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       # taz.de -- Bill Gates auf der Klimakonferenz: Weltrettung wird präsentiert von ...
       
       > Der Klimagipfel ist in den Händen eines Glaubenssatzes: Grünes Wachstum
       > wird uns retten. Die Prediger sind die Milliardäre dieser Welt.
       
   IMG Bild: Einige Mitglieder der „Breakthrough Energy Coalition“.
       
       Berlin taz | Bill Gates will jetzt die Welt retten. Amazon-Chef Jeff Bezos
       ist auch dabei, Facebook-Gründer Mark Zuckerberg sowieso, der Deutsche
       Hasso Plattner, SAP-Mitgründer, ebenfalls. Mit Aliko Dangote ist auch der
       reichste Geschäftsmann Afrikas im Boot, genauso wie der Hardcore-Finanzier
       George Soros – insgesamt stehen 27 Namen auf der Retter-Liste.
       
       „[1][Breakthrough Energy Coalition]“ nennt sich die Initiative, die Gates
       am Montag zusammen mit US-Präsident Barack Obama auf dem Klimagipfel
       vorgestellt hat. Die Botschaft: Der Klimawandel wird jetzt auf
       amerikanische Art gelöst: Problem analysieren, Ärmel hochkrempeln, wer
       nicht mit uns ist, ist gegen uns, ein Big Business daraus machen, fertig.
       Der Klimagipfel markiert insofern eine Zäsur, wenn auch eine, die sich seit
       Jahren ankündigt: Ein veritabler Teil der Weltwirtschaft blockiert
       Klimaschutz nicht mehr, sondern will daran verdienen.
       
       Die Initiative ist längst nicht die einzige dieser Art. Selbst Großkonzerne
       aus dem Energiesektor wie Shell oder Eon haben bereits Aufrufe zur
       Reduktion von Treibhausgasen gestartet.
       
       Gates’ Analyse ist einfach: Die Welt muss bis 2050 80 Prozent Treibhausgase
       reduzieren, so das wissenschaftlich fundierte Ziel. Das alles bei
       steigender Bevölkerung und Milliarden Menschen, die aus der Armut befreit
       werden wollen. Eigentlich weiß niemand, wie das unter ein Hut zu bringen
       ist. Laut Gates braucht es ein „Energiewunder“.
       
       ## Sonnenstrom „kommt Nachts nicht“
       
       Woher das kommen soll? Technologisch setzt Gates unter anderem auf
       Kernfusion, steckte bereits Geld in Start-ups zur Entwicklung von
       Mini-Atomkraftwerken. Er findet Wind- und Solarenergie zwar nützlich, aber
       Sonnenstrom „kommt Nachts nicht“, wie er in einem Interview mit The
       Atlantic kürzlich sagte.
       
       Stattdessen müsste die Privatwirtschaft, also er und die anderen Manager,
       mit öffentlichen Forschungsgeldern unterstützt werden. Gates spricht von
       einer nötigen Verdopplung der öffentlichen Förderung.
       
       Dass Obama die Initiative unterstützt, ist nicht verwunderlich. Der
       US-Präsident schmiedet seit Langem eine Art progressive Allianz aus
       kalifornischer Hightechbranche und demokratischer Partei – ein „Green New
       Deal“ ist sein Slogan, um den American Way of Life mit einer nötigen
       Ökologisierung der Wirtschaft zu versöhnen.
       
       Bereits vor einigen Wochen sagte der Philosoph Peter Sloterdijk in einem
       taz-Gespräch: „Aus der Perspektive altlinker Animositäten erscheint es
       natürlich wie ein Pakt mit dem Teufel, wenn man den Urheber eines Übels in
       die Rolle des Retters einsetzt.“ Er könnte es heute, in Anbetracht der
       neuen Gates-Initiative, glatt noch einmal wiederholen.
       
       1 Dec 2015
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.breakthroughenergycoalition.com/en/who.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ingo Arzt
       
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