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       # taz.de -- Kolumne Gefühlte Temperatur: Es stinkt und es kostet
       
       > Die Konferenz in Paris tut etwas fürs Klima. Mit dem Wohlfühlklima auf
       > dem Konferenzgelände ist es hingegen nicht so weit her.
       
   IMG Bild: Teurer Spaß: ein Menü auf der COP 21. Aber immerhin aufgegessen.
       
       Ça pue!Es stinkt. Und das beim Betreten des Hochsicherheitszeltes, in dem
       alle Gipfelstürmer durchleuchtet werden. Es stinkt nach Schweiß, nach
       beengt gehaltenen Insassen von Terrarien und nach über eine Woche Gipfel
       beginnt die dunkelgraue Auslegware auf dem Boden auszufransen. Dass ich mir
       als nichtmanikürte Frau beim Betreten des Securitybereichs am
       kantig-spitzen Türknauf fast die Hand aufgeschnitten hätte: geschenkt.
       
       Ansonsten gibt es gratis nur Wasser und Reden – Letztere in Gängen, in
       Hallen, live zum Angucken, übertragen auf hunderte Bildschirme, oder auch
       nicht zum Angucken, weil hinter verschlossenen Türen. Alles andere: ça
       coute cher, es kostet Knete. Ein zierliches Sandwich ist unter 5 Euro nicht
       zu haben, dafür aber mit Einweg-Holzbesteck.
       
       Ordentliches auf die Hand gibt es zu reellen Preisen nur bei Achsele, wie
       er sich ausspricht, oder Axel, wie sein Namensschild verkündet. Er betreibt
       den modern gehaltenen Bretterverschlag „Chalet Montagnard“ und hat Raclette
       im Angebot, mit Pellkartoffeln und Käse. Für 6 Euro gibt es einen Glühwein
       dazu. Sie nennen ihn hier Vin Chaud und er trinkt sich so plörrig wie auf
       jedem Christkindlmarkt.
       
       Das findet auch der recht junge Scheich Hamad bin Hamdan al-Khanran aus dem
       Oman. Letzte Woche sei er in Köln gewesen: „Der Glühwein dort war zu süß.“
       Scheich Hamad wird abgeholt von einer Dame auf Stilettos. Sie trägt ein
       gefrorenes Lächeln und viele Akten. Er verabschiedet sich von mir, im
       Fortgehen rafft er sein mintfarbenes Gewand. Wenig später sehe ich die
       Rückenfront des Scheichs am Pissoir.
       
       Die COP-Toiletten, und ich prangere das an, sind meist so konstruiert, dass
       der weibliche Blick zwangsläufig an den nahe der Männertür angebrachten
       Pissoirs hängenbleibt. Und manchmal stehen da eben Scheichs. Meine
       Raclettebekanntschaft bringt ihr Geschäft wohl zum Abschluss, ich
       verschwinde schon vorher diskret auf mein Örtchen.
       
       12 Dec 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Harriet Wolff
       
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