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andrea Scharpen
       
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