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       # taz.de -- Koalition einigt sich auf BND-Reform: Der Geheimdienst-Beauftragte kommt
       
       > Union und SPD wollen den Bundesnachrichtendienst stärker kontrollieren.
       > So soll das Ausspähen unter Freunden künftig vermieden werden.
       
   IMG Bild: Ein „BND-Ohr“ mit 18 Metern Durchmesser im bayrischen Bad Aibling.
       
       Berlin dpa | Union und SPD haben sich auf die Inhalte einer umfassenden
       Geheimdienstreform geeinigt. Das bestätigten die zuständigen Fachpolitiker
       der Koalition, Clemens Binninger (CDU) und Burkhard Lischka (SPD), dem rbb
       Inforadio. Demnach sollen dem Bundesnachrichtendienst (BND) politische
       Spionage in EU-Ländern und –Institutionen sowie Wirtschaftsspionage
       verboten werden.
       
       Dazu wird das BND-Gesetz geändert. Zweite Säule der Reform ist den Angaben
       zufolge eine bessere parlamentarische Kontrolle der Geheimdienste. Dazu
       bekommt der Bundestag einen Ständigen Bevollmächtigten, eine Art
       Geheimdienst-Beauftragten.
       
       Anlass für die Reform sind Vorgänge, die wiederholt für erheblichen Wirbel
       sorgten und deren Aufklärung nur schleppend verläuft. Über Jahre soll der
       BND dem US-Geheimdienst NSA geholfen haben, europäische Unternehmen und
       Politiker auszuforschen. Nach Darstellung des Auslandsgeheimdienstes soll
       der Einsatz umstrittener Selektoren – Telefonnummern, E-Mail- und
       IP-Adressen – 2013 beendet worden sein.
       
       Vor rund drei Wochen hatten BND-Präsident Gerhard Schindler und das
       Kanzleramt das Parlamentarische Kontrollgremium des Bundestages darüber
       informiert, dass auch der BND Spionage unter Freunden betrieb. Nach
       Informationen des rbb Inforadios sollen Frankreichs Außenminister Laurent
       Fabius und selbst der deutsche Diplomat Hansjörg Haber abgehört worden
       sein.
       
       ## Brisante Spionageziele
       
       Auch der Internationale Strafgerichtshof, das UN-Kinderhilfswerk Unicef,
       die Weltgesundheitsorganisation WHO, das FBI sowie europäische und
       amerikanische Firmen hätten zu den brisanten Spionagezielen gehört, meldete
       der Sender am Mittwoch.
       
       „Wichtig ist, dass wir den Satz der Kanzlerin „Ausspähen unter Freunden,
       das geht gar nicht“, endlich Realität werden lassen“, sagte Lischka. „Das
       erfordert eine klare gesetzliche Regelung, die wir jetzt schaffen werden.“
       
       Binninger sagte: „Wir werden sicher europäische Regierungen und
       Institutionen schützen.“ Das Ausforschen entsprechender Telefone oder
       Computer wäre dann nur noch in begründeten Ausnahmefällen erlaubt. „Das
       heißt, dass eine entsprechende Telekommunikations-Überwachung nur möglich
       ist, wenn es einen Terrorismusverdacht gibt, wenn es um Organisierte
       Kriminalität geht oder wenn Rüstungsembargos umgangen werden sollen“,
       erläuterte Lischka.
       
       ## Genehmigung vom Kanzleramt
       
       Ein besonderer Schutz für US-Einrichtungen ist dem Bericht zufolge im
       BND-Gesetz nicht vorgesehen. Allerdings soll der BND zusätzlich
       verpflichtet werden, seine Spionageziele ausschließlich nach dem
       Auftragsprofil der Bundesregierung auszurichten – was das Ausspähen
       US-amerikanischer Einrichtungen faktisch ausschließen würde.
       
       Jede Maßnahme der strategischen Fernmeldeaufklärung des
       Auslandsgeheimdienstes muss künftig vom BND-Präsidenten selbst angeordnet
       und vom Kanzleramt genehmigt werden. „Der Bundesnachrichtendienst hat
       offensichtlich in den vergangenen Monaten nicht gewusst, was der
       Bundesnachrichtendienst macht“, so Lischka.
       
       Beide Gesetzentwürfe sollen nach Angaben von Binninger und Lischka im
       Januar in den Bundestag eingebracht und bis Sommer 2016 beschlossen werden.
       Die Reform soll dann zum 1. Januar 2017 in Kraft treten.
       
       13 Nov 2015
       
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