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       # taz.de -- Neue Sicherheitsgesetze: Belgien macht es wie Frankreich
       
       > Das Land plant eine Verschärfung der Sicherheitsgesetze. So sollen nach
       > Belgien zurückkehrende Syrien-Kämpfer im Gefängnis landen.
       
   IMG Bild: Auch dort will der belgische Staat härter durchgreifen: Polizeinsatz in Molnebeek, Brüssel.
       
       Brüssel taz | Nach Frankreich hat nun auch in Belgien die Stunde der
       „nationalen Einheit“ geschlagen. Das zerstrittene, durch Sprachenstreit und
       Verwaltungschaos gelähmte Land reagiert auf die teils hausgemachte
       Terrorgefahr mit einem politischen Schulterschluss. „Wir müssen
       zusammenstehen und unsere Werte, die Demokratie und die Toleranz
       verteidigen“, rief Premierminister Charles Michel am Donnerstag in Brüssel
       aus. Alle Fraktionen im föderalen Parlament klatschten Beifall. Eine
       Premiere, wie die Tageszeitung Le Soir notiert.
       
       Genau wie in Frankreich ist die neue Notgemeinschaft mit einer massiven
       Verschärfung der Sicherheitsgesetze verbunden. Der liberale Regierungschef
       legte einen 18-Punkte-Plan vor, der es in sich hat. Zum Teil geht er weit
       über die aktuelle EU-Rechtslage hinaus.
       
       Die auf den ersten Blick spektakulärste Verschärfung ist, dass
       Syrien-Kämpfer, die nach Belgien zurückkehren, künftig im Gefängnis landen
       sollen. Die Inhaftierung muss zwar noch von einem Richter angeordnet
       werden, doch sie soll, „so oft wie möglich“, angeordnet werden, so Michel.
       Damit reagiert die Regierung auf die bittere Erkenntnis, dass mehrere
       mutmaßliche Terroristen, darunter auch der vermutete Drahtzieher der
       Attentate von Paris, der Belgier Abdelhamid Abaaoud, ihre Verbrechen in
       Brüssel vorbereitet haben – nach der Rückkehr aus Syrien.
       
       Insgesamt sollen 500 Belgier nach Syrien gereist sein, um beim „Islamischen
       Staat“ das Morden zu lernen. Belgien ist damit – auf die Bevölkerungszahl
       umgerechnet – das Land mit der höchsten Dichte von „Foreign Fighters“.
       
       Sogenannte Gefährder sollen künftig eine elektronische Fessel tragen, damit
       sie jederzeit ausfindig gemacht werden können. Zudem soll der anonyme Kauf
       von SIM-Karten für Handys unterbunden werden, sagte Michel vor dem
       Parlament. Auch wird Belgien die Verfassung ändern, damit mutmaßliche
       Terroristen künftig für 72 statt für 24 Stunden in U-Haft genommen werden
       können.
       
       Von großer Tragweite sind auch weitere Ankündigungen: So will Belgien
       künftig alle Flug- und Bahnreisenden in einem nationalen
       Passagierdatensystem registrieren. Es wird auch ein elektronisches
       Stimmenregister angelegt. Zudem wird die Internet- und Telefonüberwachung
       massiv ausgeweitet. Sie habe mitgeholfen, die Antiterroraktion in Paris St.
       Denis vorzubereiten, erklärte Michel unter großem Beifall.
       
       20 Nov 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eric Bonse
       
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