# taz.de -- Kolumne Pressschlag: Muss der DFB so gut sein wie die Fifa?
> Die viel belächelte Fifa hat mit beachtenswerten Demokratie-Beschlüssen
> vorgelegt. Damit setzt sie den deutschen Verband fies unter Druck.
IMG Bild: Kehrt der DFB mal tüchtig fifamäßig aus?
Kann sich die Fifa eigentlich noch unter Wert verkaufen? Diese Frage muss
eindeutig bejaht werden. Es ist natürlich schon etwas blöd gelaufen, dass
der Interimspräsident des Fußballweltverbands Issa Hayatou vor der
Weltpresse einen epochalen Kulturwandel seiner Organisation ankündigte und
dann bei der Präsentation des großen Reformwerks einschlief.
Und doof war gewiss auch, dass zwei südamerikanische Funktionäre des
Exekutivkomitees [1][wegen Korruptionsvorwürfen inhaftiert wurden], bevor
sie in ihrem Gremium für eine [2][neu strukturierte, weniger
korruptionsanfällige Fifa votieren] konnten. Und dass das
US-Justizministerium wenig später bekannt gab, gegen 16 weitere Funktionäre
[3][würde Anklage erhoben], trübte fraglos sehr nachhaltig den Tag, der als
Wendepunkt in die Geschichte der Fifa eingehen sollte.
Dennoch sind die Maßnahmen, die in Zürich am Donnerstag beschlossen wurden
durchaus beachtenswert. Nach Maßstäben von Antikorruptionsexperten mögen
sie etwas halbherzig erscheinen. Vergleicht man aber die Fifa mit den
demokratiefeindlichen Strukturen anderer Sportverbänden, dann sind die
jüngsten Beschlüsse als revolutionär einzustufen.
Bereits zuvor landete der so schlecht beleumundete Verband in einer Studie
der Katholischen Universität im belgischen Löwen zu Leitungs- und
Lenkungsformen von 35 olympischen Fachverbänden auf dem zweiten Platz.
Untersucht wurden Kriterien wie Transparenz, Kontrolle, demokratische
Abläufe, Kommunikation und Solidarität. Mit den neuesten Veränderungen hat
die Fifa womöglich nun auch noch der Internationalen Reiterlichen
Vereinigung den Spitzenrang abgelaufen.
## Muss sich der DFB Regeln geben wie die Fifa?
Unter gehörigen Druck setzt der Fußballweltverband damit aber insbesondere
seine eigenen Unterorganisationen. Und damit sind gar nicht mal vornehmlich
die süd- und mittelamerikanischen Vereinigungen gemeint, die gerade im
Fokus der US-amerikanischen Ermittlungsbehörden stehen. Beim Deutschen
Fußball-Bund, der sich vor dem Skandal rund um die eigene Weltmeisterschaft
2006 der Fifa moralisch noch hoch überlegen fühlte, muss es den Herren
bange zumute sein, wenn sie das Reformwerk von Zürich genauer studieren.
Nach den jüngsten Erschütterungen muss der DFB sich schließlich ebenfalls
neu aufstellen. Um eine Ethikkommission, die bei der Fifa schon vor ein
paar Jahren einberufen wurde, kommt man hierzulande vielleicht nicht mehr
herum. Aber wie steht es denn mit den anderen Beschlüssen des Weltverbands?
Soll sich künftig etwa einer wie Franz Beckenbauer einer
Integritätsüberprüfung aussetzen müssen? Soll man nun tatsächlich auch die
Amtszeit des DFB-Präsidenten beschränken? Und muss man die Frauenquote von
16,6 Prozent im neuen Fifa-Council unbedingt auf den Deutschen Fußball-Bund
übertragen?
Im 16-köpfigen Präsidium des nationalen Verbands gibt es bislang mit
Hannelore Ratzeburg ja schon eine Frau. Und ihr wurde die exklusive Aufgabe
anvertraut, sich doch um den Frauenfußball zu kümmern. Womit sollen sich
denn die möglichen weiteren Quotenfrauen befassen? Muss der DFB jetzt
wirklich so gut werden wie die Fifa?
5 Dec 2015
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## AUTOREN
DIR Johannes Kopp
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