# taz.de -- Medien in der Türkei: Polizei durchsucht Redaktionen
> Zeitungen sind erneut zum Ziel einer Razzia geworden. Einige
> regierungskritische Medien sind außerdem nicht zum G20-Gipfel in Antalya
> zugelassen worden.
IMG Bild: Mit dieser Masche sei die Türkei auf dem besten Wege zu einem „Dritte-Welt-Land“, sagen Regierungskritiker.
Istanbul dpa | Bei einer erneuten Razzia gegen regierungskritische Medien
in der Türkei haben Polizisten die Redaktionen der Zeitung Zaman und von
zwei weiteren Publikationen durchsucht. Von der Razzia in Istanbul in der
Nacht zu Donnerstag seien neben Zaman die englischsprachige Today‘s Zaman
und die zur selben Gruppe gehörende Zeitschrift Aksiyon betroffen gewesen,
[1][berichtete Today‘s Zaman auf ihrer Webseite]. Grundlage sei der
Verdacht gewesen, dass in der Zaman-Druckerei alternative Ausgaben der
kürzlich auf Regierungskurs gebrachten Zeitung Bugün produziert würden.
Zaman und Today‘s Zaman gehören zu den regierungskritischen Medien, die
bislang nicht zum G20-Gipfel in Antalya zugelassen wurden. Auf Anfrage der
Deutschen Presse-Agentur in Istanbul teilten die Redaktionen der beiden
Blätter und die der Zeitung Sözcü mit, sie hätten auf ihre
Akkreditierungsanträge keine Antwort erhalten. Alle drei Redaktionen
sprachen übereinstimmend von „Zensur“.
Ein Sprecher der Nachrichtenagentur Cihan sagte, nur zwei ihrer Reporter
seien akkreditiert worden, obwohl mehr Anträge gestellt worden seien. Die
regierungskritische Zeitung Cumhuriyet und die Nachrichtenagentur Dogan
teilten dagegen mit, ihre Reporter seien zugelassen worden. Die Frist zur
Akkreditierung für den Gipfel am kommenden Sonntag und Montag lief am 31.
Oktober ab. Journalisten wurden bereits vor Tagen informiert, wenn sie
akkreditiert wurden.
Die Zaman-Medien und die Agentur Cihan stehen dem Prediger Fethullah Gülen
nahe. Gülen war einst ein Verbündeter von Staatspräsident Recep Tayyip
Erdogan, gilt inzwischen aber als sein Erzfeind. Die Medien der
Dogan-Gruppe greifen Erdogan regelmäßig an.
„Wir haben es mit einer umfangreichen, in weite Bereiche übergreifenden
Zensur zu tun“, sagte Zaman-Nachrichtenchef Fatih Uygur der dpa. „Das ist
eine schmutzige, auch politisch nicht vertretbare Vorgangsweise. Damit ist
die Türkei auf dem besten Weg, ein Dritte-Welt-Land zu werden.“
Ende vergangenen Monats hatten staatliche Treuhänder die Medien der
ebenfalls Gülen-nahen Mediengruppe Koza Ipek auf Regierungskurs gezwungen.
Dazu gehörte auch die Zeitung Bugün. Gekündigte Redakteure hatten danach
die alternative Özgür Bugünn (Freie Bugün) gegründet.
Die EU hatte sich am Dienstag in ihrem Türkei-Bericht besorgt über die
Pressefreiheit im Land geäußert. Auf der Rangliste der Pressefreiheit von
Reporter ohne Grenzen liegt die Türkei auf Platz 149 von 180 Staaten. Der
türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hält die Medien in seinem
Land dagegen für frei. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur
Anadolu werden 3.000 Journalisten beim G20-Gipfel erwartet.
12 Nov 2015
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