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       # taz.de -- Wahlkampf in den USA: Trump spielt mit der Terrorangst
       
       > Nach den Anschlägen von Paris entdeckt Donald Trump ein neues Thema für
       > sich: 9/11. Er will live gesehen haben, wie sich Menschen aus den Türmen
       > stürzten.
       
   IMG Bild: Ein Mann und seine Massen
       
       Berlin taz | Im Reigen der republikanischen Präsidentschaftskandidaten ist
       Donald Trump in den vergangenen Monaten nicht gerade als Weichei
       aufgefallen. Im Gegenteil nutzt er jede Gelegenheit, sich als den härtesten
       und natürlich den erfolgreichsten Mann für das Weiße Haus zu inszinieren.
       Mit seiner Rhetorik gegen Mexikaner, Flüchtlinge und Einwanderung hält er
       sich konstant an der Spitze aller [1][Umfragen von Iowa bis New Hampshire.]
       Je nach Umfrage vor Ben Carson oder Marco Rubio.
       
       In seine Reden und Interviews schleichen sich mitunter steile Thesen, die
       aber beim Publikum offensichtlich gut ankommen. Seit [2][den Anschlägen von
       Paris am 13. November] geht auch in den USA bei vielen die Terrorangst
       wieder um. 9/11 ist erneut präsent, Fragen nach Sicherheit und Überwachung
       werden von den 24-Stunden-Nachrichtensendern in der Dauerschleife gestellt.
       
       Klar, dass sich auch alle KandidatInnen zum Thema Terror und Sicherheit
       verhalten. Während der ersten TV-Debatte der demokratischen Kandidaten nach
       den Anschlägen [3][inszenierte sich Hillary Clinton] als Frau, die nicht
       nur Präsidentin kann, sondern auch Oberbefehlshaberin über die
       us-amerikanischen Streitkräfte.
       
       Und nun also auch Trump. Am Montag hielt er im US-Bundesstaat Ohio – einem
       der wichtigsten Staaten bei einer Präsidentschaftswahl, weil seine Wähler
       nie klar entweder dem demokratischen oder republikanischen Lager
       zuzurechnen sind – eine seiner vielen Reden. Und vermeldete dann: Er habe
       am 11. September 2001 beobachtet, wie Menschen aus dem brennenden World
       Trade Center gesprungen seien. [4][“Wer möchte schon im 102. Stock stehen
       und die Wahl zu haben, zu verbrennen oder zu springen? Und viele Leute sind
       gesprungen. Ich habe es beobachtet.“]
       
       Trump referierte dann über das Fenster, das er sich in sein Penthouse hatte
       einbauen lassen, um den wundervollen Blick über Manhatten zu genießen. Das
       Penthouse mit dem Fenster steht allerdings in Midtown, mehr als sieben
       Kilometer entfernt. Nachfragen von Journalisten, [5][unter anderem von
       CNN], wie Trump es geschafft habe, auf diese Distanz eine solche
       Beobachtung zu machen, blieben bisher unbeantwortet.
       
       Während seiner Rede in Ohio griff Trump auch noch eine weitere seiner
       Behauptungen auf, die Anfang der Woche für Aufregung gesorgt hatte: dass
       Tausende Muslime in New Jersey die 9/11-Angriffe bejubelt hätten. Die
       Washington Post hat diese These mit großer [6][Akribie widerlegt] und Trump
       für diese Erzählung zu Recht vier Pinocchios „verliehen“, um das Ausmaß der
       Lüge deutlich zu machen. Trump hielt in Ohio an seiner Behauptung fest und
       nannte als Beleg „Hunderte, die mich angerufen haben und sagen: Wir haben
       es auch gesehen“.
       
       ## New Jersey mit Nahost verwechselt
       
       Chris Christie, Gouverneur von New Jersey, der ebenfalls gern
       Präsidentschaftskandidat der Konservativen werden würde, [7][widerspricht
       Trump] und kann sich nicht an derartige Szenen erinnern. Ben Carson,
       Chirurg und neben Trump einer der populäreren Kandidaten bei den
       Republikanern, hatte Trump zunächst zugestimmt, rudert nun aber auch
       zurück. [8][Laut einer ABC-Journalistin] entschuldigte sich Carsons
       Wahlkampfteam. Carson habe Bilder aus dem Nahen Osten mit New Jersey
       verwechselt. Ansonsten nimmt sich Carson aber nicht viel mit Trump. Auch er
       hat sich dafür ausgesprochen, [9][keine syrischen Flüchtlinge in den USA
       aufzunehmen].
       
       Fakten und Rationalität kommen offensichtlich derzeit nicht gut an bei den
       WählerInnen in den USA. Carson ist die Nummer 2 [10][in aktuellen Umfragen]
       und liegt dabei noch ganze zehn Prozentpunkte hinter Donald Trump. (hav)
       
       24 Nov 2015
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.nytimes.com/interactive/2016/us/elections/presidential-candidates-dashboard.html
   DIR [2] /Schwerpunkt-Islamistischer-Terror/!t5251352/
   DIR [3] /Die-USA-nach-den-Anschlaegen-in-Paris/!5251420
   DIR [4] http://www.youtube.com/watch?v=ahfN63zja3A
   DIR [5] http://edition.cnn.com/2015/11/23/politics/donald-trump-9-11-twin-towers/
   DIR [6] http://www.washingtonpost.com/news/fact-checker/wp/2015/11/22/donald-trumps-outrageous-claim-that-thousands-of-new-jersey-muslims-celebrated-the-911-attacks/
   DIR [7] http://www.politico.com/story/2015/11/chris-christie-trump-911-new-jersey-216142
   DIR [8] http://twitter.com/KFaulders/status/668924301953798144
   DIR [9] http://www.bencarson.com/news/news-updates/ben-carson-the-u.s.-must-not-accept-any-syrian-refugees-time
   DIR [10] http://edition.cnn.com/2015/11/22/politics/donald-trump-leads-ben-carson-two-polls-election-2016/index.html
       
       ## TAGS
       
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