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       # taz.de -- Streit zwischen Russland und Türkei: Ölgeschäfte mit IS-Miliz?
       
       > Putin erhebt Vorwürfe gegen die Türkei: Erdogan habe den Kampfjet
       > abgeschossen, um Öllieferungen des IS zu schützen. Der türkische
       > Präsident dementiert.
       
   IMG Bild: Bei dem G20-Gipfel war der russisch-türkische Disput noch nicht eskaliert
       
       Paris AP | Im türkisch-russischen Streit über den Abschuss eines russischen
       Kampfflugzeugs legt Kremlchef Wladimir Putin mit neuen Vorwürfen gegen
       Ankara nach. Russland lägen Informationen vor, wonach Öl aus von der
       Terrormiliz Islamischer Staat kontrollierten Lagern im großen Stil in die
       Türkei fließe, erklärte Putin in Paris.
       
       Es gebe für Moskau jeden Grund zur Annahme, dass der Beschluss zum Abschuss
       des russischen Kampfjets vom türkischen Wunsch getrieben gewesen sei, diese
       Lieferungen zu schützen. Putin sprach von einem massiven, illegalen und
       industriellem Import von IS-produziertem Öl in türkisches Territorium.
       
       Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan dementierte die Vorwürfe
       Moskaus umgehend. Die Türkei beziehe Öl und Gas lediglich aus legalen
       Quellen wie beispielsweise Russland, sagte Erdogan am Montagabend nach
       Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu am Rand der internationalen
       Klimakonferenz in Paris. Erdogan forderte Putin auf, Beweise für seine
       Behauptung vorzulegen.
       
       Türkische Kampfjets hatten die russische Maschine am vergangenen Dienstag
       abgeschossen, weil Ankara seinen Luftraum verletzt sah. Moskau erklärte
       hingegen, der Jet sei nur über syrischem Gebiet geflogen, und der Abschuss
       sei eine vorsätzliche Provokation gewesen. Einer der russischen Piloten
       starb.
       
       In Washington bestätigte indes Außenamtssprecherin Elizabeth Trudeau, dass
       der russische Jet den türkischen Luftraum verletzt habe. Dies hätten
       Beweise aus der Türkei und „unsere eigenen Quellen“ belegt, sagte Trudeau.
       
       ## Keine Entschuldigung, aber bereit für Gespräche
       
       Erdogan drückte sein Bedauern über den Vorfall aus, lehnt aber eine formale
       Entschuldigung ab. Am Montag bekräftigte Regierungschef Ahmet Davutoglu
       diese Haltung: „Kein türkischer Ministerpräsident oder Präsident wird um
       Entschuldigung bitten...weil wir unsere Pflicht getan haben“, sagte
       Davutoglu in Brüssel nach einem Treffen mit Nato-Generalsekretär Jens
       Stoltenberg.
       
       Sein Land sei aber bereit für Gespräche mit Russland, wenn das Land
       Vorfälle wie den Abschuss in Zukunft vermeiden wolle. Die Türkei hoffe,
       dass Moskau angekündigte Wirtschaftssanktionen gegen türkische Interessen
       überdenken werde. Der türkische Ort Antalya sei für viele russische
       Urlauber „wie ein zweites Zuhause“, sagte Davutoglu.
       
       Allerdings sieht Russland ein Mea Culpa der Türkei als Voraussetzung für
       eine Wiederannäherung an. Am Montag verhängte Russland im Rahmen neuer
       Sanktionen Beschränkungen auf die Einfuhr von türkischem Obst und Gemüse.
       
       ## Bilateraler Disput gefährdet globalen Schulterschluss
       
       Putin erklärte, es „tue ihm leid“, den Kollaps der langkultivierten
       Beziehungen zur Türkei erleben zu müssen. Doch hätten die Probleme im
       bilateralen Verhältnis schon vor langer Zeit begonnen, als die Türkei die
       Überstellung russischer Terrorverdächtiger verweigert habe.
       
       Im Übrigen schmälerten Dispute wie jener um den abgeschossenen Jet die
       Kooperation im Kampf gegen Extremisten und Bemühungen um eine Lösung in
       Syrien, sagte Putin. „Unsere Piloten schreiben auf ihre Bomben: ‚Für uns!‘
       und ‚Für Paris!‘. Und die türkische Luftwaffe schießt unseren Bomber ab.
       Über was für eine Art von breiter Koalition reden wir dann?“, fragte Putin.
       
       Gleichwohl werde Russland seine Bemühungen um eine Bildung einer
       umfassenden Koalition gegen den Extremismus fortsetzen. Ein globaler
       Schulterschluss gegen den IS sei unmöglich, solange „einige sich
       Terrororganisationen bedienen, um kurzweilige politische Ziele zu verfolgen
       und dabei die UN-Sicherheitsresolutionen missachten, die den Verkauf
       illegal produzierten Öls verbieten“, erklärte Putin.
       
       1 Dec 2015
       
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