URI: 
       # taz.de -- Haushalt 2016/17: Morgen, Eltern, wird’s was geben
       
       > Rot-Schwarz schafft die Kitagebühren auch für Kinder unter drei Jahren
       > ab. Außerdem gibt es Geld für ein Sicherheitspaket und die Terrorabwehr.
       
   IMG Bild: Schaut erfreut in die Zukunft: künftig kostenloses Kitakind.
       
       Für den zentralen Punkt der Haushaltsverhandlungen reichte dem
       SPD-Fraktionsvorsitzenden Raed Saleh ein einziger Satz: Kitas werden
       kostenlos. Schrittweise wird die Koalition ab nächstem Jahr erst die
       Kitabeiträge für Zweijährige abschaffen, dann ab 2017 für Einjährige,
       sodass es ab August 2018 in Berlin gar keine Kitagebühren mehr geben wird.
       
       Die Kosten dafür liegen bei rund 53 Millionen Euro. Die SPD setze damit
       eines ihrer zentralen Anliegen für Bildung, Integration und eine
       familienfreundliche Politik um, sagte Saleh bei einer Pressekonferenz am
       Montag, auf der er gemeinsam mit dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Florian Graf
       Beschlüsse für den Doppelhaushalt 2016/2017 vorstellte.
       
       Gleichzeitig soll die Qualität der Kitas verbessert werden. Der
       Betreuungsschlüssel für Kinder unter 3 Jahren wird von 5,9 auf 4,9 Kinder
       pro ErzieherIn angehoben. An den Kitas sollen dafür neue Stellen geschaffen
       werden. Insgesamt wird die Koalition bis Ende 2017 rund 60 Millionen Euro
       in den Kita-Ausbau investieren.
       
       „Bildung muss von der Kita bis zur Uni kostenfrei sein“, betonte Saleh. Die
       SPD-Mitglieder hatten in einer Mitgliederbefragung Anfang November die
       Qualitätsverbesserung in den Kitas höher bewertet als die Beitragsfreiheit.
       Nun solle beides umgesetzt werden, betonte Saleh. „Die Qualität wird
       verbessert, da stellt die CDU sich nicht gegen eine Entlastung der
       Familien“, bestätigte Graf.
       
       ## Taskforce für Sicherheit
       
       Auch die CDU kann eines ihrer Kernanliegen umsetzen. Rund 50 Millionen will
       die Koalition in Sicherheit und Terrorabwehr investieren. So soll die
       Polizei besser ausgestattet werden und bessere Schutzausrüstung, Waffen und
       mehr Stellen bekommen. Beim Landeskriminalamt sollen 15 neue Stellen
       geschaffen werden, um gegen IT-Kriminalität vorzugehen. Die
       Senatsverwaltung für Inneres bekommt eine eigene „Taskforce für besondere
       Sicherheitslagen“, für die 75 Personen neu eingestellt werden.
       Auszubildende in den Sicherheitsdiensten von Feuerwehr und Justizanwärtern
       sollen Zuschläge erhalten.
       
       Graf unterstrich die gemeinsamen Schwerpunkte: Die Koalition habe sich
       insbesondere für Sicherheit, Bildung und Wirtschaft eingesetzt. Neue
       Schulden muss die Koalition aber nicht aufnehmen. „Wir haben gemeinsam
       keinen Euro Schulden gemacht“, betonte Graf und wertete dies als
       gemeinsamen Erfolg der Koalition. Der Haushaltsüberschuss solle zur Hälfte
       für den Schuldenabbau genutzt werden, sodass die Schulden auf unter 60
       Milliarden abgesenkt werden könnten. „Auch für die Unterbringung,
       Versorgung und Integration der Menschen, die hier Hilfe suchen, müssen wir
       keine neuen Schulden aufnehmen“, sagte Saleh.
       
       Die Opposition kritisierte den Haushaltsentwurf. „Dem Kompromiss fehlt eine
       erkennbare Linie. Stattdessen gab es offenbar wildes Geschachere, und am
       Ende pflegte jeder sein eigenes Steckenpferd“, sagte Udo Wolf (Linke). So
       richtig es sei, mehr in Qualität und Personal in die Kitas zu investieren,
       wäre die Gebührenfreiheit angesichts von 20.000 fehlenden Kitaplätzen in
       den kommenden fünf Jahren die falsche Priorität. Grünen-Fraktionschefin
       Ramona Pop erklärte, dies sei ein „durchsichtiges Manöver“. „Die
       zerstrittene Koalition versucht, den Koalitionsfrieden mit Geld
       herzustellen.“
       
       Der Doppelhaushalt 2016/2017 soll am 10. Dezember im Abgeordnetenhaus
       verabschiedet werden. Die rot-schwarzen Koalitionäre hatten sich in einer
       Sitzung in der Nacht zu Montag auf die gemeinsamen Punkte geeinigt. Die
       Kosten für ihre Kernanliegen betragen insgesamt 230 Millionen Euro.
       
       23 Nov 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Uta Schleiermacher
       
       ## TAGS
       
   DIR Kitas
   DIR Kleinkind
   DIR Antiterrorkampf
   DIR Kita
   DIR Familie
   DIR Haushalt
   DIR Kitas
   DIR Kita
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Kommentar zur Kita-Prämie in Berlin: Es bleibt ein unguter Beigeschmack
       
       Neukölln zahlt neuen ErzieherInnen ab April 1.000 Euro Prämie. Das ist eine
       symbolträchtige Aktion - die trotzdem nach hinten losgehen könnte.
       
   DIR Flexiblere Öffnungszeiten: Kein Plus für Bremer Kitas
       
       Seit Januar könnten Kitas Förderung erhalten, um länger zu öffnen. In
       Bremen lehnen das die großen Träger ab – obwohl die Nachfrage der Eltern
       groß ist.
       
   DIR Parlamentsdebatte über Berlins Finanzen: Opposition will mehr Geld ausgeben
       
       Die rot-schwarze Koalition führt ihren Kurs fort, den immer noch rund 60
       Milliarden Euro hohen Berliner Schuldenberg abzutragen.
       
   DIR Zu wenig Ganztagsplätze in der Kita: Mittag gibt‘s bei Mutti
       
       Eigentlich sollen alle Dreijährigen einen Ganztagsplatz in der Kita
       bekommen – egal, ob die Eltern arbeiten oder nicht. Die Realität sieht
       anders aus.
       
   DIR Kita-Aktionstag für bessere Betreuung: Zeit für Rechenspiele
       
       Mit einem Aktionstag machen Kitas auf die miserable Personalsituation
       aufmerksam. Der nächste Doppelhaushalt gibt ihnen wenig Anlass zur
       Hoffnung.