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       # taz.de -- Treffen der EU-Innenminister: Alle Reisenden werden überprüft
       
       > Die EU-Innenminister führen schärfere Kontrollen an den
       > Schengen-Außengrenzen ein. Auch EU-Bürger sollen überprüft werden.
       
   IMG Bild: Zäune werden gezogen, die Kontrollen verschärft: Die EU macht dicht.
       
       Brüssel taz | Als Reaktion auf die Anschläge von Paris will die Europäische
       Union die Schengen-Außengrenzen schärfer kontrollieren. Künftig sollen
       nicht nur Nichteuropäer, sondern auch EU-Bürger bei der Ein- und Ausreise
       einem Sicherheitscheck unterzogen werden. Dies kündigten die
       EU-Innenminister nach einem Treffen in Brüssel an. Auch innereuropäische
       Flüge sollen überwacht werden.
       
       Frankreich hatte das Sondertreffen nach den Anschlägen von Paris beantragt.
       Zwar hatte die EU schon nach dem Attentat auf Charlie Hebdo im Januar
       schärfere Sicherheitsmaßnahmen beschlossen. Sie sind aber immer noch nicht
       in Kraft.
       
       „Die Zeit der leeren Versprechen ist zu Ende, wir brauchen harte
       Maßnahmen“, sagte der französische Innenminister Bernard Cazeneuve, der zu
       Hause unter massivem Druck steht. Vor allem der rechtsextreme Front
       National hat drastische Maßnahmen gefordert und die Schließung der Grenzen
       verlangt.
       
       Cazeneuves Ruf wurde in Brüssel erhört – zumindest auf dem Papier. Die
       Innenminister haben alle drei Hauptforderungen Frankreichs aufgenommen.
       Dazu zählt neben der verschärften Kontrolle der Außengrenzen auch die
       Kontrolle der Flugpassagierdaten und ein größerer Einsatz gegen
       Waffenschmuggel. Allerdings sind die Maßnahmen damit noch nicht in
       trockenen Tüchern.
       
       ## Unkontrollierte Einreise aus der Türkei
       
       So sträubt sich das EU-Parlament gegen die systematische Erfassung
       europäischer Passagierdaten. Die Innenminister setzen die EU-Abgeordneten
       nun unter Druck, damit sie bis Jahresende zustimmen. Auch der Kampf gegen
       den Waffenschmuggel stockt. Die EU-Kommission hat zwar am Mittwoch einen
       neuen Entwurf vorgelegt. Er dürfte aber erst 2016 verabschiedet werden.
       
       Probleme gibt es auch bei der Sicherung der Außengrenzen. Damit auch
       EU-Bürger bei der Einreise von der Polizei durchleuchtet werden können,
       muss das Schengen-Abkommen geändert werden. Bisher sind darin keine
       systematischen Kontrollen vorgesehen. Die Innenminister wollen sie trotzdem
       sofort einführen und die Änderung des Schengen-Kodex nachholen.
       
       Dennoch bleibt eine Sicherheitslücke: die unkontrollierte Einreise über den
       Seeweg über die Türkei nach Griechenland. Die EU bemüht sich zwar um ein
       Abkommen mit der Türkei. Doch die Gespräche sind ins Stocken geraten, wie
       die Financial Times berichtet.
       
       Streit gibt es auch über den Austausch von Geheimdienstinformationen. Trotz
       der Terrorgefahr tauschen bisher nur fünf EU-Staaten Informationen aus,
       kritisierte EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos. Man müsse daher den
       Grundstein für einen EU-Geheimdienst legen. Dem widersprach
       Bundesinnenminister Thomas de Maizière: „Ich kann mir nicht vorstellen,
       dass wir bereit sind, dort unsere nationale Souveränität aufzugeben.“
       
       20 Nov 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eric Bonse
       
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